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12.10.18 / »So gehen Intrigen heute«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

»So gehen Intrigen heute«
Michael Leh

Der Fall Hubertus Knabe schlägt weiter hohe Wellen. Am 25. September hatte der Stiftungsrat der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen die Entlassung ihres profilierten Direktors mitgeteilt. Dies hat zu scharfen Protesten geführt. Vier Mitglieder des Stiftungsbeirats – Freya Klier, Heidi Bohley, Edda Schönherz und Barbara Zehnpfennig – forderten in einem offenen Brief an Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) die Wiedereinsetzung Knabes in sein Amt. Es habe vor dieser „schwerwiegenden Entscheidung keine Rücksprache mit dem Beirat“ gegeben. Wie man das Dienstverhältnis mit Knabe beendet habe, sei „entwürdigend und von der Sachlage her keinesfalls gerechtfertigt“. 

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und frühere DDR-Bürgerrechtler Arnold Vaatz verlangte in einem Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) genaue Angaben zu den Vorwürfen gegen Knabe. Nicht dieser selbst, sondern sein Stellvertreter war sexuell motivierter Belästigungen von Mitarbeiterinnen beschuldigt worden. Lederer erklärte – auch am 27. September im Berliner Abgeordnetenhaus –, der Stiftungsrat habe „kein Vertrauen, dass Dr. Knabe den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung einleiten“ werde. Bereits von Knabe getroffene Maßnahmen wie die Benennung einer Antidiskriminierungsbeauftragten ließ er unerwähnt. 

In einer „Spiegel“-Kolumne („Wie man sich eines Feindes entledigt“) schrieb Jan Fleischhauer, kaum jemand sei bei der Linkspartei so verhasst wie Knabe: „Jetzt wurde er seines Amtes enthoben – mit freundlicher Hilfe aus dem Kanzleramt. So gehen Intrigen heute.“ Und: „Es würde mich nicht wundern, wenn in den nächsten Tagen neue Vorwürfe an die Öffentlichkeit gelangen würden. Diesmal gegen den Historiker selbst.“ 

Genau das geschah jetzt nach der öffentlichen Kritik an Lederer. So hieß es auf einmal am 8. Ok­tober im „Tagesspiegel“, der in mehreren Beiträgen gegen Knabe schoss und nachtrat, es habe sich „eine weitere Frau bei der Kulturverwaltung“ gemeldet „und berichtet von Belästigung – diesmal sogar auch durch Hubertus Knabe selbst“. Die Frau habe sich am 24. September an den Kultursenat gewandt. Das wäre somit einen Tag vor Knabes Entlassung erfolgt. Doch davon hatte Lederer auch in der Fragestunde des Parlaments keine Silbe gesagt. Vielmehr erklärte er, Vorwürfe wegen sexueller Belästigung richteten sich nur gegen Knabes Stellvertreter. 

Knabe selbst kann sich gegen solche anonymen Beschuldigungen kaum wehren. Fast könnte man sich an die Stasi-Richtline Nr. 1/76 erinnert fühlen. Darin wird unter „bewährten Maßnahmen der Zersetzung“ genannt: Die „systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer und diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben“.