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05.10.18 / Hitler oder Lenin / Die Bürger in Yungar in den peruanischen Anden haben die Wahl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-18 vom 05. Oktober 2018

Hitler oder Lenin
Die Bürger in Yungar in den peruanischen Anden haben die Wahl

Hitler por Yungar“ steht es in großen Lettern an einigen Hauswänden in der kleinen Gemeinde Yungar in den peruanischen Anden. An anderen Hauswänden verspricht Lenin eine bessere Zukunft für Yungar. In dem peruanischen Ort in den Anden kämpfen, wie der lokale Radiosender RPP berichtet. Hitler Alba und Lenin Rodríguez um den Bürgermeisterposten. Die zwei Männer mit historisch belasteten Vornamen treten gegeneinander zur Bürgermeisterwahl am 7. Oktober an.

Alba beteuert, keinerlei Sympathien für Adolf Hitler zu hegen, und bedauert, diesen Namen zu tragen. Sein Vater habe ihm den Namen wohl gegeben, weil er international klinge, jedoch habe er offenbar den historischen Kontext des Namens  nicht gekannt, sagte er im Radio. Er selbst habe seinen Namen ändern wollen, sich dabei aber schlecht gefühlt, dem Willen des Vaters zu widersprechen. Alba war bereits von 2011 bis 2014 Bürgermeister des Andendorfes, ohne dass es damals einen Presserummel um den sympathischen und ehrlich wirkenden 

40-Jährigen gegeben hätte. Er habe damals eine gute Politik gemacht und bewiesen, dass es auch einen „guten Hitler“ gebe, gab er im Radio in bester Wahlkampfmanier zu verstehen.

Im Gegensatz zu Alba ist Rodríguez in Yungar ein bisher unbekannter Bürger. Er scheint nicht so gut rüberzukommen wie Alba. Wie Wladimir Iljitsch Lenin scheint auch Rodríguez nicht so viel von freien Wahlen zu halten, denn er hatte noch im Vorfeld versucht, die Kandidatur Albas wegen angeblicher formaler Mängel für unzulässig zu erklären, ist aber gescheitert. 

Rodriguez fühlte sich nicht verpflichtet zu seinem Vornamen Stellung zu beziehen, denn viele Männer im einst katholischen Südamerika tragen den Familiennamen des Vaters der russischen Oktoberrevolution als Vornamen, ohne sich dafür zu schämen. 

Der wohl bekannteste ist Ecuadors aktueller Präsident Lenín Voltaire Moreno Garcés. Der heute 65-Jährige wurde 1998 Opfer eines Raubüberfalls. Seitdem sitzt er im Rollstuhl.  Von 2007 bis 2013 war Moreno unter seinem zehn Jahre jüngeren Landsmann Rafael Correa Vizepräsident. Nachdem Correa nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte, kandidierte Moreno als Kandidat der Regierungsallianz PAÍS. In der ersten Wahlrunde am 19. Februar 2017 erhielt er 39 Prozent der Stimmen und verpasste damit die absolute Mehrheit. In der Stichwahl am 2. April desselben Jahres gegen Guillermo Lasso von der Partei Creando Oportunidades (CREO) erhielt Moreno 51,14 Prozent der abgegebenen Stimmen. Noch im selben Jahr wurde Moreno Correas Nachfolger als Staatspräsident und setzt seitdem dessen Linkskurs fort. Seit 2013 ist er zudem UN-Sondergesandter für Behinderung und Barrierefreiheit. Seine Vornamen Lenín und Voltaire erhielt Moreno von seinem Vater aus Verehrung für den russischen Revolutionär und den französischen Philosophen. B.B.