26.04.2024

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12.10.18 / Müllmarkt in Bewegung / Remondis will DSD, Lidls Mutter ein eigenes duales System

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Müllmarkt in Bewegung
Remondis will DSD, Lidls Mutter ein eigenes duales System
Peter Entinger

Der deutsche Müllmarkt gerät in Bewegung. Ende September wurde bekannt, dass Deutschlands größter Abfallentsorger Remondis, das Duale System Deutschland (DSD) übernehmen will. Allerdings haben die Kartellbehörden bereits Bedenken angemeldet. 

Duale Systeme sind nur in der Müllorganisation tätig – sie beauftragen Müllabfuhren, Sortieranlagen und Entsorger. In Deutschland existieren derzeit neun Systeme, welche die Abholung, Sortierung und Verwertung von Industrie- und Handelsabfällen, organisieren. Marktführer war bis vor Kurzem die Firma DSD, welche die Markenrechte am Recycling-Zeichen Grüner Punkt hält. 

Nun will die Schwarz-Gruppe, Mutter des Discounters Lidl, die komplette Abfallkette selbst übernehmen. Etwa zehn Prozent des Handelsmülls stammt aus dem Unternehmen. Als erstes Handelsunternehmen hat die Gruppe nun ein eigenes duales System gegründet. 

Bereits im Sommer hatte die Schwarz-Gruppe die Firma Tönsmeier übernommen, einen der bis dato größten Entsorger. Unter dem Namen „PreZero Dual GmbH“  greift die Lidl-Mutter nun den Grünen Punkt direkt an. „Das ist ein ganz neuer, großer Marktteilnehmer, der die ganze Branche gehörig unter Druck setzen wird“, schreibt das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Insider-Kreise. 

PreZero Dual dürfte seine Arbeit allerdings erst 2020 voll aufnehmen. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, seien organisatorische Gründe dafür ausschlaggebend. Zudem laufe der Lidl-Vertrag mit dem Kölner Unternehmen Interseroh, das bisher die Entsorgung übernimmt, bis Ende 2019. 

Wie wichtig der Schwarz-Gruppe der Einstieg in das Müll-Geschäft ist, zeigt sich daran, dass es offenbar Bestrebungen gab, mit Remondis um eine Übernahme des DSD zu konkurrieren. Das DSD wurde zuletzt von einer Gruppe von Finanzinvestoren gehalten, die sich zum Verkauf entschlossen hatten. Bei einer Veräußerung an die Lidl-Mutter hätte es aber offenbar erhebliche Einbußen gegeben, da deren Hauptkonkurrent für den Fall mit einer Kündigung der bestehenden Verträge gedroht haben soll. 

Gegründet worden war der Grüne Punkt als Konsequenz der Verpackungsverordnung von 1991. Sie hatte bestimmt, dass jeder Gewerbebetrieb Verpackungen zurücknehmen muss, die er in Verkehr bringt. Zehn Jahre später hatte die EU-Kommission die monopolähnliche Stellung gerügt und damit den Wettbewerb auf dem deutschen Müllmarkt eröffnet. Seit 15 Jahren muss sich das DSD nun einem Konkurrenzkampf stellen. Der Marktanteil des einstigen Monopolisten ist infolgedessen auf schätzungsweise unter 40 Prozent zurückgegangen.

Der Müllmarkt war bisher schwierig zu durchblicken, weil es keine geregelten Übersichten über Marktanteile gab. Dies soll sich ab 2019 ändern. Wie der Nachrichtensender NTV berichtet, soll ab dann eine objektive Instanz umfassenden Einblick in Daten zur Müllmenge von Händlern, Industrie und zu dualen Systemen bekommen. Hierdurch solle verhindert werden, „dass schwarze Schafe unter den Systembetreibern schummeln und Kosten auf Konkurrenten abwälzen können.“