25.04.2024

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21.09.18 / Jan Heitmann: / Er fehlt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Jan Heitmann:
Er fehlt

Es gereicht dieser Zeitung zur Ehre, ihn zu ihren Autoren gezählt zu haben. Ulrich Schacht war ein Journalist und Schriftsteller, dessen Stimme Gewicht hatte. Nun ist sie verstummt, denn er ist am vergangenen Sonntag im Alter von erst 67 Jahren überraschend verstorben. Schachts Leben begann am 9. März 1951 im DDR-Frauengefängnis Hoheneck, in dem seine Mutter aus politischen Gründen inhaftiert war. Er absolvierte eine Handwerkslehre und studierte später Theologie – das einzige Studienfach, das einem mit seiner Herkunft offen stand. Als Unbeugsamer geriet er mit dem SED-Regime aneinander, landete im Gefängnis, aus dem ihn die Bundesrepublik nach vier Jahren herauskaufte.

Endlich in Freiheit, fand Schacht seine Berufung im Journalismus und verdingte sich bei der „Welt“ und der „Welt am Sonntag“. Aber auch viele andere Printmedien zierte seine spitze Feder, wobei die politische Bandbreite bemerkenswert war. Keine Kompromisse machte er allerdings bei seiner Ablehnung linker Gesellschaftsexperimente. Das war die Folge von Repression und Haft, die er im Gegensatz zu den Wortführern der westdeutschen Linken selbst durchlitten hatte. Im Jahre 1994 veröffentlichte er gemeinsam mit Heimo Schwilk den Sammelband „Die selbstbewusste Nation“ mit Essays, die sich mit dem Verständnis der Deutschen von Nation und Nationalstaat nach 1990 auseinandersetzen. Damit hatte er seinen Ruf als Akteur der sogenannten Neuen Rechten weg.

Abgestoßen von der Entwicklung in Deutschland, zog er nach Schweden. Wie sein Freund Michael Klonovsky berichtet, starb er in seinem Haus in Förslöv, im Ledersessel sitzend, mit dem Blick aufs Meer. Seine Stimme wird der konservativen Publizistik fehlen.