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21.09.18 / Die Märchenwelt ist entsetzt – Ein Fee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-18 vom 21. September 2018

Die Märchenwelt ist entsetzt – Ein Fee
Christiane Rinser-Schrut

Es war einmal ..., so beginnen viele Märchen. Christian Berg ist ein Märchenerzähler, Geschichtenerfinder sowie Musicaldramaturg, -regisseur und -darsteller. Wer ihn schon einmal auf der Bühne erlebt hat, wie er Kinder und Erwachsene gleichermaßen begeistert, der wird sein weiteres Schaffen verfolgen wollen.

Jetzt hat er seine gute Fee aus dem Musical „Rapunzel. Alte Zöpfe – neu geschnitten“ in ein Buch geschrieben. Rumpelrös­chen soll eigentlich so klein wie Rumpelstilzchen und so schön wie Dornröschen sein, aber ein Sturm verwirbelt die Worte im Feenbuch, sodass aus dem Wesen  nicht die Fee Elisander entsteht, sondern ein Feenjunge mit Fliegermütze, grünen Schuhen mit Blütenblättern, der ein Kringelshirt zu einer rote Samthose trägt und darüber ein Ballett-Tutu. Die Märchenwelt ist entsetzt. Die Hüterin der Gesetze und der Volksvertreter verlangen seinen Rauswurf aus dem Märchenland, denn so etwas habe es noch nie gegeben und sei folglich unmöglich. 

Die Feeenmacher Meinardus Zappelfee und Ambrosius Fata­feeus sehen das etwas anders, denn das oberste Märchengesetz lautet: „Tritt ein, bring Fantasie hinein, hier soll stets alles möglich sein.“ Von „unmöglich“ also keine Spur. Dennoch muss beratschlagt werden, was mit dem Fee passieren soll. Das vierte Kapitel zeigt eine wunderbare Zeichnung von Christine Faust, die erahnen lässt, dass Berg aus seinem Text ein Musical produzieren wird. Das Bild zeigt die beiden Feenmacher, Rumpelröschen, die Hüterin der Gesetze Feeritalia und den Volksvertreter Boing beim Teetrinken. Überschrieben ist das Kapitel: „Viertes Kapitel, in dem nichts passiert (wegen einer kurzen Pause).“ Hier zeigt sich der Unterhaltungskünstler Berg, der sowohl die Kinder – nämlich mit einem schönen Bild – als auch die Erwachsenen – nämlich mit etwas ganz Unüblichen, das einen aus dem normalen Lesemodus aufrüttelt – beglücken kann.

Rumpelröschen, so geht die Geschichte weiter, soll sich als guter Fee beweisen, dann werde ihm Zauberkraft geschenkt. Er macht sich auf den Weg und und trifft auf das Hexenhaus aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ und rettet nicht nur die Kinder, sondern auch die Fee Tanumia Rosabella. Dabei ist ihm gar nicht bewusst, dass er damit eine gute Tat vollbringt. Das Märchenland freut sich, und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie noch „so lange, bis alle Süßigkeiten, alle bis auf einen letzten Dominostein vernascht“ sind. 

Bergs Märchen ist schön erzählt und in großer Schrift gedruckt, sodass auch Leseanfänger und Menschen mit schwachem Sehvermögen den Text gut lesen können. Jede Doppelseite zeigt mindestens ein Bild und die Grimmschen Märchenfiguren wecken die Lust auf mehr Märchen.

Das Musical zum Buch wird am 1. Februar 2019 im Theaterschiff, Hamburg, uraufgeführt.

Christian Berg: „Rumpelröschen“, Esslinger Verlag,  Stuttgart 2018, gebunden mit Spotlack, 109 Seiten, 12,99 Euro