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31.08.18 / Van Gogh im Blick / Der Maler Peter August Böckstiegel erhält ein eigenes Museum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-18 vom 31. August 2018

Van Gogh im Blick
Der Maler Peter August Böckstiegel erhält ein eigenes Museum
Stephanie Sieckmann

Peter August Böckstiegel ist so etwas wie der Vincent van Gogh Westfalens. Er selbst war ein großer Verehrer des holländischen Maler, was man daran erkennt, dass er seinen Sohn auf den Namen Vincent taufen ließ. Jetzt wird am 31. August im Werther/Westfalen ein neues Muse­um eröffnet, in dem seinerseits Böckstiegel (1889–1951) als Vertreter des westfälischen Ex­pressionismus groß verehrt wird.

Aufgewachsen in einer Leinenweber-Familie in Arrode, das heute zu Werther gehört, kam Böckstiegel erstmals 1909 im Mu­seum Folkwang in Kontakt mit Werken van Goghs. Zu diesem Zeitpunkt besuchte der Maler- und Glasergeselle die neu gegründete Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld. Hier war es sein Lehrer Ludwig Godewol, der das Talent seines Schülers erkannte und ihn förderte. Im Jahr 1910 entstanden erste datierte Bilder von Böckstiegel. Schon diese frühen Werke zeigen, dass er einen eigenen Stil entwickelte. Entscheidenden Einfluss auf das Werk des Künstlers hatte sein Besuch der Sonderbund-Ausstellung in Köln von 1912.

Diese Ausstellung versuchte, die Entwicklungsgeschichte der zeitgenössischen Kunst, oder wie es im Katalog hieß „vielumstrittene Malerei unserer Tage“, zu präsentieren. Gezeigt wurden Werke der „Väter der Moderne“, zu denen Paul Gauguin, Paul Cézanne und Vincent van Gogh zählten. Allein van Gogh war mit 107 Gemälden vertreten. Weitere Künstler, die gezeigt wurden, waren Pablo Picasso und Edvard Munch, dazu die Künstler der Brücke, des Blauen Reiters und die Rheinischen Expressionisten.

Der zu diesem Zeitpunkt 23-jährige Böckstiegel war fasziniert vom Schaffen van Goghs. Böck­stiegel konnte gar nicht schnell genug von Köln zurück nach Arrode in sein Elternhaus reisen, um sich den Ideen zu widmen, die der Besuch der Ausstellung hervorgebracht hatte. Er schrieb: „Säle mit Werken der lodernden Flammenschrift van Gogh’schen Geistes. Die ruhige satte Haltung Gauguins, schwarzer tropischer Urwald, märchenhafte Stille und Schönheit ausstrahlend. Munchs nordische Geisterwelt, vom Le­bensstrom getragen, Werden und Vergehen. Dämonischer, nor­discher Spuk... Ein Orkan von unerhörter Macht und Fülle künstlerischer und geistiger Formung durchschauerte mich, trieb mich wieder nach Arrode zur Arbeit.“

Die Bilder Böckstiegels, die in den Folgejahren entstanden, zeigen die deutliche Prägung durch van Gogh. 1913 setzt der Künstler seine Ausbildung in Dresden fort. Die Stadt wurde zum Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens. Bei der Bombardierung der Stadt im Februar 1945 wurde das Atelier Böckstiegels mit mehr als 1000 Werken zerstört. Er kehrte daraufhin mit seiner Familie zurück in sein Elternhaus nach Werther. Dort baute er das Haus aus, errichtete ein neues Atelier und wurde 1947 Erster Vorsitzender der Westfälischen Sezession. 

Um dem Künstler besser gerecht werden zu können, wurde 2014 ein Antrag auf einen Anbau gestellt, der nun fertiggestellt ist. Ab Ende August werden dort weitere Meisterwerke von Böckstiegel dem Publikum zugänglich ge­macht.


Internet: www.museumpab.de