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14.09.18 / MEINUNGEN

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-18 vom 14. September 2018

MEINUNGEN

Gabor Steingart, Ex-Chefre­dakteur des „Handelsblatts“ und zuvor 20 Jahre beim „Spiegel“, erklärt in „Focus online“ (5. September) den Niedergang der SPD:

„Das untere Drittel der Einkommenspyramide, da wo früher Dosenbier getrunken, ,Bild‘ gelesen und SPD gewählt wurde, hat sich nach rechts abgemeldet. Dosenbier und ,Bild‘ sind geblieben. Die Rest-SPD hat sich im Lehrerzimmer verschanzt ... Das vorsätzliche Nichtverstehen der eigenen Klientel – der SPD-Stammwähler sagt dauernd Flüchtling, die SPD versteht unentwegt Rente – zahlt sich für die Partei nicht aus.“





Die erfundene „Hetzjagd“ von Chemnitz ist für den Hauptstadtjournalisten Robin Alexander Anlass zu grundsätzlicher Selbstkritik. Dem Branchendienst „Meedia“ (7. September) sagte er:

„Unsere Aufgabe ist: Aufschreiben, was ist. Alles andere stört nur. Wenn Sie es unbedingt höher hängen möchten: Demokratie ist stark, wenn ihre Checks & Balances stark sind. Wenn Politiker und Journalisten sich einbilden, gemeinsam für oder gegen etwas zu kämpfen, ist das für unsere Aufgabe – um ein berühmtes Merkel-Wort aufzugreifen – nicht hilfreich“.





René Zeyer blickt in der „Basler Zeitung“ (5. September) auf die hysterische Debatte in Deutschland:

„Wer in Chemnitz von einem Lynchmob spricht, weiß nicht, was ein Lynchmob ist. Wer jeden AfD-Wähler zum Nazi macht, weiß nicht, was ein Nazi ist. Wer Sarrazin zu einem Ideologen des rassenreinen Ariertums macht, hat keine Ahnung, was ein solcher Ideologe denkt, sagt und schreibt. Wer vorschnell ,Nazi‘ ruft, ist genauso dumm wie der Idiot, der die Hand zum Hitlergruß erhebt.“





Susanne Gaschke sucht in der „Welt“ (10. September) nach Ursachen für die „toxische Erregungsschleife“, in der die Deutschen gefangen seien:

„Man kam über die Jahre mit zu viel So-tun-als-ob durch. Mit geheuchelter Bürgerbeteiligung; mit Bevormundung, die nicht durch echtes Besserwissen gedeckt war. Kaputte Schulen, fadenscheinige Bildung, Wohnungsmarktexzesse; abscheuliche Bahnverbindungen, grundlos befristete Arbeitsverträge ... verwahrloste Stadtparks ... Dieses ... Land bleibt dramatisch unter seinen Möglichkeiten.“





Der Görlitzer Schriftsteller Lukas Rietzschel (Jahrgang 1994) sieht das Engagement von Künstlern bei dem „Wir sind mehr“-Konzert linker und linksextremer Musikgruppen in Chemnitz kritisch, wie er dem „Spiegel“ (8. September) erklärt:

„Ich fürchte, das trägt noch zur Spaltung bei. So ein solidarisches Zeichen der Zivilgesellschaft ist phantastisch. Allerdings bestätigt es den Eindruck der Enttäuschten, dass die Künstler nur das System unterstützen. Das rührt noch aus DDR-Zeiten her, da waren Künstler entweder regierungskonform oder oppositionell. Zudem bezweifle ich, dass der Slogan der Veranstalter ,Wir sind mehr‘ stimmt, wenn ich mir einige Landstriche in Sachsen so ansehe.“