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21.09.18 / »Brav sein rentiert sich nicht mehr« / Auszeichnung in Aachen: Der »richtige« zivile Ungehorsam wird gewürdigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

»Brav sein rentiert sich nicht mehr«
Auszeichnung in Aachen: Der »richtige« zivile Ungehorsam wird gewürdigt
Erik Lommatzsch

Die Maßstäbe verschieben sich. Aufrufe zum Gesetzesbruch und zur Gewalt sind inzwischen nicht mehr per se schlecht. Mitunter werden sie sogar ausgezeichnet und von höchsten Amtsinhabern empfohlen.

„Peng! ist ein explosives Gemisch aus Aktivismus, Hacking und Kunst im Kampf gegen die Barbarei unserer Zeit.“ So die Eigendarstellung der Berliner Vereinigung. Gern erklärt „Peng!“, was ihrer Meinung nach in unserem Land so alles schiefläuft. Und da der träge Bürger meist schwer von Begriff ist, kommt neben der Kunst auch die Tat nicht zu kurz. Die immer mehr der Erstinformation dienende, in punkto Meinungsbildung kaum zu überschätzende Online-Enzyklopädie Wikipedia formuliert, offensichtlich im Sinne von „Peng!“, dass man hier „subversive Aktionskunst“ entwickle, um „die Zivilgesellschaft zu mutigeren Kampagnen zu bewegen“.

Faulheit oder Mangel an Ideen für Einsatzfelder und eben „Aktionen“ kann man „Peng!“ mit Sicherheit nicht vorwerfen. Da werden schon mal Initiativen des Bundesministeriums des Inneren erfunden – es ging darum, dass angeblich alle „in Seenot“ Geratenen in Deutschland aufgenommen werden sollten – und auf erstaunlich professionelle Weise im Internet verbreitet. Die schlichteren, weil vielleicht weniger technisch oder künstlerisch begabten „Peng!“-Mitglieder begnügen sich mit Tortenangriffen, zum Beispiel auf die AfD-Politikerin Beatrix von Storch.

Satire, Kunst, veritable Gesetzesbrüche, physische Angriffe – im Deutschland des Jahres 2018 ist das alles gut, sofern es gegen die Richtigen geht. Als „ziviler Ungehorsam“ wird das Ganze gewürdigt. Ist eigentlich auch jemand auf die Idee gekommen, die Demonstrationen wegen der am vorveregangenen Wochenende mit Dutzenden Messerstichen angegriffenen drei Chemnitzer, an deren Folgen einer gestorben ist, als „zivilen Ungehorsam“ zu bezeichnen?

Der richtige „zivile Ungehorsam“ muss natürlich gewürdigt werden. Und so war die Gruppe  „Peng!“ eine der beiden Auserwählten für den diesjährigen „Aachener Friedenspreis“. Dieser versteht sich als „alternativ“, auch in Abgrenzung zum „Karlspreis“. Man will diejenigen auszeichnen, die „von ‚unten her‘ dazu beigetragen haben, der Verständigung der Völker und der Menschen untereinander zu dienen“ sowie Feindbilder abzubauen. Was hiervon auf „Peng!“ zutrifft, erschließt sich jedoch nicht so recht.

Die GEZ-finanzierten „Tagesthemen“ nahmen die Preisverleihung zum Anlass eines beifallspendenden Berichts. Lob gab es für den Aufruf zur Fluchthilfe (so nebenbei im Urlaub soll man das tun), es wird sogar klar gesagt „zu einem Rechtsbruch“. „700 Leute“ seien dem Aufruf gefolgt, wie ein Vertreter des „Künstlerkollektivs Peng!“ ausführt. 

Dieter Spoo vom „Verein Aachener Friedenspreis“ meint, „die braven Methoden, um Veränderungen herbeizuführen“ würden nicht mehr greifen. Gesetzesbrüche scheinen erstrebenswert zu sein. Für das „Künstlerkollektiv“ ohnehin, für den „Aachener Friedenspreis“ und die „Tagesthemen“ offenbar neuerdings auch. Im selben Beitrag erfährt man auch, dass „Peng!“ unter anderem von Mitteln der Bundeskulturstiftung lebt, also offiziell unterstützt wird.

Welch fröhliche Urständ der Wahnsinn in Deutschland inzwischen zu feiern in der Lage ist, sieht man inzwischen allerorten. Den Tenor der – nicht vor Ort befindlichen oder sogar der „sozialen“ – Medien aufnehmend, stellten Regierungssprecher und Bundeskanzlerin fest, dass es in Folge des Chemnitzer Mordes zu „Hetzjagden“ auf Immigranten gekommen sei. Dass die ortansässige „Freie Presse“ dem widersprach, später auch der sächsische Generalstaatsanwalt und der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, interessierte zunächst nicht weiter. Die „Hetzjagd“ pass­te ausgezeichnet ins gewünschte politische Bild. Ein kostenloses „Konzert gegen Rechts“ wurde veranstaltet. „Feine Sahne Fischfilet“, eine Band, die auch schon der damalige Justizminister Heiko Maas gut fand, trat auf. 

Zu deren Repertoire gehören Texte wie: „Die Bullenhelme – sie sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein“. Oder auch die Gruppe „K.I.Z“. Passend zur Messerstecherei singen sie: „Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse“. Früher hätte man vielleicht diskutiert, ob derartige Zeilen bei öffentlichen Auftritten justiziabel sein könnten. Diese Frage stellt sich heute nicht mehr, wenn nur die politische Richtung stimmt. Nach Angaben des Veranstalters kamen 65000 Besucher zum Konzert. Aufgerufen hatte auch der wohl prominenteste Fan dieser Bands: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.