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07.09.18 / Vietnam will Entschädigung / Bayer-Tochter Monsanto soll für Agent-Orange-Opfer zahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Vietnam will Entschädigung
Bayer-Tochter Monsanto soll für Agent-Orange-Opfer zahlen
Norman Hanert

Das vietnamesische Außenministerium fordert von dem Agrarkonzern Mon­santo und anderen Unternehmen eine Entschädigung für die Opfer des chemischen Entlaubungsmittels „Agent Orange“. Während des Vietnamkrieges hatten die US-Streitkräfte in großen Mengen Agent Orange großflächig über Vietnam und auch Laos versprüht. Ziel war die Entlaubung von Wäldern, um den gegnerischen Kämpfern der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams die Tarnung im Dschungel zu erschweren, aber auch die Vernichtung der Ernte auf den Feldern. Agent Orange enthielt unter anderem auch hochtoxisches Di­oxin. 

Ein Sprecher des Außenministeriums in Hanoi nahm direkten Bezug auf ein unlängst ergangenes Urteil in den USA. Ein kalifornisches Gericht hatte dabei Monsanto verpflichtet, einem Schulgärtner, 289 Millionen US-Dollar als Schadenersatz zu zahlen. Der Kläger hatte geltend gemacht, ein von Monsanto hergestelltes Herbizid hätte bei ihm Krebs ausgelöst. Ob das Urteil einer Berufung standhält, bleibt abzuwarten. 

Allerdings existieren laut einem Bericht des Senders BBC allein in den USA 5000 weitere Klagen gegen Mon­santo, das erst seit wenigen Monaten ein Tochterunternehmen des deutschen Chemie- und Pharma-Riesen Bayer ist. Der 63 Milliarden US-Dollar schwere Kauf von Monsanto durch Bayer ist die bislang größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Bereits nach dem Schadensersatzurteil des kalifornischen Gerichts war der Kurs der Bayer-Aktie abgestürzt.

Sollte es tatsächlich zu Entschädigungsklagen aus Vietnam kommen, dann könnte davon noch ein weiteres deutsches Unternehmen betroffen sein. Zu den Lieferanten von Agent Orange an das US-Militär gehörte seinerzeit neben Monsanto auch der US-Konzern Dow Chemical. Laut Recherchen des „Spiegel“ soll die Firma Boehringer Ingelheim an Dow Chemical 1967 Zwischenprodukte für die Herstellung von Agent Orange geliefert haben. Obwohl es sich beim Vietnamkrieg um eine Ost-West-Auseinandersetzung handelte, lieferte auch ein Staatsbetrieb aus der damaligen Tschechoslowakei ein Agent-Orange-Vorprodukt. 

Zu den Spätfolgen des Einsatzes von Agent Orange gehören Totgeburten, Fehlbildungen bei Neugeborenen, neurologische Schädigungen und Krebserkrankungen. Schätzungen des vietnamesischen Roten Kreuzes gehen dahin, dass in dem Land noch immer ungefähr eine Million Menschen von gesundheitlichen Spätfolgen des Gifteinsatzes betroffen sind. In den USA war im Jahr 2005 eine Sammelklage mit Bezug auf den Agent-Orange-Einsatz abgewiesen worden. Das Gericht hatte im Einsatz des Mittels „keine chemische Kriegsführung“ und deshalb keinen Verstoß gegen internationales Recht gesehen.