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17.08.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Zahlen und Lügen / Was man mit Statistik alles machen kann, warum Juden keine Ahnung haben, und wer der SPD den Nachruf schreiben sollte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-18 vom 17. August 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Zahlen und Lügen / Was man mit Statistik alles machen kann, warum Juden keine Ahnung haben, und wer der SPD den Nachruf schreiben sollte

Da haben wir uns zu früh gefreut. Eben noch standen wir voller Entzücken vor der sorgsam eingefädelten Anti-Rassismus-Kampagne unter der Parole „MeTwo“. Doch kaum hatte der Feldzug Fahrt aufgenommen, ist er in der leidigen Debatte um sprunghaft gestiegene Kindergeldzahlungen ins Ausland versackt. Zahlungen, die nicht nur völlig überhöht sind, sondern zu einem Gutteil auch glatt ergaunert werden.

Was das eine mit dem anderen zu tun hat? In der Sache: wenig bis nichts. Aber in der Aussage: alles. Denn es geht schließlich um die Zweiteilung der Welt in schuldige Deutsche und unschuldige Ausländer, die unter den Deutschen leiden müssen. Nun stehen die Deutschen plötzlich als Opfer da. Opfer einer unsinnigen, politisch aber gewollten Regelung und bandenmäßig organisierter Ausländer, die ihnen dreist in die Tasche greifen.

Es ist zum Haareraufen, genau dieses Bild sollte doch mit allen Mitteln vermieden werden! Nun heißt es, schnelle Abhilfe zu schaffen, indem man den Skandal so gründlich wie möglich zerredet. Schon rechnen die Findigen uns vor: Zwar würden mittlerweile 600 Millionen Euro Kindergeld ins Ausland fließen, aber das seien ja nicht einmal zwei Prozent des gesamten Kindergeld-Etats.

Ein famoses Argument, mit dem man selbst gröbste Übeltaten kurz und klein faseln kann. Ein Mensch ist ermordet worden? Läppisch, die anderen sieben Milliarden leben ja noch. Außerdem ist die große Mehrheit der Menschheit friedlich, weshalb selbst eine steil ansteigende Zahl von Morden nicht aufgebauscht werden darf.

Zahlen müssen ohnehin erst mal richtig ausgewählt und bewertet werden, damit sie politisch auch in die richtige Richtung zielen. Ulla Jelpke von der Linkspartei hat solche Zahlen gefunden, nämlich die über Attacken auf Asylsucher. Sie spricht von einem unerträglichen Zustand, an dem auch AfD und CSU mitschuldig seien wegen ihrer alltäglichen Hetze und der negativen Thematisierung von Zuwanderung. Nun sollte man sich die Zahlen nicht allzu genau ansehen, sonst gerät die erwünschte Botschaft nämlich gehörig ins Wackeln. Ja, Asylsucher erleiden oft Verbrechen. Jedoch waren bei Straftaten, denen Asylsucher 2017 zum Opfer fielen, nur 15 Prozent der Tatverdächtigen Deutsche. Demnach haben zu 85 Prozent andere Zuwanderer den „unerträglichen Zustand“ herbeigeführt, der Frau Jelpke dermaßen erschüttert. Die Daten stehen im „Bundeslagebild 2017“ des BKA.

Umgekehrt sieht es übrigens anders aus. Bei Straftaten von Zuwanderern waren 41 Prozent der Opfer Deutsche, bei Sexualdelikten von Immigranten sogar 72 Prozent. „Unerträglicher Zustand“? Ulla Jelpke schweigt.

Muss sie gar nicht. Stattdessen könnte sich die rührige Genossin doch einfach anderen Zahlen zuwenden, die ihr viel besser passen werden. Nach Auskunft der Bundesregierung waren 87 Prozent der antisemitischen Straftaten im ersten Halbjahr 2018 rechtsextremistisch motiviert, nämlich 349 von 401.

Also nix da mit „importiertem Judenhass“, der mit muslimischen Immigranten nach Deutschland kommt! Fast alles Nazis! Merkwürdig ist bloß, dass sich die Erfahrungsberichte von Juden so völlig anders anhören, als es die bundesamtlichen Zahlen gebieten. Danach ist der aktuell erlebte Antisemitismus in Deutschland beinahe durch die Bank islamischer Herkunft, insbesondere der gewalttätige. Michael Wolffsohn spricht hinsichtlich der offiziell verbreiteten Zahlen über die Abkunft der zeitgenössischen Judenhasser in Deutschland sogar von „Lüge“. 

Aber was wissen Juden schon von Judenhass? Den zu beurteilen sollen sie mal bitte schön unseren Statistiksalons überlassen. Die haben einen ausgefuchsten Weg gefunden, wie man die nackten Daten in die erhoffte Richtung frisiert. Es ist ganz einfach: Jede antisemitische Straftat, deren Urheber nicht zweifelsfrei ermittelt werden kann, buchen sie automatisch auf das Konto „Rechtsextremismus“. Sobald also ein Dschihadist unerkannt aus der Menge heraus „Juden ins Gas“ brüllt und in der Nacht darauf ein Hakenkreuz an die jüdische Schule schmiert, ist der deutsche Rechtsextremismus wieder um zwei Taten gefährlicher, haben die Immigranten zwei neue Gründe, sich vor dem Rassismus der Deutschen zu fürchten und gibt es zwei weitere Argumente, warum mehr Steuergeld in den linksextremen Kampf gegen Rechts investiert werden muss.

Im Grunde können sich unsere deutschen Judenhasser den ganzen Ärger mit dem selber Schmieren und Brüllen sparen. Das erledigen hilfreiche Hände für sie, welche in immer größerer Zahl ins Land strömen. Und je weniger Schmierer, Brüller und Prügler die Polizei ermitteln kann, desto breiter darf die Nazibrust anschwellen angesichts der ansteigenden „Erfolgsquote“, wenn doch jeder unaufgeklärte Fall bei den braunen Buben verbucht wird.

Mit Zahlen zu schwindeln ist eine leichte Übung. Wer Zweifel hegt an „mit Zahlen belegten Fakten“, der gilt als einer, der auch abstreiten würde, das zwei plus zwei vier ergibt. Also wahlweise als Idiot oder als „Fake News“-Hetzer. Erst wenn man die Zahlen ein bisschen näher unter die Lupe nimmt, ergibt sich manchmal ein ganz anderes Bild als das politisch erwünschte.

Doch wer tut das schon? Thilo Sarrazin ist so einer. Schon „Deutschland schafft sich ab“ von 2010 war ein Statistikschinken aus der Feder des zahlenverliebten Ex-Bundesbankers und Finanzsenators a.D. Übernächste Woche erscheint sein nächster Schocker unter dem Titel „Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“. Die Stimmung steigt, die Verunsicherung wächst und kriecht in alle Winkel der politisch korrekten Republik.

Eine durch den „Presseklub“ gut bekannte freie Journalistin versuchte es im ZDF-„Morgenmagazin“ mit kindlicher Beschwörungstaktik: „Thilo Sarrazin muss man nicht beachten.“ Dabei sah sie aus wie einer, der sich die Finger in die Ohren steckt und laut singt, weil ihn das Gebrüll des Löwen so sehr ängstigt.

Sarrazin nicht beachten? Die Sozialdemokraten, bei denen der Autor ja immer noch Mitglied ist, täten das allzu gern. Geht aber nicht, schließlich werden sie dauernd nach dem ärgerlichen Genossen gefragt. Die Partei hatte schon 2010 versucht, den Unruhestifter hinauszuwerfen, war aber vor Gericht gescheitert.

Besonders blöde wird die Sache dadurch, dass der Inhalt des Buches bis zum offiziellen Erscheinungsdatum, dem 30. August, strenger Geheimhaltung unterliegt. Selbst in der PAZ-Redaktion weiß vorher nur der Rezensent, was drin steht. Wenn der was verrät, wird eine hohe Geldstrafe fällig.

So sind die SPD-Granden dazu verurteilt, heillos herumzueiern. Der Vorsitzende der SPD-„Arbeitsgemeinschaft Migration“, Aziz Bozkurt, murrt: „Wenn das neue Sarrazin-Buch die gleiche Qualität hat wie das alte, dann würden wir das Ausschlussverfahren durchziehen wollen.“ Soll wohl heißen: Wenn Sarrazin wieder den Sarrazin macht, dann werden wir auch genau das machen, womit wir schon damals baden gegangen sind. Zumindest haben wir uns ganz fest vorgenommen, das zu wollen. 

Thilo Sarrazin selbst weiß vermutlich gar nicht wohin vor diebischer Freude. Letztlich machen die Sozen ja nichts anderes als das, was sie am allerwenigsten wünschen, nämlich unbezahlbare Werbung für das neue Buch. Dieser Fluch klebt an allen untergehenden Machtsystemen: Was sie auch tun, es wendet sich gegen sie. Als Volkspartei ist die SPD schon untergegangen. Wer sich das Geflatter um ein noch gar nicht bekanntes Buch ansieht, mag sich kaum vorstellen, dass der Laden noch lange existiert. Vielleicht sollte ein talentierter Autor schon mal mit dem Nachruf auf die einst große Partei beginnen. Hätten Sie nicht Interesse, Herr Sarrazin?