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21.09.18 / Sorge um eigene Militärberater / Warum die USA partout eine Erstürmung von Idlib verhindern wollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Sorge um eigene Militärberater
Warum die USA partout eine Erstürmung von Idlib verhindern wollen
Dirk Pelster

Die Beschwörung einer erneuten Flüchtlingskatastrophe, die besonders die Türkei treffen würde, und einer militärischen Intervention, die sich gegen die Syrer richtet, dürfte vornehmlich dem Zweck dienen, einen raschen Abzug der US-Militärberater der Rebellen aus Idlib zu ermöglichen.

Seit rund zwei Wochen überschlagen sich westliche Medien und Politiker mit immer hysterischer anmutenden Warnmeldungen vor dem aufziehenden letzten großen Akt im syrischen Kriegsdrama. Gemeinsam mit ihren russischen Verbündeten arbeitet die syrische Armee einen Angriff auf die einzig verbliebene Bastion von radikal-islamischen Milizen rund um die Stadt Idlib aus. 

Neue Flüchtlingsströme werden in Aussicht gestellt und der Regierung von Staatschef Baschar al-Assad wird vorab schon einmal die feste Absicht zum Einsatz von Giftgas gegen die eigene Bevölkerung unterstellt. Unter Beschwörung eines solchen Szenarios ist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vorgeprescht und ließ einer entsetzten Öffentlichkeit mitteilen, dass ihr Haus für den Fall eines Giftgasangriffes durch syrische Truppen mögliche Vergeltungsschläge durch die Bundeswehr prüfe. Anlass für solche Überlegungen war eine Anfrage der US-amerikanischen Regierung. Während die SPD eine deutsche Beteiligung an einem Militäreinsatz schon im Vorfeld ablehnte, rüffelte die Kanzlerin wiederum ihren Koalitionspartner wegen dieses kategorischen Ausschlusses. 

Auch wenn die Regierungsparteien die günstige Gelegenheit nutzen, sich durch eine unterschiedliche Positionierung in dieser Frage mehr Profil zu verschaffen, handelt es sich hierbei um eine reine Phantomdiskussion, denn die Bundeswehr verfügt über keine intakten militärischen Kapazitäten für die Beteiligung an einem derartigen Unternehmen. Beunruhigend ist allein der Umstand, dass die US-Regierung überhaupt mit einer entsprechenden Anfrage an die Bundesregierung herangetreten ist, denn offenbar werden zumindest im Pentagon Pläne für einen Angriff auf die syrischen Streitkräfte geschmiedet. Käme es zu einer Intervention der Amerikaner, so hätte ein solcher Konflikt – angesichts des russischen Engagements auf Seiten des Damaszener Machthabers – das Potenzial, sich rasch zu einer internationalen Krise bis hin zu einem Dritten Weltkrieg hochzuschaukeln. 

Es erscheint jedoch fraglich, ob die US-Administration die Situation tatsächlich soweit eskalieren lässt, denn immerhin hatte Präsident Donald Trump die den radikal-islamischen Rebellen noch von seinem Amtsvorgänger Barack Obama großzügig gewährten Hilfen bereits drastisch zurückgefahren. Dennoch sägen die Amerikaner weiterhin am Stuhl von Staatschef Assad. Sein Sturz ist dabei kein Selbstzweck mehr, sondern soll vor allem dem Ziel dienen, den mit der derzeitigen syrischen Regierung eng verbündeten Iran zu isolieren. 

Wer die aktuell mit viel verbaler Kraftmeierei durch die Amerikaner aufgebaute Drohkulisse verstehen will, dem helfen zur Interpretation der derzeitigen Geschehnisse Berichte aus dem englischsprachigen Raum, die von deutschen Medien weitestgehend unbeachtet blieben. Der Publizist und ehemalige Vorsitzende der EU-kritischen Partei UKIP, Rodney Atkinson, hat auf der Internetseite Freenations berichtet, dass in der von radikalen Moslems gehaltenen Enklave Idlib derzeit rund 200 amerikanische und britische Militärberater eingeschlossen sind, die dort die Rebellen unterstützen. 

Während die Region im Süden, Westen und Osten von syrischen Regierungstruppen eingekesselt ist, sind die Zugänge im Norden durch türkisches Militär abgeriegelt. Das Territorium selbst ist ein Flickenteppich, der teilweise von den Restbeständen der sogenannten Freien Syrischen Armee und mit dieser verbündeten Milizen und teilweise von den knallharten Dschihadisten der Hai`at Tahrir asch-Scham (HTS, Komitee zur Befreiung der Levante) kontrolliert wird, die als eine al-Kuaida nahestehende Terrororganisation gilt. Wegen der von den USA gegen die Türkei verhängten Wirtschaftssanktionen sollen die Türken die Evakuierung der eingeschlossenen US-Militärberater ebenso verweigern wie die Syrer.