19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.09.18 / Konzept wird noch gesucht / Nach Richtfest für Erbbegräbniskapelle in Steinort: Nutzung als Hotel oder als Museum?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Konzept wird noch gesucht
Nach Richtfest für Erbbegräbniskapelle in Steinort: Nutzung als Hotel oder als Museum?
Uwe Hahnkamp

Im vergangenen Monat wurden auf dem Gut Steinort Kulturtage gefeiert. Kurz zuvor war das Richtfest der Erbbegräbniskapelle für die Familie von Lehndorff, die Besitzer des Gutes Steinort, aus dem Jahr 1855 gefeiert worden. Zur Sicherung des Gebäudes erhielt sie ein neues, vorerst provisorisches Dach. (Die PAZ berichtete). 

In Steinort war die Familie von Lehndorff seit dem 16. Jahrhundert ansässig. Letzter Besitzer aus der Familie war Graf Heinrich von Lehndorff, der am Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler beteiligt gewesen ist und dafür mit dem Leben bezahlte. Zum Gut der Familie gehörte auch eine Halbinsel zwischen Steinort- und Labansee, auf der die Begräbniskapelle der Familie und ein Friedhof angelegt wurden. Während Schloss Steinort nach 1945 als staatlicher landwirtschaftlicher Betrieb (PGR) genutzt wurde, blieb die Kapelle unbeachtet und wurde geplündert. Erhaltenswert ist sie dennoch, sagte sich Wolfram Jäger, der als Ingenieur die Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz berät, die Schloss und Kapelle unter ihrer Obhut hat. „Der achteckige Bau mit seiner Kuppel entstand nach Plänen von Friedrich August Stüler, einem damals maßgebenden Berliner Architekten und Schüler von Friedrich Schinkel“, so der Progessor. Die Wände sind bis heute stabil; erst vor wenigen Jahren drang wegen fehlender Dachdeckung Wasser ein und richtete erste Schäden an. Eine Nachnutzung ist also aus statischer Hinsicht sehr gut möglich. 

Wie groß der Schaden am Dach war, zeigte sich bei Beginn der Arbeiten. Paul Neumann, Zimmermann von der Gesellschaft Freie Vogtländer Deutschlands und Leiter bei der Notsicherung, schilderte die Situation: „Am Anfang sollte vor Ort gearbeitet werden. Der Zustand einiger Balken war aber so schlecht, dass wir aus Sicherheitsgründen entschieden, den Dachstuhl komplett abzubauen, seine etwa 140 Einzelteile auszubessern oder zu ersetzen und ihn danach wieder neu zu errichten.“ 

Ohne die Hilfe regionaler Bauunternehmen und der Gemeinde Angerburg, auf deren Gebiet Steinort liegt, hätten die Arbeiten nicht durchgeführt werden können. Dazu gehörte unter anderem die Verbreiterung und Stabilisierung des Zufahrtswegs zur Grabkapelle für den Transport der Dachstuhlteile. Angerburgs Vizebürgermeister Andrzej Lachowicz kündigte beim Richtfest an, dass im Sommer Rodungsarbeiten geplant sind, um den Friedhof um die Kapelle herum freizulegen. Diese lokalen Einbindungen sind auch wichtig für die Zukunft der Gebäude. 

„Die Kapelle ließe sich etwa als Seglerkapelle nutzen. Wir haben das frühere Kreuz deshalb wieder auf dem Dach angebracht“, erklärte Jäger. Für Schloss Steinort ist die Lage problematischer. Zwar ist das Gebäude von oben und unten baulich gesichert, es eignet sich aber nicht als Objekt für eine private Investition. „Um eine Nutzung etwa als Hotel zu ermöglichen, müsste man im Inneren einiges unwiederbringlich zerstören“, so Jäger, „und das wollen weder die Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz noch die Familie Lehndorff“. 

Das Nutzungskonzept des Schlosses Steinort mit einem Museum zur Geschichte des Gebäudes und der Familie von Lehndorff sowie zur Rolle des Ortes in der Geschichte wird also weiterhin dis­kutiert. Ein Besuch der Bautechniker-Schule in München in Schloss Steinort Ende Juli sowie eine Kulturwoche Anfang August haben das Interesse der Öffentlichkeit weiter und wieder auf das Gebäude gerichtet. Und das ist gut so, denn nur im Rahmen einer öffentlichen Entscheidungsfindung und Kooperation ist eine Lösung für das Gebäude denkbar.