18.04.2024

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31.08.18 / Berlins S-Bahn will besser werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-18 vom 31. August 2018

Berlins S-Bahn will besser werden
Vera Lengsfeld

Als sich die Berliner Stadtväter in der Kaiserzeit daran gemacht haben, ein funktionierendes Verkehrssystem für eine rasant wachsende Hauptstadt zu entwickeln, ist ihnen etwas gelungen, das man von der heutigen Politik gar nicht         mehr erwartet: ein Verkehrsnetz, das äußerst zuverlässig mehr als hundert Jahre funktionierte. 

Sogar als während der 28 Jahre der Trennung der Stadt auch ihre Verkehrswege brutal unterbrochen wurden, funktionierte die S-Bahn in beiden Teilen weiterhin sehr gut. Es gab die Geisterbahnhöfe der Linien, die, um West-Berliner Stadtteile zu verbinden, unter Ost-Berliner Gebiet durchfahren mussten. Es gab den geteilten Bahnhof Friedrichstraße, der zur Sackgasse wurde; es musste in aller Eile eine neue Strecke zwischen Schönhauser Allee und Pankow gebaut werden, immer an der  Mauer lang. Aber dann lief alles wieder weitgehend reibungslos. 

Die Züge wurden regelmäßig auf Schäden überprüft und in eigenen Werkstätten repariert. Es war noch nicht üblich, in der Bahn zu essen, Alkohol zu trinken oder die Sitze mit Graffitti zu beschmieren.

Seit dem neuen Jahrtausend ist alles anders. Zwar konnte der S-Bahnring binnen kürzester Zeit wiederhergestellt werden – aber das war schon alles an Verbesserungen. 

Zunehmend wurde S-Bahn-Fahren zum  Geduldsspiel oder gar zur Lotterie. 

Weil die Kostenoptimierer geraten hatten, die eigenen Werkstätten zu schließen und die Reparatur an eine Fremdfirma zu übergeben, häuften sich die Ausfälle wegen nicht betriebsfähiger Wagen. Die Signal­anlagen wurden nur noch in großen  Abständen gewartet und fielen immer häufiger aus. 

Selbst wenn man auf den neu eingeführten automatischen Anzeigern liest, dass der  nächste Zug in fünf Minuten zu erwarten sei, ist das keine Garantie, dass der auch wirklich kommt. Es kann auch passieren, dass stattdessen plötzlich Zugausfall angekündigt wird. 

Das Warten auf den zunehmend verwahrlosten Bahnhöfen ist kein Vergnügen. Sie sind verdreckt und immer häufiger Treffpunkte für Alkoholiker oder Taschendiebe. Vorsorglich prangen überall Piktogramme, die davor warnen. Personal, an das man sich wenden kann, gibt es nicht mehr. 

Nun will Berlins S-Bahn endlich besser werden. S-Bahn-Chef Peter Buchner hat ein  Qualitätsprogramm angekündigt. Er stellte sich im Bahnhof Südkreuz direkt den Beschwerden seiner Kunden. Ob es wirklich hilft?