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07.09.18 / Afrikas Migrationsgeschäft / Ressource Mensch – Nigeria kämpft gegen den Menschenhandel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Afrikas Migrationsgeschäft
Ressource Mensch – Nigeria kämpft gegen den Menschenhandel
Bodo Bost

Ähnlich wie der Papst kann auch die Bundeskanzlerin nirgendwo mehr hinfliegen, ohne dass das Thema Migration auf der Tagesordnung steht. So war es zuletzt auch bei ihrer Reise nach Westafrika. Obwohl Migration von Afrika nach Europa zunehmend erschwert wird, ist der Wunsch in Benin-Stadt, Nigerias Auswandererhochburg im Bundesstaat Edo, ungebrochen,  nach Europa zu gehen. 

Die Regierung des Bundesstaates Edo hat jetzt ein Gesetz gegen Menschenhandel angekündigt. Damit will man nicht nur die illegale Migration bekämpfen, sondern auch das tausendfache Sterben der Migranten auf dem Weg durch die Sahara und über das Mittelmeer nach Europa. Die Staatsregierung arbeitet an einem Gesetz, das sicherstellen soll, dass Täter, die Menschenhandel und illegale Migration unterstützen, statt nur zu Geld- zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. 

Neben der Gesetzesverschärfung startet derzeit eine Sensibilisierungskampagne gegen Menschenhandel, eine Kooperation der Bundesstaatsregierung von Edo mit internationalen Organisationen wie der EU. Nigeria ist nicht nur einer der bevölkerungsreichsten Staaten Afrikas, sondern wegen seines Ölreichtums auch einer der wohlhabendsten. Besonders die Jugend, die sich jetzt nach Europa aufmacht, ist das Potenzial des Staates für die Zukunft. Ihr Weggang schwächt die Wirtschaft und sorgt für Fachkräftemangel im eigenen Land. So äußerte kürzlich der Gouverneur von Edo, Godwin Obaseki, seine Besorgnis über die zunehmende Zahl von Todesfällen von Nigerianern beim Versuch, übers Mittelmeer nach Italien zu gelangen. 

In Afrika gibt es keine offiziellen Zahlen über die Menschen, die bei der Auswanderung sterben, weil sich ja keiner vor der Abreise registrieren lässt. Auch deren Tod wird statistisch nicht erfasst. Afrikas Politiker wollen das tausendfache Sterben aber nicht länger ignorieren. „Die größte He­rausforderung besteht darin, mit den Paten des Menschenhandels in Afrika fertigzuwerden, und dazu brauchen wir die Hilfe der internationalen Gemeinschaft und der Sicherheitsagenten“, sagte Obaseki, „das sind Geschäftsleute, sie haben Bankkonten in Europa, sie haben Agenten, die hierher kommen, um Leute zu rekrutieren, wir sollten herausfinden können, wer diese Leute sind, und sie verfolgen.“

Edo ist nicht nur die Region der stärksten Abwanderung innerhalb Nigerias. In Edo begann auch vor knapp 30 Jahren der große Treck nach Europa. Es waren zunächst Frauen, die Anfang der 1990er Jahre nach Italien einwanderten, um dort in der Prostitution die Grundlage für ein Netzwerk illegaler Immigration zu legen. Die Prostitution wurde ein blühendes Geschäft, mit ihr entstanden Kartelle in ganz Europa. 

Aus dieser großen Wanderung, die längst über die Prostitution hinausgewachsen ist und sich durch andere illegale Geschäftsfelder wie Drogenhandel oder Waffenschmuggel diversifiziert hat, ist in Nigeria ein riesiges Geschäft auch für die Einheimischen geworden. Die Weltbank schätzt, dass Nigerianer allein im Jahr 2017 knapp 19 Milliarden Euro aus Europa in ihre Heimat überwiesen haben. Das ist weitaus mehr als an Entwick­lungshilfe aus Europa in dieses Land geflossen ist.