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21.09.18 / Brandbrief vom Chef / Vorstand der Deutschen Bahn wendet sich an seine Führungskräfte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Brandbrief vom Chef
Vorstand der Deutschen Bahn wendet sich an seine Führungskräfte

Am Rande der alle zwei Jahre im September auf dem Messegelände Berlin stattfindenden internationalen Fachmesse für Bahn- und Verkehrstechnik „InnoTrans“ wurde viel über die Krise der Bahnindustrie generell spekuliert. Nun sorgen Probleme beim größten Auftraggeber der Branche, der Deutschen Bahn, für neue Schlagzeilen. Sinkende Gewinne, hohe Kosten und steigende Schulden sind die Bilanz, die in einem vierseitigen Brief des Konzernchefs Richard Lutz und seiner Vorstandskollegen an die Führungskräfte geschildert wird. 

In dem Schreiben ist von einer „schwierigen Situation“, von einer weiter zunehmenden Unpünktlichkeit und einer „dritten Gewinnwarnung“, die es in jedem Falle zu vermeiden gelte, die Rede. 

„Auch bei unserer finanziellen Performance sieht es nicht besser aus“, heißt es weiter. Das operative Ergebnis liege auch per Juli „deutlich unter Vorjahr und weit weg von unserer Zielsetzung. Auch hier haben wir keine Trendwende geschafft. Die Einzelmonate Juni und Juli waren schlecht und die negative Abweichung zum Plan hat sich auf mittlerweile 160 Millionen Euro vergrößert.“

Das Ergebnisziel für das Gesamtjahr 2018 habe man bereits in zwei Schritten auf 2,1 Milliarden Euro zurücknehmen müssen: „Damit liegen wir weit weg vom Plan und zwischenzeitlich auch unterhalb“ der Vorjahreszahlen. Zuletzt hatte die Bahn 42 Milliarden Euro Umsatz und 760 Millionen Euro Nettogewinn erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt 300000 Mitarbeiter, davon 200000 in Deutschland.

Die Zukunft des Bahn-Konzerns, der sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz befindet, beschäftigt nun auch die Opposition. Sie stört sich vor allem daran, dass Bahnvorstand Ronald Pofalla den Brandbrief mitunterzeichnet hat. Der frühere Kanzleramtsminister gilt als enger Vertrauter der Bundeskanzlerin. Dass die Regierung um den zuständigen Minister Andreas Scheuer zu dem Brief des DB-Vorstands schweige, sei ein Armutszeugnis, sagte Grünen-Fraktionschef Toni Hofreiter. Gemeinsam mit dem Verkehrspolitiker Matthias Gastel verlangt er eine Bahn-Offensive von der Bundesregierung. Alles liege nun auf dem Tisch und beweise, dass „es nicht nur ein Versagen des Konzerns, sondern auch ein Versagen des Eigentümers gebe“, sagte Gastel. Der Bund müsse „verlässlicher“ in die Bahn investieren.

Die größte der Eisenbahngewerkschaften, die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), kritisierte dagegen das Vorgehen des Vorstands, vor allem die angekündigten Einsparungen. „Kunden wollen eine Eisenbahn, die verlässlich ist – und das wollen unsere Kolleginnen und Kollegen letztlich auch“, stellte Kirchner fest. Dass dieses Ziel mit der jetzt verhängten qualifizierten Ausgabensteuerung erreicht werden kann, bezweifelt die Gewerkschaft.P.E.