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12.10.18 / Zurück zur alten Fibel / Ministerin zieht Notbremse: »Schreiben nach Gehör« abgeschafft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Zurück zur alten Fibel
Ministerin zieht Notbremse: »Schreiben nach Gehör« abgeschafft

Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat als Teil eines Fünf-Punkte-Plans eine Abkehr von der Idee des „Lesens durch Schreiben“ angekündigt. Bei der Lernmethode schreiben die Schulkinder zunächst Wörter nach Gehör, wobei Fehler nicht korrigiert werden. 

Erst vor Kurzem ist das Ergebnis einer Studie der Universität Bonn bekanntgeworden. Dabei waren in Nordrhein-Westfalen bei 3000 Grundschulkindern die Erfolge von drei Lernmethoden verglichen worden. Nach der Methode „Lesen durch Schreiben“ unterrichtete Kinder machten am Ende der vierten Klasse im Schnitt 55 Prozent mehr Rechtschreibfehler als „Fibelkinder“. Die Studie ermittelte die höchste Fehlerquote bei Kindern, die nach dem Konzept „Rechtschreibwerkstatt“ gelernt hatten. Auch bei diesem Ansatz sind Fehler beim Schreiben zuerst erlaubt. 

Bei der traditionellen Fibel-Methode lernen die Grundschüler dagegen zunächst schrittweise einzelne Buchstaben und Wörter kennen. Darauf aufbauend sollen sie dann befähigt werden, einfache Wörter und Sätze zu lesen und zu schreiben.

An Brandenburgs Schulen soll ab Sommer 2019 nur noch die Fibel-Methode angewendet werden.  Als Teil ihres Fünf-Punkte-Plans zur Verbesserung der Lese- und Schreibkompetenzen kündigte Ernst zudem an, dass die Rechtschreibung künftig nicht nur im Deutschunterricht, sondern in allen Fächern korrigiert werden soll. Weiteres Ziel sei, dass den Schülern bis zur vierten Klasse ein Grundwortschatz von 700 Wörtern vermittelt werden soll.

Hintergrund der Bemühungen sind die Ergebnisse eines nationalen Vergleichs von 2016. Dabei hatten die märkischen Schüler nur mittelmäßig abgeschnitten. Bei der Lesekompetenz erreichten 12,5 Prozent der Grundschüler in Brandenburg nicht den erforderlichen Mindeststandard. Im Bundesvergleich der Rechtschreibung schafften sogar 23,2 Prozent der märkischen Schüler nicht den Mindeststandard.

In Berlin will Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) an „Schreiben nach Gehör“ festhalten. Das sei nur eine von mehreren Methoden zum Schrifterwerb, die an den Berliner Grundschulen ohnehin nicht in Reinform angewendet werde. Scheeres wies darauf hin, dass die Lehrer durchaus frühzeitig korrigierend eingreifen sollten, damit sich bei den Kindern keine falschen Schreibweisen verfestigen.  N.H.