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24.08.18 / Günstig in den Urlaub / Türkische Lira-Schwäche belebt den Tourismus in Erdogans Reich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-18 vom 24. August 2018

Günstig in den Urlaub
Türkische Lira-Schwäche belebt den Tourismus in Erdogans Reich

Die Krise der türkischen Lira wird zunehmend zu einem Problem für Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Nicht so für Touristen, denn sie profitieren von dem Preisverfall und damit auch der türkische Tourismusbereich. Denn dieser hat eine schwere Krise hinter sich. Nach der Welle von Anschlägen in Istanbul und Ankara 2016 und dem gescheiterten Militärputsch im Juli desselben Jahres war die Zahl der europäischen Besucher massiv eingebrochen. 

Seit Jahresbeginn sei die Zahl ausländischer Besucher in der Türkei um 30 Prozent gestiegen, sagt der Chef des Verbands der Reiseagenturen (Türsab), Firuz Baglikaya. Er erwartet, dass die Zahl der Touristen dieses Jahr sogar 40 Millionen erreicht und der Umsatz im Tourismus auf beachtliche 32 Milliarden Dollar steigt.

Doch das Land ist abermals in turbulentem Fahrwasser, vor allem, weil der Staatschef einen Privatkrieg mit dem US-Präsidenten Donald Trump führt. Hintergrund des Streits ist das Schicksal des in der Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson. Die USA fordern seine sofortige Freilassung. Die Strafzölle der US-Regierung hatte die türkische Landeswährung Lira massiv einbrechen lassen. Staatspräsident Erdogan sprach in dem Zusammenhang sogar von einem „Wirtschaftskrieg“. 

Die US-Regierung hat die Verantwortung für die wirtschaftlichen Probleme in der Türkei umgehend zurückgewiesen. „Die wirtschaftlichen Probleme haben nicht erst begonnen, als wir am 1. August dieses Jahres Sanktionen gegen zwei Personen verhängt haben“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert.

US-Präsident Donald Trump hatte in dem Streit auch eine Verdoppelung von Strafzöllen auf türkische Einfuhren von Stahl und Aluminium verkündet. Erdogan reagierte daraufhin mit einem Aufruf zum Boykott von Elektronik aus den USA.

Dass es aufgrund der neuerlichen Turbulenzen abermals einen Einbruch im Tourismussektor geben könnte, glauben Experten allerdings nicht. Die Zahl der Buchungen sei unverändert hoch, teilte eine Sprecherin des Tourismusunternehmens Thomas Cook mit. 

Die Touristen, die sich derzeit in der Türkei aufhalten, profitieren sogar vom Währungschaos. Auch deutsche Touristen können den Lira-Verfall ausnutzen, wenn sie in türkischen Läden oder auf Märkten einkaufen gehen. Die Hotelpreise seien allerdings längerfristig vereinbart und nicht vom aktuellen Wechselkurs bestimmt, erläuterte die Sprecherin  des Reiseveranstalters Thomas Cook: „Wir sehen bereits seit Beginn des Jahres eine sehr erfreuliche Erholung der Türkei-Buchungen für die aktuelle Sommersaison.“ 

Bei Last-Minute-, also kurzfristig gebuchten Reisen sei die Türkei ebenfalls stark gefragt. Bei den deutschen Gästen von Thomas Cook liege die Türkei aktuell nach Spanien, aber noch vor Griechenland auf Platz zwei der beliebtesten Urlaubsziele für den Sommer.

Doch vor allem ausländische Investoren beobachten die Entwicklung mit Sorge. „Investoren versuchen, ihr Geld noch kurz-

fristig abzuziehen“, sagte der Chef des Münchener Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Clemens Fuest. Langfristig werde dies zwangsläufig auch Auswirkungen auf Investoren haben.P.E.