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31.08.18 / Es kamen nur acht Leute / Die »Blauen« um Frauke Petry suchen ihre politische Nische

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-18 vom 31. August 2018

Es kamen nur acht Leute
Die »Blauen« um Frauke Petry suchen ihre politische Nische

Unmittelbar nach der Bundestagswahl verließ Frauke Petry die Alternative für Deutschland. Mit ihrem neuen Projekt „Blaue Wende“ will sie im kommenden Jahr in Sachsen antreten. Derzeit übt Petry ein Doppel-mandat aus. Sie sitzt ebenso im sächsischen Landtag wie im Bundestag. Bei den Landtagswahlen in Sachsen in gut einem Jahr, dem 1. September 2019, wird sie als Spitzenkandidatin der „Blauen“ antreten. Der Zulauf zu „der blauen Partei“, so die offizielle Langbezeichnung  der Gruppierung, hält sich in Grenzen. Zu einer Art Wahlkampfauftakt seien vor einigen Wochen lediglich acht Personen gekommen, berichten Medien. In Sachsen habe die blaue Partei nicht einmal 100 Mitglieder. 

„Mir ging es nie um die Funktion oder Macht, sondern immer um die Inhalte von Politik“, sagt Petry und führt weiter aus: „Macht in einer Struktur, die in die falsche Richtung läuft, ist inhaltlich nicht mehr viel wert.“ Dies heißt so viel wie, dass es richtig gewesen sei, dass sie die AfD verlassen hat, auch wenn sie jetzt relativ machtlos ist. 

Anfangs hatte die Partei- und Fraktionsführung der AfD um Alexander Gauland, Jörg Meuthen und Alice Weidel gefürchtet, eher gemäßigte Mitglieder könnten Petry folgen. Doch bis auf ein paar vereinzelte Übertritte ist nichts geschehen. 

Im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ wünscht sich Petry eine wirtschaftsliberale blaue Bewegung als einen Ort, an dem sich Konservative sammeln, denen die FDP zu abgehoben ist und die AfD zu extrem. „Über alle Parteien von FDP bis CSU gibt es Konservative, sogar in der SPD“, sagt Petry. Es gibt viele Mitglieder in der AfD, die den Ausstieg Petrys bedauern. Sie selbst erklärt, sie haben den Kampf gegen „den radikalen Höcke-Flügel geführt und verloren. Aber wenigs-tens haben wir ihn geführt.“ Die Frage nach der Mitgliederzahl sei für sie derzeit noch „nachrangig“, so Petry. Zur Landtagswahl in Sachsen im kommenden Jahr könnten auch Nichtmitglieder auf der Parteiliste kandidieren. Doch in einem umkämpften Flächenstaat wie Sachsen mit nicht einmal 100 Mitstreitern einen Wahlkampf zu führen, gilt als aussichtslos. 

Petrys früherer Co-Vorsitzender Bernd Lucke hatte die AfD im Sommer 2015 nach dem ver­lorenen Machtkampf mit rund 4000 Mitstreitern verlassen, wobei sie dabei nicht nur Mandate im Europaparlament, sondern auch zahlreiche kommunale Sitze behalten und vor allem potente Geldgeber mitgenommen haben. Dennoch blieb seine Abspaltung, die zuerst „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (ALFA) hieß und jetzt „Liberal-Konservative Reformer – Die Eurokritiker“ (LKR) erfolglos. „Lucke hatte wesentlich mehr in der Hinterhand als Petry“, sagte der heutige AfD-Chef Meuthen. 

Zeitweise wurde innerhalb der AfD befürchtet, die Boulevardpresse könne der medienaffinen Petry kommendes Jahr erneut in den Landtag verhelfen. Doch nun rück-te die „Bild“-Zeitung von ihr ab und unterstellte ihr, über einen Abschied aus der Politik nachzudenken. Sie wolle nun auch nicht „krampfhaft“ um politische Ämter kämpfen, hatte diese erklärt: „Schließlich haben wir alle einen ordentlichen Beruf“.P.E.