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14.09.18 / Bayerns Eldorado / Nürnberg zeigt, wie man nach Gold geschürft und es bearbeitet hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Bayerns Eldorado
Nürnberg zeigt, wie man nach Gold geschürft und es bearbeitet hat

Nürnbergs Kaiserburg be­herbergt einen enormen Schatz: einen riesigen Goldbarren, der sogar begehbar ist. Für die Ausstellung „Bayerns Gold“ sind dort noch bis zum 14. Oktober 80 Exponate aus Bayerns goldener Vergangenheit zu besichtigen. 

Die Schau nimmt die Gewinnung und Verwendung von Gold in den Blick. Im Norden war Goldkronach Zentrum des Goldbergbaus. Im Süden siebten Goldwäscher mühsam Partikel des Edelmetalls aus dem Flusssand von Isar, Inn und Donau, die sie gegen Entgelt bei der Obrigkeit abliefern mussten. An diese Form der Gewinnung erinnern die Flussgolddukaten, die Kurfürst Maximilian III. Joseph 1756 prägen ließ.

Ein zentrales Thema ist Nürnbergs Verhältnis zum Gold. Kaiser Sigismund erteilte dem Rat der Reichsstadt das Privileg, eigene Goldgulden zu prägen. Und so ka­men ab 1429 zwei Sorten in Umlauf. Die einen weisen die Darstellung des heiligen Sebaldus, die anderen die des heiligen Laurentius auf. Dass die Frankenmetropole ein bedeutendes Zentrum der Goldschmiedekunst war, veranschaulicht ein zum prächtigen Reliquiar um­funktionierter Deckelpokal (15. Jh.).

Herrscher nutzten Gold zur Demonstration von Würde und Macht. Das veranschaulicht der für den Krönungswagen Max I. Joseph 1813 angefertigte Aufsatz mit den Insignien des Königreichs Bayern: Krone, Zepter und Schwert. Sie bestehen aus vergoldetem Messing und Kupfer. Überhaupt sind Gegenstände nur selten aus purem Gold hergestellt. Zumeist erwecken preisgünstigere Materialien durch Feuervergoldung oder Überzug mit Blattgold den Eindruck von Pracht.

Die Nürnberger Ausstellung im Rittersaal hat zwei Korrespondenzorte. In Schwabach kann man einem Blattgoldschläger bei der Arbeit zuschauen und im Fabrikmuseum von Roth erleben, wie Gold gesponnen wird. In der außen mit Blattgold verkleideten Werkstatt des Stadtmuseums Schwabach demonstriert ein Goldschläger sein Handwerk. Tausende Schläge mit bis zu 12,5 Kilogramm schweren Hämmern sind nötig, um in mehreren Stunden das Gold auf hauchdünne 1/14000 Millimeter Stärke auszutreiben. Mit fünf Betrieben ist Schwabach Europas Zentrum der Blattgoldherstellung.

Auch in der Textilkunst ist Gold gefragt. In Lyon ersannen Handwerker eine preisgünstige Herstellungstechnik für das dazu benötigte Goldgespinst: Dünner Kupferdraht wird versilbert und dann vergoldet. Die daraus er­zeugten Produkte wie Bänder, Borten und Fransen heißen „Leonische Waren“. Das technische Wissen gelangte im 16. Jahrhundert nach Franken, und Roth stieg zu Deutschlands führendem Produktionsort für leonische Waren auf. Wie die entstehen, kann man im Fabrikmuseum an laufenden Maschinen bestaunen.Veit-Mario Thiede

Kaiserburg Nürnberg, bis 14. Ok­tober, geöffnet täglich 9 bis 18 Uhr, ab 4. Oktober täglich 10 bis 16 Uhr. Internet: www.kaiserburg-nuernberg.de. Stadtmuseum Schwabach, geöffnet Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. Goldschlägervorführung nach Vereinbarung unter Telefon (09122) 860241. Fabrikmuseum Roth, ge­öffnet sonntags 13.30 bis 16.30 Uhr. Voranmeldung für Gruppen unter Telefon (09171) 60564.