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07.09.18 / Dreigroschenrevue / »Mackie Messer« und Bert Brecht im Kino

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Dreigroschenrevue
»Mackie Messer« und Bert Brecht im Kino
Harald Tews

Nun gibt es also den Dreigroschenfilm, den Bertolt Brecht so nie wollte. Nach dem Erfolg seines Bühnenstücks „Die Dreigroschenoper“ hatte Brecht vor 90 Jahren tatsächlich die Absicht, die Bettlergeschichte zu verfilmen. Das Projekt wurde niemals realisiert. Wäre es zustande gekommen, hätte er sich selbst wohl nie selbst hineingeschrieben. In dem Film „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“, der am 13. September in die Kinos kommt, spielt Brecht aber durchaus eine Rolle. 

Lars Eidinger mimt diesen permanent Zigarre qualmenden Dramatiker, der vergeblich versucht, Finanziers von seinem Filmstoff zu überzeugen, während um ihn herum der Ganove Mackie Messer, Bettlerkönig Peachum und die Seeräuber-Jenny ihre Moritaten abspulen. Regisseur Joachim A. Lang verrührt so ein Stück Brecht-Biografie mit dessen epischem Theater zu einer kalorienreichen Dreigroschenrevue. Die zuckrigen Zutaten von Kostümen, Bühnenbild (zwei Monde müssen es mindestens sein) und Tanznummern machen schon vom Zusehen dick. Dieser Musical-Aufwand mit Staraufgebot (Tobias Moretti, Joachim Król, Christian Redl) erreicht durchaus Hollywoodniveau, erstickt die Handlung aber völlig.

Eine Schnapsidee ist es jedenfalls, Brecht ausschließlich Zitate aus seinen Werken und Briefen in den Mund zu legen. Sich dauernd aphoristische Sentenzen anzuhören wie „Wenn die Menschlichkeit zerstört wird, gibt es keine Kunst mehr“, ist auf Dauer ermüdend. Noch nie war Brecht so unepisch und seine Dreigroschenoper so kunsttheoretisch. Am besten Vorhang zu und alles noch einmal neu.