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21.09.18 / Die Wippe wankt / Denkmalschützer bezweifeln Standfestigkeit des Einheitsdenkmals

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Die Wippe wankt
Denkmalschützer bezweifeln Standfestigkeit des Einheitsdenkmals

Das Berliner Landesdenkmalamt stellt in einem Gutachten den Bau des geplanten Einheits- und Freiheitsdenkmals vor dem Schloss infrage. Danach erhebt das Amt gegen den Bau „aus fachlicher Sicht erhebliche grundsätzliche Bedenken“. 

Bedenken hat der Gutachter offenbar zur Bauweise des begehbaren Denkmals in Form einer Riesenwippe. Die Planer wollen sieben Betonpfeiler von 1,50 Meter Dicke in den sandigen Boden treiben, um dem Denkmal am Spree­ufer Standfestigkeit zu verleihen. Die Denkmalschützer bezeichnen das geplante Projekt allerdings als „eine wackelige Schale auf schwabbeligem Grund“ und mahnen eine Überarbeitung der vorgesehenen Pfahl-Verankerung an. Vorgebracht werden aber auch Befürchtungen zum Denkmalschutz. 

Als Standort für das Einheitsdenkmal ist die sogenannte Schlossfreiheit vor dem gerade wiederaufgebauten Berliner Schloss vorgesehen. Das Einheitsdenkmal soll auf dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals stehen. Das Landesdenkmalamt befürchtet allerdings, dass der Bau zu Schäden am denkmalgeschützten Sockel und dem darunter liegenden Gewölbe führt. Aus Sicht der Denkmalpfleger sollen künftig auch gut erhaltene Mosaike, die einst den Sockel des Kaiser-Wilhelm-Denkmals zierten, wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgeführt werden. 

Insgesamt zieht das Denkmalamt ein ablehnendes Fazit zum Bau des Denkmals an diesem Standort: „Die Eingriffe und der damit verbundene Verlust an Denkmalsubstanz und Denkmalqualität“ stünden einer „denkmalschutzrechtlichen Genehmigung entgegen“. Die Denkmalpfleger mussten ein neues Gutachten vorlegen, da eine 2015 erteilte Baugenehmigung im Oktober ausläuft und verlängert werden muss.

Um den Bau eines Denkmals zur Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR und die deutsche Einigung wird mittlerweile seit 20 Jahren gestritten. Erst vor einigen Wochen hatte sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) für einen zügigen Baubeginn ausgesprochen. Sie selbst habe den Standort vor dem Schloss zwar immer für problematisch gehalten. Eine neue Debatte um den Standort sei ein „Killerargument“, so Grütters’ Warnung. Der Verein Berliner Historische Mitte hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, das Denkmal vor dem Reichstag und nicht vor dem Schloss zu errichten.  N.H.