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07.09.18 / Planen die USA die Kriegswende? / Moskau wirft dem Westen vor, einen Vorwand für eine massive Intervention in Syrien zu inszenieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Planen die USA die Kriegswende?
Moskau wirft dem Westen vor, einen Vorwand für eine massive Intervention in Syrien zu inszenieren
Florian Stumfall

Syriens Präsident Baschar al-Assad scheint der Sieg im Syrienkrieg kaum noch zu nehmen sein. Neu gemischt würden die Karten allerdings, wenn die USA massiv intervenierten. Als Vorwand hierfür bereitet Hai’at Tahrir asch-Scham (Komitee zur Befreiung der Levante) eine Operation unter falscher Flagge vor. Das behauptet zumindest Moskau.

Laut dem Sprecher des russischen Vereidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, bereitet das in Syrien kämpfende radikalislamische Milizenbündnis „Hai’at Tahrir asch-Scham“ im nordsyrischen Idlib, dem letzten Rückzugsort der radikalen Moslems in dem Land, den Einsatz chemischer Kampfstoffe vor, um dieses Verbrechen dann der Regierung in Damaskus in die Schuhe zu schieben. Die noch in Syrien verbliebenen Weißhelme seien bereits darauf vorbereitet, Videoaufnahmen von den Opfern zu machen und in aller Welt zu verbreiten. 

Diese Aktion soll den Vereinigten Staaten den Vorwand liefern, auf breiter Front einen militärischen Angriff auf die Regierungstruppen zu beginnen. Auffallend ist, dass vonseiten des US-Militärs schon jetzt über eine baldige Giftgasattacke von Assads Seite geredet wird. Auffallend ist auch die Beobachtungen der russischen Seite, wonach die USA starke Kräfte um den syrischen Nordwesten zusammenziehen, und zwar dort, wo Idlib liegt. 

So wies Konaschenkow auf den US-amerikanischen Lenkrake­ten­zer­störer der Arleigh-Burke-Klasse „Ross“ hin, der vor Kurzem ins Mittelmeer eingelaufen ist und sich nun in dem Seegebiet vor der syrischen Küste aufhält. Er trägt unter anderem 28 Marsch­flugkörper vom Typ BGM-109 „Tomahawk“, wie sie die USA bei ihren letzten beiden Angriffen auf Syrien eingesetzt haben. Kurz zuvor hatte bereits ein Schwesterschiff der „Ross“, die „The Sullivans“, mit 56 Marschflugkörpern Position im Persischen Golf bezogen.

US-Offizielle ließen verlauten, man sei „in Alarmbereitschaft“ für den Fall, „dass der Präsident (Assad) eine solche Aktion (mit Giftgas) anordnen sollte“. Allerdings habe man keine Beweise dafür, dass chemische Waffen in die Gegend gebracht worden seien, die noch von den radikalen Moslems gehalten wird. Doch es gibt solche Beweise oder zumindest starke Hinweise, wenn auch von anderen Art, als von den USA gemeint.

Das russische Versöhnungszentrum in Syrien hat über verschiedene Quellen erfahren, dass Vertreter der Weißhelme eine große Ladung von Kampfmitteln in die Stadt Saraqib befördert und dort in einer Lagerhalle der salafistischen Rebellenmiliz „Ahrar al-Scham“ (Islamische Bewegung der freien Männer der Levante) untergebracht haben. Alexej Zygankow, der Leiter des Zentrums: „Nach Informationen, die das russische Versöhnungszentrum von mehreren unabhängigen Quellen in Idlib erhalten hat, wurde in die Stadt Saraqib mit zwei Lkw eine große Fracht von Giftstoffen geliefert.“

Acht Vertreter der Weißhelme hätten danach den Transport begleitet und seien in der Lagerhalle, die zur Unterbringung von Treibstoffen und Schmiermitteln benutzt werde, von zwei hochrangigen Kommandeuren der Ahrar al-Scham willkommen geheißen worden. Zygankow weiter: „Später wurde ein Teil der Fracht in Plastikbehältern ohne Kennzeichnung an einen anderen Stationierungsort der Militanten im Süden der Provinz Idlib gebracht.“

Für einen bevorstehenden Giftgaseinsatz seitens der Assad-Gegner unter falscher Flagge spricht nicht nur der Aufmarsch der US-amerikanischen Kriegsmarine; auch zu Lande treffen die USA umfängliche Vorbereitungen. So ist ein überschallschneller, strategischer Langstreckenbomber vom Typ Boeing B-1B auf den Militärstützpunkt Al-Udeid in Katar verlegt worden, von wo aus er Damaskus erreichen kann. Noch auffälliger ist, dass das US-Militär im nordöstlichen Syrien Radar-Systeme stationiert. Das geschieht im Gebiet der Kurden, der letzten noch verbliebenen nennenswerten Verbündeten der USA in Syrien. Die Anlagen werden in einem Streifen von der Stadt Manbidsch im Norden bis zur südlichen Grenze des Gouvernements Deir ez-Zor errichtet. „Die Amerikaner haben seit Langem einen Plan, Flugverbotszonen in Syrien einzurichten“, bietet das russische Verteidigungsministerium als Erklärung für dieses Verhalten der US-amerikanischen Kollegen an.

Flugverbotszonen in einem Land zu schaffen, in dem man sich widerrechtlich aufhält, ist eine gefährlich Sache. Eine solche Maßnahme war schon öfter der erste Schritt der USA zum Krieg, beim letzten Mal in Libyen. In Syrien aber richtet sich die Maßnahme nicht nur gegen die legale Regierung, sondern ebenso gegen einen NATO-Partner der USA, die Türkei. 

Ankara hat zu verstehen gegeben, dass das türkische Militär in seinem Kampf gegen die Kurden in Syrien niemals darauf Rück­sicht nehmen werde, dass es sich dabei um Verbündete der USA handelt. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an: „Um die Kurden endgültig davonzujagen, sind wir auch zu Kampfhandlungen gegen ihren Verbündeten, die USA, bereit.“ 

Schließlich würden sich die USA durch eine Flugverbotszone auch mit Russland anlegen. Das russische Militär ist auf Bitten der syrischen Regierung im Land und sieht keinen Anlass, sich von anderen Mächten draus verdrängen zu lassen.

Der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, beschuldigt sowohl die USA als auch Großbritannien und Frankreich, sich an den Vorbereitungen des Giftgasanschlags zu beteiligen: „Diese Provokation, die unter aktiver Teilnahme der britischen Geheimdienste vorbereitet wird, kann als Vorwand für einen erneuten Luft- beziehungsweise Raketenangriff durch die westliche ,Dreiergruppe‘ (Washington–London–Paris) gegen die syrische Militär- und Zivilinfrastruktur dienen“, so der Botschafter.