25.04.2024

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05.10.18 / Eine Araberin bricht aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-18 vom 05. Oktober 2018

Eine Araberin bricht aus
 

Als Leser des Buchs „Frauen dürfen hier nicht träumen“ braucht man gute Nerven, denn man geht mit der Autorin durch Himmel und Hölle. Vor allem durch die Hölle der Kindheit und Jugendzeit der Rana Ahmad, die in Riad, also Saudi-Arabien, aufwuchs und die doch so sehr die Freiheit und das selbstbestimmte Leben liebt. 

Schon als Kind musste sie sich vor den Männern verhüllen. Sie hasst den Nikab und die Abaya und erschrickt, wenn sie sich vor dem Spiegel sieht. Männer bestimmen ihr Leben, ob sie arbeiten darf, ob sie an die frische Luft darf, dann aber nur mit dem verhassten Stück Tuch vor Mund und Nase. Die Religionspolizei lauert überall. Ihre beste Freundin wird eines Tages mit einem nicht mit ihr verheirateten Mann erwischt, sie wird zu Peitschenhieben und Gefängnis verurteilt. 

Als Ranas Bruder sie eines Tages bei ihrer Arbeit im Krankenhaus ohne vollständigen Schleier sieht, wird sie brutal misshandelt. Sie erkennt, dass sie in dieser Gesellschaft, in dieser total religiösen Familie keine Chance auf Freiheit hat. Nach Wochen und Monaten des Gefangenseins in ihrem häuslichen Zimmer und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch und tiefer Depression wird plötzlich das Internet zu einem kleinen Hoffnungsschimmer. Sie sieht Hollywoodfilme, sie lernt europäische Philosophen kennen, sie tauscht sich auf Blogs und Internet-Foren mit Gleichgesinnten aus und sie lernt Menschen kennen, die vom Islam abgefallen und jetzt Atheisten sind. Darauf steht in arabischen Staaten die Todesstrafe. Sie kann nur unter strengster Geheimhaltung diese Menschen, die eine ganz andere Welt und Denkweise darstellen, kontaktieren. Sie lebt in ständiger Angst – würden ihr Bruder oder ihre Mutter von ihren Kontakten erfahren, würde sie von denen umgebracht. 

Rana lernt Charles Darwin kennen und die Evolutionstheorie. Sie zweifelt immer mehr an dem, was sie als Kind im Koran und im Religionsunterricht gelernt hat. Sie entscheidet sich schließlich zum Atheismus. Sie weiß, das ist lebensgefährlich. Und so reift in ihr der Plan, Saudi-Arabien, ihrer Heimat, ihrer Familie und allen Bekannten den Rücken zu kehren – und heimlich zu fliehen. Denn nur so kann der Plan funktionieren. Das bedeutet aber auch, dass sie ihren geliebten Vater verlassen muss.

Der Plan ihrer Flucht, zunächst in die Türkei, mithilfe ihrer Facebook-Freunde liest sich wie ein Krimi. Dann die abenteuerliche Flucht über Griechenland bis schließlich nach Köln in eine Flüchtlingsunterkunft. Der Leser bekommt gute Einblicke in das Schlepperwesen, genauer gesagt, Schlepperunwesen. Wir erfahren sehr viele Details über das völlig unterschiedliche Leben von Männern und Frauen, über den Islam, über die Machos und ihre Kultur in arabischen Ländern oder über Pilgerreisen nach Mekka. 

Wir erhalten auch Einblicke in Hilfsorganisationen, die fluchtwilligen Frauen aus dem Orient helfen und über Flüchtlingsheime in Deutschland. Und wir erfahren, dass Frauen dort, wohin sie vor dem politischen, gewalttätigen Islam geflohen sind, wieder in die Macht und in den Einflussbereich von Salafisten und radikalen Moslems geraten. 

Ahmad ist eine äußerst bewundernswerte Frau, die es unter schwierigsten Bedingungen schafft, ihren Traum von einem freien Leben zu verwirklichen. Sie lernt Englisch, sie schafft sich einen Helferskreis im Internet von Atheisten beziehungsweise  für Vom-Islam-Abgefallene. Sie unterstützt andere Frauen in vergleichbaren Situationen und möchte ihnen Mut machen. Sie wird zu einer der „Ungläubigen“, von denen im Koran immer wieder abschätzig die Rede ist.

Deutschland ist für sie die Verwirklichung eines Traums. Rana ist gelebte Integration. Sie ist unendlich dankbar ihrem Gastland gegenüber (im Unterschied zu etlichen anderen, sogenannten „Geflüchteten“). Ihr altes Leben bleibt schattenhaft erhalten. Sie muss immer noch mit ihrer Angst kämpfen. Wenn ihr Bruder sie in Köln entdeckt, wird er sie töten. Gemäß der Scharia. Das ist der „friedliche Islam“ 2018. Absolut lesenswert!

Rana Ahmad: „Frauen dürfen hier nicht träumen. Mein Ausbruch aus Saudi-Arabien, mein Weg in die Freiheit“, Btb-Verlag, München 2018, broschiert,  320 Seiten, 16 Euro