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14.09.18 / Warnung vor einer totalitären Weltwährung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Warnung vor einer totalitären Weltwährung
Lars Keiser

Der „Handelsblatt“-Autor Norbert Häring hat mit „Schönes Neues Geld“ ein alarmierendes Buch geschrieben. Anspielend auf Aldous Huxleys Science-Fiction-Roman „Schöne neue Welt“ legt Häring darin offen, wie und warum Dunkelmänner und -frauen diskret und weitgehend jeder Kontrolle entzogen, Strippen ziehen und Netzwerke knüpfen, um das dem Menschen seit Jahrtausenden geläufige Bargeld weltweit abzuschaffen. Mit zahllosen Quellenangaben gerüstet und spannend wie ein Krimi zu lesen, beschreibt Häring eine unheimliche Agenda und zeichnet dabei das Bild einer Demokratie, die längst Züge einer Plutokratie angenommen hat. 

Es treten auf: eine „Besser-als-Bargeld“-Allianz und zahllose andere „Initiativen“ die sich hinter kryptischen Buchstabenkombinationen verbergen und scheinbar neutrale Empfehlungen aussprechen. Anschließend treten „Experten“ in Aktion, die diese Empfehlungen gefällig „wissenschaftlich“ unterfüttern, um damit wiederum Regierende zu veranlassen, diese umzusetzen, immer diskret am Parlament vorbei. Finanziert wird dieser Spuk von den bekannten großen Globalisten: PayPal, Visa, Amazon, die Bill-Gates-Stiftung, Vodafone und wie sie alle heißen. 

Die Abschaffung des Bargeldes ist das Geschäft der Zukunft, wohlklingend verkauft als „finanzielle Inklusion“. Das klingt nach Unterstützung behinderter Menschen und ist doch nichts weniger als das. Mit den Ärmsten der Armen, etwa in Kenia, Malawi oder Indien wurde das Projekt begonnen. Denn hier ist der Widerstand gering und „Erfolge“ stellen sich schneller ein. In Kenia etwa betreibt Safaricom ein äußerst lukratives Unternehmen, das Telefonie, SMS und mobile Gelddienste (M-Pesa) bei teilweise exorbitant hohen Gebühren kombiniert. Unendlich komplexes Kleingedruck­tes erschwert einen Ausstieg aus den Verträgen – und das bei flächendeckendem Analphabetentum. Gekoppelt ist diese „Inklusion“ mit Mikrokrediten, die vor einigen Jahren als Mittel zur Armutsbekämpfung entwickelt wurden, sich mit Wucherzinsen verbunden jedoch zu einer Ausplünderung der Armen in der Dritten Welt ins Gegenteil verkehrt haben. 

Die Gewinne von Safaricom gehen nach England zu Vodafone, der Muttergesellschaft. Doch Häring legt noch eine weitere brisante Dimension der Bargeldabschaffung offen, die Verbindung mit biometrischer Datenerfassung. Irisaid ist hier der führende neue Akteur, gefolgt von zahlreichen weiteren „Goldgräbern“. In den großen Asylsucherlagern hat man bereits die Praxis eingeführt, Nahrungsmittel nur gegen Vermessung der Augeniris auszuhändigen, um damit – so heißt es – den Alkoholkonsum zu unterbinden. 

Ein echter Coup d‘état gegen die eigene Bevölkerung ging in Indien über die Bühne. Ein Land, in dem 98 Prozent der Geschäfte mit Bargeld abgewickelt wurden, musste unter chaotischen Begleiterscheinungen mit einer plötzlichen weitgehenden Bargeldlosigkeit zurechtkommen. Auch hier ist das Projekt auf unheimliche Weise gepaart mit biometrischer Erfassung. Als Totschlagargument gegen das Bargeld werden dabei vermeintliche Freiräume für Kriminalität und Terrorismus genannt – ohne stichhaltige Nachweise. So hat Großbritanniens Ex-Premier David Cameron über die Akteure dieses Feldzugs gegen das Bargeld, die erwähnten sich philanthropisch gebenden, dabei klandestin agierenden „Initiativen“ verlautet, ihre größte Stärke sei „die Macht der Nichtformalität“. 

Während armen Ländern mit schlechten Bewertungen und Kürzungen der Entwicklungshilfe gedroht werden kann, gestaltet sich das Vorgehen in der ersten Welt schwieriger. Bargeld und Bankguthaben werden allgemein als gleichrangig angesehen. Daher ist nur schlecht vermittelbar, dass der Geldeigentümer und Kontoinhaber drei Tage warten muss, um über größere Beträge von seinem Konto zu verfügen. Ist er doch, wohlgemerkt, Gläubiger der Bank und nicht umgekehrt. Zu seinem großen Erstaunen kann man hierzu bei Häring erfahren, dass Banken bei drohenden Höchststrafen angehalten sind, keinerlei Auskunft über diese geradezu abenteuerlichen Hintergründe zu geben. 

Schließlich thematisiert Häring noch aktuelle chinesische Entwicklungen, die unheimlich an den Film „Fahrenheit 451“ des französischen Filmemachers Fran­çois Truffaut denken lassen. Im Film bleibt der Feuerwehrmann Guy Montag, ein heimlicher Leser verbotener Bücher, an der Stange auf dem Weg zum Löschfahrzeug hängen. In China werden Unbotmäßige mit Pranger-Sozialstrafen bloßgestellt, indem sie etwa nur noch Regionalzug fahren dürfen oder bei Verkehrssünden ihr Konterfei nebst Namen und Abbuchungsbeleg der Strafe auf öffentlichen Bildschirmen sehen.

Auch in Bitcoin und ähnlichen Kryptowährungen sollten wir, folgt man Häring, wenig Hoffnung setzen. Eine neue Weltwährung, kombiniert mit dem durch die Datenkrake Amazon gespeicherten Wissen von Milliarden Konsumenten, eliminiert am Ende jede Privatheit. All das sollte uns zu denken geben und davon abhalten, an der Kasse das nächste Mal wieder selbstsicher „mit Karte“ zu sagen.

Norbert Häring: „Schönes neues Geld. PayPal, WeChat, Amazon Go – Uns droht eine totalitäre Weltwährung“, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2018, broschiert, 256 Seiten, 19,95 Euro