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14.09.18 / Rolle rückwärts / Wohnungsmangel: Berlins Senat will Plattenbauten aufstocken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Rolle rückwärts
Wohnungsmangel: Berlins Senat will Plattenbauten aufstocken

In Berlin zeichnet sich im Kampf gegen den Wohnungsmangel eine bemerkenswerte Kehrtwende ab. Noch unter dem ersten rot-roten Senat waren vor rund 15 Jahren elfgeschossige Plattenbauten zu drei- bis sechsgeschossigen Wohnhäusern zurückgebaut worden. Dadurch verschwanden 5000 Wohnungen. 

Der heutige rot-rot-grüne Senat hat dagegen ein Konzept zur Aufstockung von Plattenbauten vorgelegt. Laut Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) kommen für eine Aufstockung fünf- bis sechsgeschossige Häuser, aber auch zehn- und elfgeschossige Plattenbauten in Frage. Die Wohnungsbaugesellschaften streben offenbar eine Aufstockung um zwei Geschosse an. 

Wegen der Statik sollen die Wohnungen vorzugsweise in Leichtbauweise entstehen. Das Potenzial für Aufstockungen ist in den östlichen Bezirken riesig. Allein die städtische Gesellschaft Howoge nennt für ihren Bestand ein Potenzial von 320000 Quadratmetern. Laut Lompscher hat die Landesregierung mit der Howoge bereits ein Pilotprojekt vereinbart. Die Opposition ist skeptisch. Ein großer Teil der neuen Wohnungen könnte in Siedlungen entstehen, die bereits mit sozialen Problemen zu kämpfen haben. 

Zum Rückbau von Plattenbauten unter dem ersten rot-roten Senat sagte Lompscher: „Ich habe nichts abgerissen, ich fand das auch nicht gut.“ Inzwischen sieht sich allerdings auch Lompscher dem Vorwurf eines „Zurückruderns“ ausgesetzt. Die Senatorin war in der Vergangenheit kritisiert worden, sie habe durch ein Rundschreiben zur Anlage eines zweiten Rettungsweges bei der Aufstockung von Altbauten den Ausbau von Dachgeschossen durch private Bauträger unnötig erschwert. Im neuen Konzept sind nun Regelungen angekündigt, die etwas praxistauglicher erscheinen.

Der Senat kündigte zudem eine Änderung bei der Baumschutzverordnung an. Die Fällung von Bäumen soll auch schon dann möglich sein, wenn noch keine Baugenehmigung vorliegt. 

Diese Neuregelung soll verhindern, dass sich Projekte durch einen unglücklichen Zeitablauf verzögern, weil in der Vogelbrutzeit von März bis Oktober keine Bäume gefällt werden dürfen. Der Senat will nicht nur durch Dachaufstockungen bei Plattenbauten und Ausbau von Dachgeschossen den Wohnungsbau ankurbeln: Senat und Bezirke sollen 100 neue Mitarbeiter erhalten, um die Verwaltungsabläufe zu beschleunigen.  N.H.