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31.08.18 / Nur ein Vorgeschmack / Der Goiânia-Unfall lässt erahnen, was böse Absicht bewirken könnte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-18 vom 31. August 2018

Nur ein Vorgeschmack
Der Goiânia-Unfall lässt erahnen, was böse Absicht bewirken könnte

Wie die Folgen des Einsatzes von „schmutzigen Bomben“ aussehen könnten, illustriert ein Vorfall in der zentralbrasilianischen Stadt Goiânia, der als zweitschwerste Katastrophe bei der friedlichen Nutzung atomarer Technologien nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl gilt.

Am 13. September 1987 plünderten die beiden Müllsammler Wagner Pereira und Roberto Alves die Ruine des Instituto Goiâno de Radioterapia (IGR) und entwendeten dabei unter anderem ein ausgedientes Bestrahlungsgerät, das noch 93 Gramm hochradioaktives Cäsiumchlorid enthielt. Dieses verkauften sie an den Schrotthändler Devair Alves Ferreira. Der wiederum öffnete den Bleibehälter und nahm die darin befindlichen Kristalle wegen ihres faszinierenden blauen Leuchtens mit nach Hause. Einige Tage später veräußerte er die Reste des Gerätes an einen Kollegen.

Da litten schon zahlreiche Personen aus Ferreiras Umfeld an unerklärlichen Symptomen, woraufhin seine Ehefrau Maria Gabriela schließlich den Verdacht schöpfte, dies könne etwas mit dem seltsamen Fund im IGR zu tun haben. Das wurde am 29. September durch die               nationale Atomenergiebehörde 

NUCLEBRAS bestätigt, worauf ein staatliches Notfallprogramm anlief. Wie sich herausstellte, waren inzwischen bereits 249 Personen und 85 Häuser kontaminiert. Für vier Menschen kam jede Hilfe zu spät. Maria Gabriela Ferreira und ihre Nichte Leide das Neves Ferreira starben am 23. Oktober 1987. Kurz darauf traf es auch die beiden Gehilfen des leichtsinnigen Schrotthändlers. Außerdem erlitten viele andere Bewohner von Goiânia gesundheitliche Schäden, die in den Jahren danach zu weiteren Todesfällen führten.

Auch der materielle Schaden war groß. Sieben Gebäude muss­ten komplett abgerissen werden. Ebenso war die Dekontamination ganzer Straßenzüge sowie das Abtragen der obersten Erdschicht in den Parkanlagen und Gärten der Stadt nötig. Insgesamt entstanden dabei 3500 Kubikmeter radioaktiver Abfall, der noch 180 Jahre strahlen wird.W.K.