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07.09.18 / Wie ein Stich ins Wespennest / Thilo Sarrazins Buch zum Islam wird in Politik und Medien zerrissen – und ein Bestseller

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Wie ein Stich ins Wespennest
Thilo Sarrazins Buch zum Islam wird in Politik und Medien zerrissen – und ein Bestseller
Michael Leh

Thilo Sarrazin traut sich was. Islamkritische Bücher gibt es viele – aber kaum eines mit einem derart provokanten Titel: „Feindliche Übernahme – Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“. Im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin wurde das Buch mit Thilo Sarrazin vorgestellt, und zwar zunächst von Heinz Buschkowsky.

Wie in ein Wespennest gestochen hat Thilo Sarrazin mit seinem Buch über den Islam und die Folgen muslimischer Einwanderung nach Deutschland. Geradezu hysterisch reagierten führende SPD-Politiker. Noch bevor sie das Werk gelesen hatten, wurden Verdammnisurteile ausgesprochen und eine strenge Prüfung des Buches angekündigt, um den Genossen endlich aus der Partei werfen zu können. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatte erklärt: „Meine Bitte an die Medien: Macht dieses Buch nicht wichtiger, als es ist.“ Doch obwohl wie gleichgeschaltet nahezu alle Medien das Buch nur herunter machten, kletterte es sofort auf Platz 1 der Bestsellerliste des Versandbuchhändlers „Amazon“. Dort sind Rezensionen überschrieben mit „Es ist ein notwendiges Buch“, „Diese Wahrheit wollen unsere Politiker nicht hören“, „Unbedingt zu empfehlen“ oder „Hut ab, Herr Sarrazin“.

In der SPD schreckte man auch vor Beleidigungen und Angriffen unter der Gürtellinie nicht zurück. So bescheinigte das SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegner Sarrazin laut der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, dieser sei angeblich „charakterlich gescheitert“. Und: „Das einzige Interesse Thilo Sarrazins ist Thilo Sarrazin und sein kommerzieller Erfolg.“ Als ob der frühere Staatssekretär, Berliner Finanzsenator, Bundesbanker und bereits höchst erfolgreiche Autor es noch nötig hätte, mit 73 Jahren aus finanziellen Gründen ein weiteres Buch zu schreiben, und keine inneren Überzeugungen hätte. In dasselbe Horn stieß der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. Auf Twitter behauptete er: „Sarrazin nutzt SPD-Mitgliedschaft, um Geld zu machen. Wäre er nicht bei uns gewesen, hätte sich niemand für seinen Stuss interessiert.“ 

Auch der SPD-Nachwuchs meldete sich zu Wort. Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert haute auf Twitter dabei auch noch den früheren SPD-Bezirksbürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky, in die Pfanne: „Die Vorstellung des Sarrazin-Buches übernimmt heute Heinz Buschkowsky. Das sagt mehr über Buschkowsky, als über den Autor. Gut, dass er jetzt mal deutlich entschieden hat, in welchem Team er spielt.“ Der bekannte Blogger „Don Alphonso“, der selbst 33 Jahre SPD-Mitglied war, twitterte darauf: „Studienabbrecher und Parteifunktionär Kevin aus einer westberliner Beamtenfamilie urteilt über einen SPD-Mehrheitenbringer, der sich aus einer armen, teilweise geflohenen Familie in einem Keller selbst nach oben gearbeitet hat. Falls sich jemand fragt, warum die SPD untergeht.“

Der Raum im Haus der Bundespressekonferenz war bei der Buchpräsentation voll besetzt. Polizisten mit Schutzwesten und in Zivil waren präsent. Vor Sarrazin baute sich eine Wand von Kameras und Mikrofonen auf. Kerzengerade wie ein preußischer Gardeoffizier stand er am Podiumstisch und hielt sein Buch mit grünem Umschlag hoch. Grün ist auch die Farbe des Propheten Mohammed – wohl nur ein Zufall, aber passend.

Buschkowsky erklärte, man habe ihn gebeten, das Buch aus seiner Sicht vorzustellen, weil er „nach wie vor in einer Stadtregion lebe, die sehr stark geprägt ist von Migration“. Es war aber wohl auch ein kluger Schachzug, das SPD-Mitglied Buschkowsky das Werk vorstellen zu lassen. Der Ex-Bezirksbürgermeister machte zwar auch einige kritische Einwände gegenüber dem Buch – etwa, ob und wie man tatsächlich einen Zuzug von Muslimen „grundsätzlich unterbinden“ könne, wie es Sarrazin fordert – gar mit militärischen Mitteln. Doch es wurde klar, dass für Buschkowsky ein Parteiausschluss Sarrazins ein Unding wäre. Auch kritisierte er etwa die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl, die erklärt hatte, das Buch gar nicht erst lesen zu wollen. „Ich halte das für schlecht“, sagte Buschkowsky, „dass sie nicht einmal wissen will, welche politische Debatte auf welchem Hintergrund stattfindet.“ 

Sarrazin schreibe, aus islamischen Staaten kämen „keinerlei Impulse für den Fortschritt der Menschheit“, weder bei Patenten noch beim Bildungserwerb ihrer Bürger. Das „praktische Leben“ auch in der Diaspora sei geprägt von „Bildungsversagen, Arbeitslosigkeit,Transfer-Bezug, einem völlig absurden Frauenbild, starker Kriminalitätsneigung, einer hohen Gefahr der Radikalsierung jüngerer Leute“. Und von einer Geburtenrate, „die das eigentliche Problem und die eigentliche Bedrohung“ der westlichen Welt darstelle. 

Bezüglich der „Praxisbeispiele“ Sarrazins könne er dessen Darstellung nur bestätigen: „Ja, die Entwicklung in den Stadtlagen ist so. Sie ist in Teilen sogar schlimmer, als er sie beschreibt.“ Buschkowsky setzte noch eins oben drauf: „Ich glaube allerdings, wenn er es so beschrieben hätte, wie es tatsächlich ist, dann wäre das Ausschlussverfahren schon am Laufen.“ Auch er, Buschkowsky, habe sich beim Schreiben seiner eigenen Bücher „immer selbst anbinden müssen, um nicht zu stark zu formulieren“.

Thilo Sarrazin fasste die wichtigsten Aussagen seines Buches zusammen. Er verwies auch auf sein Werk „Deutschland schafft sich ab“. Umfragen hätten damals schon gezeigt, dass die von ihm angesprochenen Probleme einen großen Stellenwert in der Bevölkerung gehabt hätten. „Alles kam bislang deutlich schlimmer, als vor acht Jahren von mir analysiert – auch dank der seitdem betriebenen Politik der Bundesregierung.“ Die SPD stünde heute seiner Überzeugung nach besser da, wenn sie seine Analysen „intensiver studiert“ und nicht verdrängt hätte. „Es gäbe heute keine AfD im Bundestag“, meinte er. Alexander Kissler vom Magazin „Cicero“ hatte die Buchvorstellung und Pressekonferenz moderiert und schloss mit den Worten: „Die folgenden Wochen werden zeigen: Kann Deutschland Debatte?“