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05.10.18 / Kloster Neuzelle lebt wieder auf / Zisterzienserorden kehrt an den Glaubensort im Sorbenland zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-18 vom 05. Oktober 2018

Kloster Neuzelle lebt wieder auf
Zisterzienserorden kehrt an den Glaubensort im Sorbenland zurück
Bodo Bost

Nach 200 Jahren kehrt der Zisterzienserorden ins brandenburgische Neuzelle zurück. Sechs Mönche aus Österreich kommen in die sorbische Niederlausitz, in der sich bis 1993 das größte katholische Priesterseminar der neuen Bundesländer befand.

Der Zisterzienserorden gehörte einst zu den Pionieren der Christianisierung Nord- und Osteuropas. Nicht nur den Glauben haben Zisterzienser weiten Teilen Europas gebracht, sie haben auch weite Gebiete nach ihrem Motto „Bete und arbeite“ urbar gemacht. Nun haben katholische Zisterzienser-Mönche aus dem österreichischen Stift Heiligenkreuz das Kloster Neuzelle im brandenburgischen Landkreis Oder-Spree nach einem Jahr Probezeit  mit einem Priorat, sozusagen als eine Außenstelle des Mutterklosters, wiederbegründet. Sechs Zisterzienser-Mönche sollen an die jahrhundertealte katholische Tradition des Ortes anknüpfen. 

Religiös gesehen ist das Land Brandenburg ein schwieriges Terrain, nur wenige Einwohner gehören einer Kirche an, noch weniger besuchen regelmäßig Gottesdienste. Allerdings gehörte das Sorbenland neben dem Eichsfeld zu den beiden katholischen Enklaven der DDR. Der Ort trägt seine jahrhundertelange Klostergeschichte noch immer im Namen. In und um Neuzelle kommt kaum etwas ohne den Verweis auf die lange Geschichte mit dem Konvent aus. Es gibt die Klosterapotheke, eine Klosterbrauerei et cetera. Im vergangenen Jahr wurde der 200. Jahrestag der Verstaatlichung des Klosters durch den preußischen Staat begangen. In diesem Jahr jährt sich die Gründung des Klosters zum 750. Mal.

Bei aller Euphorie, die das Bistum Görlitz und Bischof Wolfgang Ipolt mit der Klostergründung verbinden, plagen es doch auch große Schwierigkeiten. Die sechs Mönche teilen sich weiterhin das bisherige Pfarrhaus. 

Die gut 4000 Einwohner des Ortes haben die Zisterzienser indes mit offenen Armen empfangen. Für Katholiken aus der näheren und ferneren Umgebung ist Neuzelle immer ein Glaubensort geblieben, bis heute führen Wallfahrten hierher. Der Komplex ist ein weit über die Region hinaus bedeutsames historisches Zeugnis. Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Europas. Sie empfängt jährlich rund 120000 Besucher. In die Sanierung der barock geprägten Anlage flossen seit Beginn der 1990er Jahre rund 52 Millionen Euro. Von 1948 bis 1993 befand sich im ehemaligen Kloster ein katholisches Priesterseminar. Rund 800 Männer absolvierten dort im Laufe der Jahre ihren Pastoralkurs. 

Die Stiftung Kloster Neuzelle, der Eigentümer des Geländes, hatte inzwischen auf dem Klostergelände kulturelle und touristische Schwerpunkte entwickelt, die mit einem wirklichen Klosteralltag kaum zu vereinbaren sind. Es fehlen die Rückzugsräume, in denen die Mönche sich ausschließlich auf ihre Spiritualität konzentrieren können. 

Der ursprüngliche Plan, auf dem alten Gelände wieder heimisch zu werden, ist daher inzwischen zu den Akten gelegt worden. Die Mönche planen stattdessen einen Neubau in der Umgebung. Im Potsdamer Kultusministerium sicherte man Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Liegenschaft zu. Das Bistum und das katholische Bonifatiuswerk wollen finanziell helfen.

Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD), die auch als Vorsitzende der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle fungiert, war unter den 1800 Teilnehmern des Festgottesdienstes bei der Wiedereröffnung. 

An der Feier nahmen auch Erzbischof Heiner Koch (Berlin), Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie Bischof Tadesuz Litynski aus dem polnischen Nachbarbistum Liegnitz teil, zudem der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge. Auf dem Klostergelände befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft auch die evangelische Neuzeller Gemeinde. 

Ministerin Münch würdigte die Gründung als „Ereignis von kirchengeschichtlicher Bedeutung“. Es sei ein „Glücksfall“ für das Land Brandenburg, das damit einen Teil seiner historisch-kulturellen Identität zurückgewinne. Der evangelische Bischof Markus Dröge sagte, durch die Mönche erhalte die Kirche in Brandenburg einen „neuen, hellen, freundlichen und tiefgründigen Farbtupfer“. 

Erzbischof Koch gab sich sehr zuversichtlich, dass die wiedergekehrte Präsenz der katholischen Mönche in der Kirche und auf dem Klosterplatz ein großes Hoffnungszeichen sein werde. Er äußerte die Hoffnung, „dass die Mönche einmal auch das Kloster wiederbeleben werden“.