23.04.2024

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14.09.18 / Rückblick auf ein bewegtes Leben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

Rückblick auf ein bewegtes Leben
Dagmar Jestrzemski

In seinem Buch „Gezeiten des Glücks und der Hoffnung“ blickt Helmut A. Rehfeld heiter bis nachdenklich zurück auf sein Leben im Westen Deutschlands seit 1948. Bereits 2005 veröffentlichte er seine Kindheitserinnerungen unter dem Titel „Wege, die du gehen musst … Eine Jugend in Ostpreußen“. In seinem zweiten autobiografischen Band skizziert der 1936 in Tapiau, Kreis Wehlau, geborene Autor in zahlreichen Anekdoten zunächst schwerpunktmäßig seinen beruflichen Werdegang. Danach steht, wie könnte es anders sein, Privates im Mittelpunkt. Dass er Sinn für Poesie hat, stellt er mit einigen selbst gedichteten Reimversen unter Beweis.

Nach den überstandenen Gefahren bei Kriegsende verlebte Rehfeld mit seiner Mutter und der jüngeren Schwester einige herrlich unbeschwerte Jahre im Fischerdorf Gilge, wo die Großmutter ein Häuschen besaß. Zu seinem Kummer wurden sie im April 1948 von den Russen aus Ostpreußen ausgewiesen, weil sie keine Polen werden wollten. 

Dank der Hilfe des Roten Kreuzes gab es noch im selben Jahr in Thüringen und im badischen Oberscheidental ein Wiedersehen mit dem Vater und seiner älteren Schwester, die Anfang 1945 in der Menschenmenge der Vertriebenen plötzlich verschwunden war. 

In Mannheim ließ sich Rehfeld zum Kraftfahrzeughandwerker ausbilden. Nach dem Umzug zur Familie seiner Verlobten nach Bremerhaven fand er eine Anstellung in einer US-Kraftfahrzeugwerkstatt. Während er bei seinem nächsten Arbeitgeber Felten & Guillaume Elektromotoren zusammenbaute, studierte er in Bremen auf dem zweiten Bildungsweg Maschinenbau. 

Das führte ihn 1966 zu Opel in Rüsselsheim, wo er in der Produktentwicklung und Konstruktion tätig war. Im Zuge der Krise des Autobauers trat er 1996 wie viele andere Mitarbeiter vorzeitig in den Ruhestand. Bühnenauftritte mit einer Egerländer Musik- und Tanzgruppe, die Schriftstellerei und Reisen in das Königsberger Gebiet wurden anschließend zum Quell seiner Lebensfreude. 

Rehfeld war seit 2009 verwitwet und ist in zweiter Ehe verheiratet. Er glaubt, dass alle wichtigen Ereignisse im Leben durch schicksalhafte Fügung eintreten. In seinem Fall habe das Eingreifen anderer Menschen mehrfach eine entscheidende Rolle gespielt. 

So wollte ihn kurz nach Kriegs­ende ein kinderloses russisches Ehepaar adoptieren. Der Mann war Offizier. Obwohl das Angebot in der damaligen Zeit durchaus eine Überlegung wert schien, kam für seine Mutter nichts anderes als eine Ablehnung in Frage. 

1969 erfuhr der Autor von einem Cousin aus den USA, der zu Besuch bei seinen Eltern in Offenburg weilte, dass sein Onkel in Amerika ihn vor einigen Jahren zum Erben seiner Firma bestimmt hatte: „Wenn Amerika nicht Krieg gegen Vietnam geführt hätte, dann wärest du wohl amerikanischer Staatsbürger geworden!“ 

Sein Vater, der Bruder des Onkels, hatte jedoch abgewinkt, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen. Denn als US-Bürger hätte Rehfeld wahrscheinlich als Soldat für die Amerikaner in den Vietnamkrieg ziehen müssen. Das wollte der Vater nicht, und es wäre auch wirklich nicht sein Ding gewesen, resümiert der Autor.

Helmut A. Rehfeld: „Gezeiten des Glücks und der Hoffnung. Resümee eines Ostpreußen“, TRIGAVerlag, Gelnhausen 2017, broschiert, 116 Seiten, 12,80 Euro