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31.08.18 / Allensteiner steigen auf Fahrräder um / Erstes Leihsystem mit 110 Drahteseln an zehn Stationen eingerichtet – 1813 Ausleihen an nur vier Tagen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-18 vom 31. August 2018

Allensteiner steigen auf Fahrräder um
Erstes Leihsystem mit 110 Drahteseln an zehn Stationen eingerichtet – 1813 Ausleihen an nur vier Tagen
Dawid Kazanski

Der zunehmende und von Autos dominierte Stadtverkehr in Allenstein macht die Suche nach Alternativen nötig. Stadtplaner und Umweltschützer suchen ständig nach Lösungen, die den stockenden Verkehr im städtischen Raum entlas-ten können. 

Eine der möglichen Maßnahmen zur Vermeidung von Staus, besonders in der Sommersaison, sind Leihfahrradsysteme. Seit Ende Juli haben auch Allensteiner die Gelegenheit, auf städtische Fahrräder umzusteigen. Das öffentliche Fahrradverleihsystem  ORM (abgeleitet von Olsztynski Rower Miejski) entstand vor allem dank der langjährigen Bemühungen von Aktivisten, die in dem gemeinnützigen Verband der Bürgerinitiativen „Wizja lokalna“ vereinigt sind. 

Bereits 2012 warben sie sowohl im Rahmen des Allensteiner Bürgerbudgets als auch im Rathaus, dem Behördensitz, für die Einrichtung eines städtischen Radverleihsystems. Diese Idee wurde jedoch jahrelang verschoben oder nicht ernst genommen, denn man hatte Wichtigeres bei der Stadtinfrastruktur zu tun. Zum Durchbruch kam es erst im laufenden Jahr, und das Pilotprogramm des Projekts startete am letzten Sonnabend im Juni. 

Das System der städtischen Zweiräder in Allenstein ist zwar noch nicht groß, dafür aber hochmodern, und es ist ein außerordentlich attraktives Verkehrsangebot. Der Betreiber, die Firma Roovee, hat an ausgewählten Orten in der Stadt insgesamt zehn Abstellstationen eingerichtet und stellt insgesamt 110 Fahrräder zur Verfügung. Die grün lackierten Räder, mit denen der Betreiber wirbt, gehören zur neusten Generation. Sie verfügen über eine Schaltung mit sieben Gängen, elektronisch gesteuerter Beleuchtung, die sich bei Dämmerung automatisch einschaltet, einen Korb für maximal fünf Kilogramm Gepäck, eingebaute Schlösser und was am wichtigsten ist, sie sind mit einem GPS-Ortungsgerät versehen. Solch eine Ausstattung verbindet Einfachheit mit moderner Technologie. Es ist möglich, ORM jederzeit für Fahrten durch die Stadt und darüber hinaus zu nutzen. Möchte man auf einen der Drahtesel steigen, muss man zunächst eine spezielle App auf sein Smartphone herunterladen, die allgemeinen Geschäftsbedingungen lesen und sie akzeptieren, ein Konto erstellen und eine Startgebühr in Höhe von umgerechnet zirka 2,50 Euro überweisen. Damit der Radfahrer viel Spaß für wenig Geld hat, sind die ersten 30 Minuten gratis, die nächsten 

kosten laut Preisliste pro zusätzlicher Minute Fahrt oder Standzeit zirka einen Eurocent. Obwohl die Rückgabe der Fahrräder an den zehn Zonen des Systems bevorzugt wird, um  zusätzliche Gebühren zu vermeiden, kann das geliehene Fahrzeug auch weit weg vom nächsten Abstellplatz an einem beliebigen öffentlichen Ort gegen einen Aufpreis abgestellt werden. Das ist dank der GPS-Geräte möglich, die nicht nur gegen Diebstähle absichern, sondern sowohl dem Betreiber als auch den registrierten Nutzern den genauen Standort des Fahrrads auf dem Handybildschirm anzeigen. 

Wer ein außerhalb des Abstellbereiches zurückgelassenes Rad ausleiht und damit eine gewisse Strecke zurücklegt und es schließlich zur Abstellstation zurückbringt, erhält ein Bonusguthaben auf seinem Konto. Darüber hinaus kann jeder Nutzer über die Internetseite Auskunft bekommen, welche Fahrräder in der nächsten Nähe gerade ausgeliehen, reserviert oder ausleihbar sind. Dass sich das eingeführte City-Bike-Programm einer steigenden Beliebtheit erfreut, ist aus den Zahlen ersichtlich, die der Betreiber des Radsystems öffentlich bekannt gab. Laut den Statis-tiken und Analysen, die im Zeit-raum der ersten vier Tage nach der Inbetriebnahme erstellt wurden, haben sich bereits 5100 Nutzer registriert. Die Zahl der Fahrradausleihen betrug 1813, und die Radler bewältigten eine imposante Gesamtdistanz von 5834 Kilometern. 

Das freut vor allem Fahrradliebhaber, weil die wachsende Popularität des Verleihsystems seinen Ausbau um weitere Fahrzeuge und Abstellstationen garantiert. In einem Interview beteuerte Stadtpräsident Piotr Grzymowicz, wenn sich das City-Bike-Projekt bewähre und die Statistiken ein großes Interesse der Allensteiner an dem Radverleihsystem widerspiegelten,  werde eine Fortsetzung in den kommenden Jahren und die Finanzierung zugesagt unter der Voraussetzung, dass der Stadthaushalt nicht übermäßig strapaziert wird. 

Die Entwicklungschancen des öffentlichen Radverkehrs sehen also positiv aus. Eines ist aber schon jetzt sicher: Einerseits schaffen die umweltfreundlichen Verkehrsmittel ein Gegengewicht zu herkömmlichen Autos, andererseits  funktionieren sie als Schnittstelle zum öffentlichen Nahverkehr und helfen zur Erhaltung einer guten Kondition. Wenn man noch all die bestehenden Fahrradrouten und das entstehende Projekt einer Reihe von Rad- sowie Wanderwegen (wie die Lynostrada) entlang der Alle berücksichtigt, gewinnt Allenstein bald ein noch fahrradfreundlicheres Image.