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07.09.18 / Kaum zu bremsen / Rapper-Barde Alligatoah mit seinem neuen Album auf Tournee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Kaum zu bremsen
Rapper-Barde Alligatoah mit seinem neuen Album auf Tournee
Christiane Rinser-Schrut

Lukas Strobel schlüpft mit seiner Rapper-Figur Alligatoah in verschiedenste Rollen. So auch auf seinem neuen Album „StRwV – Schlaftabletten, Rotwein Teil V“, das am 14. September veröffentlicht wird. Mit seinen Figuren hält er der Gesellschaft einen Spiegel vor, und das mit viel Sprachwitz und Rapmusik, die progressiv und mit anderen Musikrichtungen durchwirkt ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auf dem Album handgemachte Musik und melodischer Gesang in verschiedensten Stilrichtungen zu hören sind. 

Die ersten vier Veröffentlichungen von „Schlaftabletten, Rotwein“ waren Mixtapes, mit der Nummer „V“ erscheint sein fünftes Studioalbum mit Themen wie Maßhalten, Nächstenliebe und die Aufforderung zur Veränderung, die bei einem selbst beginnen muss – natürlich als satirisches Lehrgedicht und mit den der Musik eigenen Merkmalen. 

Besonders markant ist Alligatoahs Schnelligkeit. Der Rapper-Barde jongliert in einer zungenknotenbewirkenden Geschwindigkeit mit Worten und kommt von dem Einen zum Nächsten, dass einem beim Zuhören fast schwindelig werden könnte. Als Rapper hat er durch das Tempo des Sprechge­sangs den Vorteil, viel Text selbst in ein Lied mit radiotauglicher Länge unterzubringen. 

Die ersten Lieder des Albums wurden bereits veröffentlicht und erzielten in seiner Fangemeinde großen Zuspruch. Besonders ausgefallen ist die an eine Hörspielproduktion erinnernde Komposition in drei Teilen „Die grüne Regenrinne“, in der Schauspieler Martin Semmelrogge in die Geschichte eines Volltrunkenen auf der detektivischen Suche nach den Ereignissen der letzten Nacht einführt.

Der Titel „Hass“ ist wohl das härteste Lied des Albums. Es handelt vom Autofahren und von der Wut, die sich hinter dem Steuer entwickeln kann. Dabei schreckt Alligatoah nicht davor zurück, aus anderen Texten zu zitieren. „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“, aber anstatt sich, wie in dem Lied von Hans Blum in seiner Rolle als Henry Valentino, davon beglückt zu fühlen, nimmt Alligatoahs Autofahrer die Stimmung des Valentino-Mädchens auf und beschimpft – anstatt das eigenes Verhalten zu ändern – alle anderen, nur aggressiver.

„Wo kann man das kaufen“ stellt sich in die Tradition Kants: Raus aus dem Gängelwagen, rein in die Mündigkeit. Sich seines Verstandes zu bedienen, hat zu Folge, dass man sich ein Urteil bildet. Dies wird in „Meinungsfrei“ gefordert, natürlich auch hier in Form eines Negativbeispiels. 

Man darf sich also schon auf die Tournee 2019 freuen, auf handgemachte Livemusik und, neben dem schnellen Sprechgesang, auch auf langsame Refrain-Mitsing-Passagen. So beispielsweise die tourneetitelgebende Zeile „Ich fühl’ mich wie zu Hause – nur zu Hause will ich weg!“


Termine zur „Wie Zuhause Tour 2019“: Frankfurt, Jahrhunderthalle (10.1.2019); Saarbrücken, Saarlandhalle (11.1.); Wien, Gasometer (18.1.); München, Zenith (19.1.); Hannover, Swiss Life Hall (24.1.); Bremen, ÖVB-Arena (25.1.); Köln, Lanxess-Arena (26.1.); Leipzig, Arena (27.1.); Berlin, Max Schmeling Halle (2.2.) sowie Hamburg, Sporthalle (3.2.).