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05.10.18 / Fragen kultureller Identität aufwerfen / Kloster Kolbatz tritt aus dem Schatten der vergessenen Kultur

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-18 vom 05. Oktober 2018

Fragen kultureller Identität aufwerfen
Kloster Kolbatz tritt aus dem Schatten der vergessenen Kultur
Chris W. Wagner

Am vergangenen Sonnabend standen Dorfbewohner und Gäste im pommerschen Kolbatz [Kolbacz] Schlange und starrten wie gebannt die dortige Zisterzienserklosterkirche an. Grund dafür war ein Projekt, das an vergessene pommersche Kulturwelten erinnern will. So wurde auf der Kolbatzer Klosterkirche die Geschichte des Klosters projiziert und durch Musik von Petrus Wilhelmi (1392–1480) aus Graudenz [Grudziadz] untermalt.

Dank neuester Computeranimationstechnik konnten die Zuschauer beobachten, wie die ers-ten Zisterziensermönche nach Kolbatz kamen, wie das Kloster gebaut wurde und die Abtei ihre Blüte erlebte, aber auch zahlreiche Überfälle, Plünderungen des Klosters bis hin zu seiner Auflösung und Umwandlung in eine Residenz der Herzöge von Pommern.

Die 22 Kilometer südöstlich von Stettin [Szczecin] liegende Klos-teranlage Kolbatz war ein bedeutendes Kultur- und Kolonisations-zentrum Pommerns. Gegründet wurde es durch Abt Reinhold von Esrom von der dänischen Insel Seeland im Jahre 1174 mit zwölf Mönchen. 

Die Zisterzienser haben jedoch nicht nur gebetet. Sie rodeten und kultivierten das Land, in das sie gesandt wurden. Zu ihren ersten Arbeiten in Kolbatz gehörte der Bau der Marienkirche. Durch die Umleitung der Plöne [Plonia] gewannen die Mönche wertvolles Ackerland, dazu gehörte auch das sogenannte Pyritzer Weizackerland [Pyrzyce] und eine Wasserstraße zum Dammschen See. 

Zu den Kolbatzer Tochterklös-tern zählten Oliva [Oliwa], Marienwalde [Bierzwnik] und Himmelstädt [Mironice]. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es zu Konflikten mit den Johannitern, 1324 zum Streit um die Gollnower Heide mit Stargard [Stargard Szczecinski], der im Urteil für Kolbatz günstig ausfiel. Diese Glanzzeit des Klosters Kolbatz endete um das Jahr 1533. Die ers-ten Mönche verließen das Kloster. 1534 legte dann auch der letzte Abt Bartholomäus sein Amt nieder, und aus dem Kloster wurde eine herzogliche Domäne. 1811 wurde dann auch die Domäne Kolbatz verkauft und kam später in den Besitz des Swinemünder [Swinoujscie] Kaufmanns und Reeders Friedrich Wilhelm Krause. In unsere Zeit überdauerten nur die Kirche und ein Nebengebäude, der sogenannte Speicher mit seiner am Westgiebel angebrachten Rosette.

Das 2008 ins Leben gerufene Projekt „Kolbatz – Schatten der vergessenen Kultur“ soll den Bewohnern dieses Kulturerbe näherbringen. „Das Kloster ist das älteste Backsteingebäude Pommerns. Mit der Veranstaltung möchten wir Themen rund um die Kultur, Ethnografie und Geschichte der durch die Zeit fast verwischten Spuren von besonderen Orten der Region anbieten. Unser Projekt soll Fragen zu unserer kulturellen Identität aufwerfen, zum Nachdenken und Erinnern motivieren“, sagte Organisator Radoslaw Palus gegenüber „Radio Stettin“.

In den vergangenen Jahren wurde das Leben der Zisterzien-sermönche beleuchtet, eine Reise in die Vergangenheit zum fruchtbaren Weizenacker unternommen oder auf den Spuren von Dorfmusikern gewandelt – immer mit dem Ziel vor Augen, die Kulturlandschaft der Zisterzienser zu ergründen.