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14.09.18 / Moskau droht ein Zweifrontenkrieg / Wie gegen Syrien bereiten die USA mit Verbündeten auch in der Ostukraine einen Angriff vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Moskau droht ein Zweifrontenkrieg
Wie gegen Syrien bereiten die USA mit Verbündeten auch in der Ostukraine einen Angriff vor
Florian Stumfall

Es scheint die Strategie des Pentagon zu sein, Russland gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten zu einem Waffengang zu zwingen: in Syrien (siehe vorangegangene Nummer der PAZ) und im Donbass. Die Höhe des Risikos, das Washington dabei eingeht, zeigt, dass man das als einzigen Weg betrachtet, eine endgültige Niederlage in Syrien zu verhindern.

Das tödliche Attentat auf den politischen Führer der der selbstproklamierten und international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, Alexander Sachartschenko, hat die Lage in der von Kiew abtrünnigen Region dramatisch zugespitzt. Nichtsdestoweniger war das Attentat in den westlichen Medien schnell abgetan. Es gab in Deutschland keinen Originalton aus Donezk. Und für die Bundesregierung beließ es deren Sprecher Steffen Seibert bei der Mahnung, die Erfüllung des Minsker Abkommens voranzutreiben. Keine Bekundung des Abscheus oder Beileids. 

In Russland sah das naheliegenderweise anders aus. Präsident Wladimir Putin betrachtet die Mordtat nicht als Aufruf zu Verhandlungen, sondern wirft den Tätern vor, sie versuchten „das Volk vom Donbass in die Knie zu zwingen“. An dieses wandte sich Putin mit der Versicherung: „Ich möchte mein Beileid der Familie und den Freunden von Alexander Sachartschenko zum Ausdruck bringen, allen Bewohnern von Donbass. Russland wird immer mit Ihnen sein.“

Dabei kann es sein, dass die Menschen im Donbass sehr bald Hilfe brauchen werden. Denn in eben der Zeit, als der Mord geschah, wurde bekannt, dass ausländische Söldner, hauptsächlich aus den USA und Kanada, in die östliche Ukraine eindringen. Dies teilte Daniil Bessonow mit, der Leiter des Pressedienstes des Operativkommandos Donbass. Bislang schon haben die USA der Regierung in Kiew groß Mengen an Munition geschickt und in zunehmendem Maße auch Waffensysteme, in letzter Zeit auch solche der schweren Art. Außerdem arbeiten dort schon seit geraumer Zeit US-amerikanische und kanadische Militärinstrukteure. Dies bestätigte vor Kurzem Russlands Außenminister Sergeij Lawrow.

Jetzt also Söldner. Die USA greifen vor allem bei ihren „Regime Changes“ (Regimewechseln) dort, wo sie gewaltsam vonstattengehen, mehr und mehr auf private Firmen zurück, die Kriegsdienste anbieten. Das hat für die US-Regierung den Vorteil, dass sich die Sache nicht so im Lichte der Öffentlichkeit abspielt und dass, falls doch etwas ruchbar wird, sie selber sich auf die Behauptung zurückziehen kann, nicht dafür verantwortlich zu sein, was private Unternehmen tun und lassen. Außerdem läuft die Finanzierung nicht über öffentlich kontrollierte Haushaltstitel.

Bessonow fürchtet: „Wir schließen nicht aus, dass die eingetroffenen Angehörigen von fremden Streitkräften an der Planung und der Durchführung einer Angriffsoperation teilnehmen werden.“ In der Tat werden Vorbereitungen auf ukrainischer Seite für eine Offensive beobachtet. Die Söldner, so Bessonow, würden der 56. Ukrainischen Panzergrenadier-Brigade und der 406. Artillerie-Brigade im Raum der Ortschaft Ursuf sowie dem Stab der Vereinten taktischen Gruppierung „Wostok“ zugeordnet.

Der Vizechef des Donbasser Operativ-Kommandos, Eduard Bassurin, erwartet um die Mitte des Monats die ukrainische Offensive: „Unsere Quellen in den Stäben der ‚vereinten Kräfte Kiews‘ und der operativ-taktischen Gruppierung der ukrainischen Streitkräfte ‚Wostok‘ nennen den 14. September als möglichen Zeitpunkt der Offensive.“ Dieser Tage hat Kiew Truppen vor die strategisch wichtige Stadt Mariupol verlegt, in Rosowka, das von Kiew kontrolliert wird, ist Artillerie eingetroffen. Für die Kiewer Seite hätte die Ermordung von Alexander Sachartschenko zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können.

Der Chef des russischen Zentrums für Systemanalyse, Rostislaw Ischtschenko, sieht durch eine groß angelegte Militäroperation der Kiewer Regierung Gefahren für diese und den Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko: „Sollte Poroschenko zu Wahlzwecken auch versuchen, eine Offensive im Donbass einzuleiten, so werden es vielmehr lokale Zusammenstöße sein.“ Bei einem großen Krieg würde der ukrainische Staatschef Gefahr laufen, diesen Krieg innerhalb einiger Wochen zu verlieren. Allerdings – um das zu verhindern, hat er jene transatlantischen Instrukteure und Söldner ins Land geholt. 

Was den ideologischen Hintergrund des Zwistes betrifft, so hat Andrij Parubij, der Vorsitzende der Werchowna Rada, des Kiewer Parlaments, zu erinnern gegeben, gegen welche Art von Regime sich die Menschen im Donbass und in Lugansk zur Wehr setzen. Er, der zweite Mann eines Staates, mit dem die Bundesregierung enge Verbindungen pflegt, nannte Adolf Hitler den „größten Demokraten“ und mahnte, man solle Hitlers Beitrag zur direkten Demokratie nicht unterschätzen. „Ich bin selbst ein eifriger Anhänger der direkten Demokratie“, sagte er dem Sender ICTV. „Der größte Mann, der je die direkte Demokratie praktiziert hat, war Adolf Hitler in den 1930ern.“ 

Eine Kiewer Offensive Mitte September könnte in einem Augenblick geschehen, an dem die Vereinigten Staaten im Levantinischen Becken einen Großangriff gegen Syrien starten. Dazu wurde in Idlib, dem letzten Rück­zugsort der radikalen Moslems in Syrien, von den Weißhelmen ein Giftgasanschlag unter falscher Flagge vorbereitet. Käme es dazu, so wäre das der Vorwand für die USA, mit der geballten Macht ihrer 6. Flotte, derzeit mehr als 60 Schiffe, gegen Damaskus loszuschlagen. Es liegt für das Pentagon nahe anzunehmen, dass Russland einen solchen Angriff auf seinen Verbündeten nicht widerstandslos hinnähme.