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24.08.18 / Original oder Kopie? / Berliner Kupferstichkabinett – Zeichnungen der Rembrandtschule

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-18 vom 24. August 2018

Original oder Kopie?
Berliner Kupferstichkabinett – Zeichnungen der Rembrandtschule

So manches Kunstmuseum gerät ins Zittern, wenn die Frage nach der Authentizität gestellt wird. Rembrandt oder nicht Rembrandt? Zeichnungen des holländischen Meisters wurden schon von Beginn an mit Zeichnungen seiner Schüler und Mitarbeiter verwechselt, die im selben Stil arbeiteten. Aktuelle Forschungen führten in den vergangenen Jahren zur umwälzenden Neubewertung von Rembrandts zeichnerischem Werk, die auch den großartigen Bestand des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin betrifft.

Die Ausstellung „Aus Rembrandts Werkstatt. Zeichnungen der Rembrandtschule“, die dort vom 24. August bis 18. No­vember läuft, zeigt rund 100 der besten Zeichnungen aus Rembrandts Umfeld sowie einige Originale aus der eigenen Sammlung und anderen Museen.

Kunstexperten hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Zeichnungen, die Rembrandt zugeschrieben waren, genauer unter die Lupe genommen. Dabei kamen sie zu verblüffenden Er­gebnissen: Mehr als die Hälfte der Zeichnungen, die noch im großen Bestandskatalog des Wiener Kunsthistorikers und Albertina-Direktors Otto Benesch 1954 bis 1957 als Originale aus der Hand des Meisters beschrieben wurden, gelten heute als Werke von Schülern und Mitarbeitern. Auch das Kupferstichkabinett musste er­nüchtert feststellen, das viele Zeichnungen aus dessen Bestand nicht vom Meister selbst, sondern von Mitarbeitern seiner Schule und seines Kreises stammten.

Die Ursache der Gleichartigkeit der Zeichnungen und damit auch der Verwechslung von Originalarbeiten mit Zeichnungen anderer Künstler liegt im Werkstattbetrieb selbst: Rembrandt beschäftige von den 1630er bis in die 1660er Jahre zahlreiche Schüler; namentlich bekannt sind etwa 50, weitere blieben anonym. Es handelte sich um junge Anfänger, aber auch um bereits ausgebildete Künstler so­wie um Liebhaber, die seines großen Rufes wegen zu Rembrandt kamen. Einen zentralen Aspekt der Ausbildung nahm dabei der Zeichenunterricht ein. Rembrandt legte seinen Schülern eigenhändige Blätter vor, die vielfach direkt als Vorbildmaterial fungierten. Sie durften diese legal kopieren.

Nachdem 2006 die eigenhändigen Werke des holländischen Meisters in einem kritischen Katalog veröffentlicht wurden, stellt das jetzt erscheinende Werkverzeichnis des Kupferstichkabinetts die rund 160 Arbeiten aus Rembrandts Umfeld vor, die vormals noch als Originale Rembrandts galten. Der Katalog wird von einer Ausstellung mit ungefähr 100 Zeichnungen von Ferdinand Bol, Willem Drost, Gerbrand van den Eeckhout, Arent de Gelder und weiteren Künstlern aus Rembrandts Umfeld begleitet.

Einige wenige Originale Rembrandts aus eigenem Besitz und anderen Sammlungen, die den Schülerblättern an die Seite gestellt werden, zeigen den Besuchern sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die bisweilen subtilen Unterschiede von Arbeiten des Meisters und seiner Schule. Die Ausstellung wird damit auch einen Einblick in die Art und das Wesen des Zeichenunterrichts in Rembrandts Werkstatt geben.tws


Matthäikirchplatz, 10785 Berlin, geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein kritischer Katalog mit Werkverzeichnis im Sandstein Verlag, Dresden.