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24.08.18 / Altes Königsberger Stadion bleibt Sportstätte / Arbeiten beunruhigten die Bevölkerung – Bau von Luxuswohnungen im Zentrum befürchtet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-18 vom 24. August 2018

Altes Königsberger Stadion bleibt Sportstätte
Arbeiten beunruhigten die Bevölkerung – Bau von Luxuswohnungen im Zentrum befürchtet
Jurij Tschernyschew

Das älteste Stadion in Königsberg soll zu einem sportlichen Landschafts-park ausgebaut werden.

Nicht jede Stadt hat in ihrem  Zentrum ein Stadion. Königsberg hat zudem das älteste in der Russischen Föderation. 1892 hatte der Stadtrat und Bankier Walter Simon im Königsberger Zentrum einen Sportplatz gebaut, der nach ihm den Namen Walter-Simon-Platz erhielt. Das heutige Stadion fasst zirka 14000 Zuschauer und ist das Heimstadion des Königsberger Fußballklubs „Baltika“. 

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft gab es Diskussionen darüber, was mit dem Stadion geschehen soll, wenn erst das neue Stadion auf der Lomse fertig ist. Das Sahnegrundstück im Herzen der Stadt weckt schon lange Begehrlichkeiten bei Investoren, die es mit Luxuswohnungen bebauen wollen. Tatsächlich wird man wohl kaum einen besseren Ort dafür finden. Doch die Stadt hat entschieden, dass das Stadion und sein sportlicher Charakter erhalten bleiben sollen. 

Vor wenigen Tagen schlugen die Bürger allerdings Alarm, als sie auf dem Stadiongelände Bauarbeiten bemerkten. Vor dem Beginn der WM waren erst Grünflächen für das Training einer der Fußballmannschaft der WM, die in Königsberg spielen sollten, neu angelegt worden. Dann stellte sich jedoch heraus, dass das Stadion nicht den Anforderungen der FIFA entsprach, da es unmittelbar im Stadtzentrum liegt, und damit das Training für alle einsehbar sei. Von der geplanten Nutzung musste Abstand genommen werden. 

Der Zaun um das Stadion wurde entfernt, da er bereits defekt war, und durch einen vorläufigen ersetzt. Danach erfolgte ein reger Transport von Baumaterialien. Die Laufbahn um das Stadion wurde abgebaut, und Landvermesser begannen das Gelände zu vermessen. Die Städter wollten nicht wirklich glauben, dass die Gerüchte im Sinne von „nach der WM wird alles abgerissen und neu bebaut“ nun doch in Erfüllung gehen sollten. Es gab seitens der Stadt oder der regionalen Behörden keinerlei Informationen oder Erklärungen. 

Lediglich vom Fußballverein Baltika war zu hören, dass es sich um den planmäßigen Austausch der Bahnen handele, da sie von Zeit zu Zeit kaputt gingen und erneuert werden müssten: „Es war gefährlich, auf ihnen zu laufen: Bei einem Sturz verletzten sich die Menschen. Jetzt werden moderne Leichtathletik-Bahnen gebaut, die schon ausgehoben wurden. Zum Auffüllen werden moderne Mischungen verwendet.“

Es heißt, dass nun alle modernen Standards für ein Stadion erfüllt seien. Es wird nicht nur die Aschenbahn erneuert: Bald wird auch die nördliche Zuschauertribüne ersetzt. Sie stammt noch aus dem Jahr 1960 und droht zu verfallen. An ihrer Stelle soll  ein überdachter Komplex entstehen. Die Südtribüne, in der die bescheidene Technik des Stadions untergebracht ist, bleibt dagegen unangetastet. Will man den Ankündigungen der Stadt glauben, dann bleibt das Stadion als solches erhalten. Im Stadion „Baltika“ sollen Jugend- und Erwachsenenmannschaften trainieren, weil der Rasen des neuen Stadions auf der Lomse für intensives Training ungeeignet ist. 

Eines sei hinzugefügt: Bei Präsident Putins jüngstem Besuch in Königsberg wurde eine Sitzung des Rats für die Entwicklung der Kultur und Sport abgehalten. Bei der Gelegenheit erläuterte Gouverneur Anton Alichanow die Pläne für das Stadion Baltika: „Das älteste Stadion Russlands, Baltika, wird in einen Sport- und Landschaftspark verwandelt.“ Wenn das stimmt, hat das Stadion eine interessante Zukunft, und es wird nicht das Schicksal wie anderer Orte der Erholung und des Sports in der Stadt erleiden.