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14.09.18 / Exklusives Prinzenheim / Vorhang auf für neue Konferenzen – Potsdamer Schloss Cecilienhof strahlt wieder wie neu

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Exklusives Prinzenheim
Vorhang auf für neue Konferenzen – Potsdamer Schloss Cecilienhof strahlt wieder wie neu
H. Tews

Vor 73 Jahren fand hier die Potsdamer Konferenz statt. Damals, im Sommer 1945, besiegelten Stalin, Truman und Churchill in Schloss Cecilienhof mit einem gemeinsamen Abkommen das weitere Schicksal Europas, insbesondere das von Deutschland. Mit dem im Innenhof auf einem Rasen angelegten roten Stern aus Blumen erinnerte die DDR an die historische Bedeutung dieses Ortes 

Jetzt präsentiert sich das letzte von den Hohenzollern errichtete Schloss im neuen Glanz. Denn  die 2014 begonnene Hüllensanierung des Schlosses ist abgeschlossen, wie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) bekannt gab. Zudem präsentieren sich Schlossräume mit einem neuen Beleuchtungskonzept, wurden bauzeitliche Wand- und Deckenfassungen restauriert und die technische Infrastruktur erneuert. Dank der großzügigen Unterstützung in Höhe von 150000 Euro durch die Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e. V. konnten auch die zum Schloss gehörenden Außenanlagen des Prinzenhofs und des angrenzenden Blumengartens denkmalgerecht wiederhergestellt werden. 

Möglich wurden die umfangreichen Baumaßnahmen im Inneren und an der Gebäudehülle des Schlosses durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten, das der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin für die Jahre 2008 bis 2017 zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt hatten. Die Bruttogesamtbaukosten beliefen sich auf zirka 9,7 Millionen Euro.

Die Sanierung des von 1913 bis 1917 für das kaiserlichen Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie errichteten Schlosses, das eine riesige Dachlandschaft mit 40 Schornsteinen besitzt, war eines der größten Projekte im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms und eine besondere Herausforderung, da die Arbeiten bei laufendem Besucherbetrieb durchgeführt werden mussten. In den besucherstarken Monaten teilten sich bis zu 1200 Gäste die engen Hofdurchfahrten und Flure täglich mit 15 bis 20 Baufirmen. 

Während Besuchergruppen aus aller Welt die Konferenzhalle besichtigten, wurden 360000 Dachziegel der „englischen Biberschwanzdeckung“ geborgen, ge­säubert und mit vorpatiniertem Ergänzungsmaterial wieder neu verlegt. Ebenso erfolgte die Abstrahlung, Reinigung und Dekontaminierung der durch die chemische Holz- und Brandschutzbehandlung der 1960er Jahre geschädigten Holzoberflächen sowie das Neuverlegen von 50000 Metern Dachlatten. Der historische Dachstuhl konnte so zu 98 Prozent erhalten werden.

Die Fassade ist aus einem „Materialmix“ aus Naturstein-Eichenfachwerk-Ziegelsichtmauerwerk und Putzflächen gestaltet und damit einzigartig unter den Schlössern der SPSG. Alle Oberflächen wurden gereinigt, Fehlstellen ergänzt und das Mauerwerk neu verfugt. Dafür wurden unter anderem 100000 Mauerziegel im traditionellen Brandverfahren hergestellt. Der in der Vergangenheit „einheitsgrau“ gewordene Fassadenputz erstrahlt nun wieder in den Originalfarbtönen Ocker-Gelb-Beige.

Trotz der eher traditionell wirkenden und handwerklich gestalteten Fassaden ist Cecilienhof seinerzeit ein modernes Haus gewesen. Es gab von Anfang an sogar eine Zentralheizung. Modern waren auch die 550 Stahlfenster mit ihrer Bleiverglasung. Im Zuge der Sanierung wurden nun sämtliche Fenster sorgfältig demontiert, sandgestrahlt und mit einem Korrosionsschutz versehen.

100 Jahre nach seiner Errichtung ist Cecilienhof wieder als Gesamtkunstwerk zu erleben. Es wäre auch wieder ein idealer Konferenzort, nur würde man sich dann bessere Ergebnisse wünschen.


Weitere Informationen zum Sanierungsprojekt Cecilienhof sind der kürzlich erschienen Publikation „Zwischen Welt und Erbe – 10 Jahre Masterplan für die preußischen Schlösser und Gärten“ zu entnehmen (Michael Imhof Verlag, 272 Seiten, 310 Abbildungen, 29,95 Euro).