25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.09.18 / Eine fünfte Teilstreitkraft / Das US-Militär dehnt ab 2020 seine Aktivitäten im Weltraum aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Eine fünfte Teilstreitkraft
Das US-Militär dehnt ab 2020 seine Aktivitäten im Weltraum aus
Friedrich List

US-Präsident Donald Trump hat am 18. Juni angekündigt, Raumstreitkräfte als gleichberechtigte Teilstreitkraft neben Armee, Marine, Marinekorps und Luftwaffe aufzustellen. Ab 2020, so die gegenwärtigen Pläne, soll die United 

States Space Force (USSF) alle Aktivitäten des US-Militärs im Weltraum übernehmen.

Nach Trumps Ankündigung präzisierte Vizepräsident Mike Pence die Pläne. Die USA wollen ihre Dominanz im erdnahen Weltraum bewahren. Sie reagieren damit auf die neue Generation strategischer Waffensysteme Russlands und die wachsenden militärischen Weltraumfähigkeiten der Volksrepublik China. 

Zurzeit sind die Aktivitäten des US-Militärs im Weltraum zu 90 Prozent Aufgabe eines eigenen Kommandos der US-Luftwaffe, des Air Force Space Command (AFSC). Es betreibt den einzigen militärischen Raumgleiter der Welt, die relativ kleine und unbemannte Boeing X-37, die aus einem NASA-Programm hervorgegangen ist. Aber seine Hauptaufgabe sind die Navigations-, Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten, militärische Raketenstarts und die Kriegsführung im sogenannten Cyberspace, also im Internet. Hinzu kommen Entwicklungsaufträge für Anti-Satelliten-Waffen. Primäres Ziel ist die Unterstützung der US-Truppen bei ihren Einsätzen überall auf der Welt. Das jährliche Budget des Air Force Space Command liegt bei rund elf Milliarden US-Dollar. Das ist der Löwenanteil aller im offenen Teil des Verteidigungsbudgets vorgesehenen Mittel für den Weltraum. Aber es verfügt über keine klassischen Kampfverbände. Im Juli 2016 stellte es eine Space Mission Force auf, die wohl Operationen in Übersee durchführen soll.

Neben dem Space Command gibt es noch bei der US-Armee die Missile Defense Agency, zu Deutsch etwa Amt für Raketenabwehr. Die ist für die bodengestützte Raketenverteidigung von Heeresverbänden gegen ballistische Raketen verantwortlich. Außerdem hat die United States Navy eine eigene Organisation für Satellitenoperationen. Die Geheimdienste betreiben eigene Aufklärungs- und Kommunikationssatelliten.

Trump hat bereits während des Wahlkampfes eine eigene Teilstreitkraft für den Weltraum gefordert. Dabei ist die Forderung selbst weder neu noch originell. Es gab bereits zwischen 1985 und 2002 ein United States Space Command, das dann aber im Zuge einer Streitkräftereform aufgelöst wurde. Seitdem sind immer wieder Stimmen laut geworden, die eine Space Force oder etwas Vergleichbares forderten. Viele Verantwortliche sind wegen der wachsenden russischen und chinesischen Fähigkeiten besorgt. Beide könnten US-Satelliten und ballistische Raketen stören oder abfangen und die satellitengestützte Kommunikation der US-Streitkräfte unterbrechen.

Aber im Moment unterscheiden sich die militärischen Weltraumkapazitäten Russlands oder Chinas nicht wesentlich von denen der USA. Sie sind nur nicht so groß. Die UdSSR stellte 1982 ein Weltraumkommando auf, das zur Luftverteidigung gehörte, damals eine eigene Teilstreitkraft neben Heer, Marine und Luftwaffe. Im heutigen Russland gehört sie zur Luftwaffe. Chinas gesamte Raumfahrt untersteht dem Militär. Indien hat nicht nur eigene strategische Raketentruppen, sondern auch militärische Satelliten und arbeitet an einer eigenen Raketenabwehr. Großbritannien, Frankreich, die Bundesrepublik und Israel unterhalten eigene militärische Aufklärungssatelliten.

In den USA fehlt es nicht an Kritikern einer Space Force. Hohe Luftwaffenoffiziere sind dagegen, weil sie den Verlust wichtiger Fähigkeiten fürchten. Die frühere US-Luftwaffenministerin Deborah Lee James meint, man sollte das Geld lieber für echtes Kriegsmaterial ausgeben. Und der frühere Navy-Pilot und Ex-Astronaut Mark Kelly hält das alles für „eine dumme Idee“. „Die Air Force macht das schon. Dafür ist sie da“, schrieb er auf Twitter. In den Fernsehnachrichten legte er nach: „Es ist sinnlos, einem unglaublich bürokratischen Verteidigungsministerium noch eine bürokratische Ebene einzuziehen.“