26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.09.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Strammstehen statt Aufstehen / Wie das ZDF die Wahrheit herauswürgt, warum jetzt Schluss ist mit »Verständnis für die Bürger«, und wen Steinmeier mag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-18 vom 07. September 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Strammstehen statt Aufstehen / Wie das ZDF die Wahrheit herauswürgt, warum jetzt Schluss ist mit »Verständnis für die Bürger«, und wen Steinmeier mag

Das wir das noch erleben dürfen! Der aalglatte Claus Kleber gerät ins Schlingern. „Es wurde zeitweilig doch kritisch, was durchaus nicht nur an der AfD lag“, versuchte der Moderator des „Heute Journals“ zunächst noch auf der politisch korrekten Linie zu balancieren, als er vom Trauermarsch in Chemnitz berichtete. „Durchaus nicht nur“? Also zum Teil doch, oder wie? Nein, die Attacken seien aus dem „linken mutmaßlichen Antifa-Lager“ gekommen,  korrigierte der ZDF-Reporter vom Ort des Geschehens – also nicht im geringsten von der AfD.

Was? Das war zu viel. Kleber hakte nach, ob es tatsächlich so gewesen sei, „dass AfD, Pegida und so weiter relativ still vor sich hin marschiert sind und dann war es das linke Lager, das den Weg blockiert hat ...?“ „Das ist richtig“, gibt der Reporter zu. Diese Nähe zur Wahrheit hat uns alle elektrisiert. Gut, das ZDF sollte uns bei Gelegenheit noch erklären, was mit „relativ“ friedlich gemeint ist. Also, ich bin entweder friedlich (nämlich immer) oder gewalttätig (nämlich nie). „Relativ“ friedlich müsste irgendwas dazwischen sein. Wie sieht das konkret aus?

Ach, wir wollen mal nicht so penibel werden. Vermutlich kam es dem Kleber einfach nicht über die Lippen, von „friedlichen“ oder sogar „vollkommen friedlichen“ AfD-Demonstranten zu sprechen. Was gäbe denn das für ein Bild ab? Jedenfalls nicht das, welches von der Mehrheit im Rundfunkrat gewünscht ist. Somit geht’s eben nicht, basta.

Wir sind ja ohnedies schon von den Socken, wie nahe sich der Kleber an die Wahrheit herangepirscht hat. Sonst heißt es bei derlei Gelegenheiten doch stets, bei Auseinandersetzungen im Umfeld einer „rechten Demo“ sei es „zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen“. Als käme es zu so etwas wie zu Hagelschauern im Herbst. Kein Schuldiger, Täter und Opfer vermischen sich.

Das ist ein simpler Trick: In den Köpfen soll bloß „Rechte“ und „Ausschreitungen“ hängenbleiben. Den Rest möge das Gehirn des Zuschauers erledigen, welches das Gehörte zu „Ausschreitungen von Rechten“ verklumpen soll. Allerdings scheint sich in den Kreisen der „Qualitätsjournalisten“ das üble Gerücht herumzusprechen, dass eine wachsende Zahl von Konsumenten auf den Kniff nicht mehr hereinfällt und sich, schlimmer noch, ihren eigenen Reim drauf macht. 

Der Reim geht so: Wenn wirklich „Rechte“ für Gewalt verantwortlich zu sein scheinen, kann der Bürger hundertprozentig sicher sein, dass ihm das auch fingerdick aufs Brot geschmiert wird. Heißt es stattdessen bloß, es sei „zu Ausschreitungen gekommen“, ohne dass der Urheber genannt wird, ist es lückenlos gewiss, dass der Tumult exklusiv von „Linken“ ausging, und dass man uns diese Tatsache verheimlichen will.

Wenn sich eine Behauptung hinsichtlich „rechter Gewalt“ als Tinnef herausstellt wie die von den ominösen „Hetzjagden“ auf Ausländer in Chemnitz, lautet die Lösung: Standhaft bleiben! Die Lüge einfach so lange und so oft wiederholen, bis sie den Leuten derart in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass sie gar nicht mehr anders können, als es für wahr zu halten.

Das ist ja das Schöne: Griffiger Blödsinn hat viel bessere Aussichten aufs Geglaubtwerden als die verwirrende Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hat oft Lücken, wartet mit Überraschungen auf und widerspricht sich bisweilen sogar. Eine kunstvolle Lüge dagegen ist spiegelglatt durchkomponiert, da stimmt alles und wird zudem mundgerecht serviert, sprich: Die Lüge ist aufs Feinste abgestimmt auf die Erwartungen des Publikums. Wenn jenes Publikum über Jahre auf die Allgegenwart von „rechter“ Gewalt abgerichtet worden ist, schluckt es in der bekannten Geschmacksrichtung jede noch so trübe Tunke.

Na ja, nicht jede, ein wenig Sorgfalt sollte man beim Ersinnen der Lüge schon walten lassen. Indes, je nachhaltiger die Dressur der Hörer- und Leserschaft gelungen ist, desto leichter wird’s mit dem Einflößen. Aber auch dann sollte man nicht leichtsinnig werden, doch genau das passiert: Die Lügen geraten plumper und plumper. Das Resultat wird als „schwindende Glaubwürdigkeit der Medien“ lauthals beklagt. Die rabiate ideologische Aufbereitung der Vorfälle von Chemnitz hat diese „Glaubwürdigkeit“ weiter schrumpfen lassen.

Aber egal, nun ist es eben so und die Devise lautet: Draufschlagen auf alles, was „rechts“ ist oder so genannt werden könnte, und zwar mit dem gesamten Arsenal. Ein solches Trommelfeuer lässt Opfer zurück. Als eines der ersten stolperte Sahra Wagenknechts „linke Sammlungsbewegung“ in jenes Massengrab, das sie den „Graben“ nennen, der „unsere Gesellschaft durchzieht“.

„Aufstehen“ hieß die Bewegung und stürzte schon am Tag  ihrer offiziellen Entbindung auf den Hosenboden zurück. Das Ziel schien sonnenklar zu sein: Da die offenen Grenzen den Druck auf die unteren Lohngruppen immer weiter steigern und die sozialen Netze irgendwann zerreißen müssen, sollte eine linke Bewegung her, die für Grenzen und den Nationalstaat eintritt. 

Seit dem Schweigemarsch der Zehntausend in Chemnitz aber haben sich die „unteren Lohngruppen“ das Vertrauen der Regierung nebst zugetaner Medien vollständig verspielt. Die „taz“-Journalistin Bettina Gaus brachte die Stimmung auf den Punkt: „Irgendwann ist Schluss mit dem Verständnis für besorgte Bürger“, donnerte sie bei „Maischberger“ aufs böse Volk hinunter. „Rechtsradikalismus und Kriminalität“ sei das, was in Chemnitz passiert sei, sonst nichts, schießt Bundesjustizministerin Katarina Barley in dieselbe Richtung.

In dem Trommelfeuer konnte „Aufstehen“ als Anwalt der nunmehr verfemten „kleinen Leute“ keine Minute überleben. Sahra Wagenknecht robbt zurück in die internationalistische Ausgangsstellung. Es gehe darum, Menschen einzusammeln, die sich benachteiligt „fühlen“ und daher zur AfD gegangen seien. Die müsse man zurückholen. Sprich: Nicht die miese Lage der Leute ist das vorrangige Problem, sondern dass sie die Falschen wählen, statt sich den Grünen, der SPD oder der Linkspartei zuzuwenden. Sie sollen an der Urne wieder artig werden, ansonsten: „Schluss mit Verständnis“? Klingt weniger nach „Aufstehen“ als nach „Strammstehen“.

Ja, der Traum von Katrin Göring-Eckardt ist wahr geworden. Die Worte der Grünen dröhnen uns noch heute in den Ohren, nur hätten selbst Optimisten nicht geglaubt, dass sie so rasch Wirklichkeit werden: „Das Land wird sich ändern, und zwar drastisch“, prophezeite sie 2015 und kommentierte die Aussicht euphorisch: „Und ich freue mich darauf.“ Angesichts der jüngsten Tage sollte Göring-Eckardt aus dem Jubeln gar nicht rauskommen.

Und wie sich das Land verändert hat: Schweigend demonstrierende, gesetzestreue Bürger ordnet die Justizministerin zwischen Rechtsradikalismus und Kriminalität ein, während die versammelte Berliner Polit-Elite aus Begeisterung auf die Knie geht vor Musikgruppen wie „Feine Sahne Fischfilet“, weil die gegen den Bürgerprotest in Chemnitz auf die Bühne krabbeln. Selbst der Bundespräsident zollte „Fischfilet“ öffentlich seinen Respekt.

Laut „Bild“-Zeitung gab es zwischen 2009 und 2016 gegen die Bandmitglieder 16 Ermittlungsverfahren: Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung, Bedrohung, Raub und Nötigung. Zur Staatsmacht haben die Jungs eine besondere Beziehung, in dem Lied „Wut“ heißt es:  „Die nächste Bullenwache ist nur ein Steinwurf entfernt“. Zum Thema „Herz statt Hetze“ findet man in dem Lied die denkwürdigen Worte:  „Unsere Herzen brennen/ und der Hass, der steigt.“

Dazu klatscht Frank-Walter Steinmeier im Rhythmus der Zeit. Deutschland hat sich tatsächlich verändert. Die Polizeibeamten, welche beim Auftritt der Gruppe in Chemnitz für Sicherheit und Ordnung sorgen mussten, durften sich väterlich beschirmt fühlen von einem Staatsoberhaupt, das ihre Feinde zum Freunde hat.