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05.10.18 / Zu Besuch bei den Nazis / Wirtschaftliche Zwänge ließen Erdogan seinen Hass auf Deutschland zurückstellen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-18 vom 05. Oktober 2018

Zu Besuch bei den Nazis
Wirtschaftliche Zwänge ließen Erdogan seinen Hass auf Deutschland zurückstellen
Bodo Bost

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan tat bei seinem ersten offiziellen Staatsbesuch in Deutschland so, als hätte es von seiner Seite nie Beleidigungen oder Drohungen gegeben und als ob es in der Türkei keine politische Geiselnahme oder einen Missbrauch des Islam durch den türkischen Staat gäbe.

Noch im Dezember 2017 verglich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Politik der deutschen Regierung mit „Nazimethoden“ und griff Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich an. Dass er sich ausgerechnet bei deren Regierung zum Staatsbesuch angekündigt hatte, ohne diese und weitere Beleidigungen zurückzunehmen, offenbart den tiefen wirtschaftlichen Abgrund, in den die Türkei seit der Wiederwahl des Autokraten Erdogan und der Verhaftungswelle gegen westliche Bürger blickt.

Die Ankündigung des Staatsbesuchs kam nämlich inmitten der größten wirtschaftlichen Krise der Türkei und des tiefsten Falls ihrer Währung seit Jahrzehnten. Der Besuch in Deutschland, wo mit vier Millionen Türkischstämmigen die größte türkische Diaspora im Ausland lebt, sollte über diese selbstverschuldeten Probleme hinwegtäuschen. Deshalb gab sich Erdogan bewusst versöhnlich, als er das Land der angeblichen Nazipraktiken besuchte, von Sinneswandel oder gar Entschuldigung war jedoch keine Spur. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Stimmen, die trotz weiterer politischer Geiseln in türkischen Gefängnissen auf Entspannung setzen. Immerhin braucht man die Türkei bei der Abwehr der Massenzuwanderung aus dem Nahen Osten, mit der Erdogan immer wieder im Stile Gaddafis den Westen zu erpressen versucht, gerade jetzt in Zeiten wirtschaftlichen und finanziellen Niedergangs. 

Erdogan hatte in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ angekündigt, dass er ein neues Kapitel in den Beziehungen beider Länder aufschlagen wolle. Von einem neuen Kapitel war allerdings während des Besuches kaum noch die Rede. Denn Erdogan setzte in bewährter Manier auf Spaltung und Erpressung und scheute nicht davor zurück, seine in Deutschland lebenden Landsleute zu seinen Zwecken zu instrumentalisieren. Auch die Religion hat der türkische Nationalist in bewährter Manier, wie in der Türkei, vor seinen politisch extremistischen Karren gespannt.

Das wurde bei der Einweihung der größten Moschee Deutschlands in Köln durch Erdogan sichtbar, bei der es um alles andere ging als um Religion. Wie in der Türkei, wo Erdogan auch den Islam sich bereits untergeordnete hat, möchte er, via der in das Visier des Verfassungsschutzes geratenen Ditib, auch seine Landsleute in Deutschland zu seinen Befehlsempfängern herabwürdigen. Jegliche Kritik an seiner Politik konnte Erdogan so geschickt als Islamophobie abtun. So konnte er nach Ende seines Besuches von einem großen Erfolg seiner Reise und seines Kampfes gegen Islamophobie sprechen, dabei meinte er, dass er jegliche Kritik abprallen ließ. Diesen Eindruck konnte man bei den Ansprachen und Erklärungen des türkischen Präsidenten nämlich haben.

Die Reise in das Land, das für  Erdogan das Land der Nazis ist, war nur notwendig geworden, weil sich die Beziehungen der Türkei zur einstigen Schutzmacht USA noch wesentlich mehr verschlechtert haben als die zur EU, weil Erdogan infolge der Inhaftierung eines US-amerikanischen Pfarrers und der danach verkündeten Wirtschaftssanktionen mit einem Zusammenbruch seiner Wirtschaft rechnen muss. Vor einem drohenden Staatsbankrott sollen Erdogan jetzt Merkel und seine Landsleute in Deutschland retten.

Während die US-Wirtschaft ihre Unternehmen in Scharen aus der Türkei abzieht, gibt es noch immer 7500 deutsche Unternehmen, die Geschäfte mit der Türkei machen, das größte davon Siemens. Die Firma spekuliert, wie in Zeiten des Baus der Bagdadbahn vor dem Ersten Weltkrieg, auf Aufträge im Bereich des öffentlichen Nahverkehres in der Türkei in Höhe von 35 Milliarden Euro.