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12.10.18 / Dick und Doof in der Horrorshow / Kontrastreiches unabhängiges Kino aus Dänemark und Italien: »The Guilty« und »Dogman«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Dick und Doof in der Horrorshow
Kontrastreiches unabhängiges Kino aus Dänemark und Italien: »The Guilty« und »Dogman«

Eine Quasselstrippe am Telefon? Dann kann es sich nur um einen italienischen Film handeln. Ein trister Strand im Dauerregen? Dass ist typisch für einen nordischen Film. Bei den beiden Filmen, die am 18. Oktober in die Kinos kommen, verhält es sich aber genau umgekehrt.

In „The Guilty“ (Deutsch: Die Schuldigen) will ein dänischer Polizist von einer Notrufzentrale aus im Alleingang einen möglichen Kriminalfall aufklären. Nach dem rätselhaften Notruf einer jungen Frau, von der er überzeugt ist, dass sie im Auto neben ihrem Entführer sitzt, setzt er zur telefonischen Fernsteuerung seiner Kollegen an, um die Frau zu befreien.

In dem Kinodebüt des dänischen Regisseurs Gustav Möller vollzieht Jakob Cedergren als Notrufpolizist einen bemerkenswerten Soloauftritt. Hin und wieder huschen andere Kollegen ins Bild, mit denen er ein paar Worte wechselt. Ansonsten ist nur er im Bild zu sehen, wie er über das Headset mit unsichtbaren Personen kommuniziert. Im Prinzip ist es ein Hörspiel, bei dem man als Zuschauer getrost die Augen schließen kann. Optisch verpasst man nicht viel. Die Anspannung des Polizisten und die Angst des vermeintlichen Opfers am anderen Telefonende erschließen sich ausschließlich über die Stimme.

Dass das Ganze nicht zum Einschlafen ist, liegt an einer überraschenden Wendung, bei der sich der Verdacht nach dem Schuldigen in dem Entführungsfall verschiebt. Der hilfsfreudige Polizist, der, wie man es auch von „Tatort“-Filmen her kennt, mit ganz persönlichen Problemen zu kämpfen hat, aber auch die Zuschauer sind auf einmal die Gefoppten. So entsteht Spannung: Wenn man sich selbst dabei ertappt, ein voreiliges Urteil gefällt zu haben.H. Tews

Das Bella Italia gehört den Touristen und den Reichen. Die Italiener, die an den sozialen Rand gedrängt sind, müssen sich mit dem hässlichen Rest begnügen. Im Film „Dogman“ sorgt ein in Strandnähe lebender Hundefriseur mit seinen auf Hochglanz polierten Vierbeinern für einen optischen Kontrast zu dem Elend in dem alles andere als malerischen Küstenort in Süditalien.

Wie schon in seinem Film „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ von 2008 widmet sich Regisseur Matteo Garrone den Schattenseiten infolge Gewalt und Kriminalität. So verdient sich auch der schmächtige Hundefriseur Marcello als Drogenhändler etwas hinzu und dackelt bei Raubzügen einem bulligen Typen hinterher, der den ganzen Ort tyrannisiert. Für diesen angebli­chen Freund, einem Ex-Boxer, geht der einfältige Marcello sogar in den Knast in der Hoffnung, von ihm nach der Entlassung mit einem Teil der Beute entlohnt zu werden. Dumm gelaufen.

Dieses ungleiche Paar ist wie Laurel und Hardy in der Horror­show. Nur dass sich daraus ein drastisches Rachedrama entwickelt, bei dem der kleine Hundefriseur plötzlich selbst zum Bullterrier wird. Für den 40-jährigen Schauspieler Marcello Fonte ist dieses seine erste große Filmrolle. Doch er verkörpert die Figur des Hundeliebhabers so hingebungsvoll und glaubhaft, dass er beim diesjährigen Filmfestival von 

Cannes die Goldene Palme als bester Schauspieler erhielt. Au­ßerdem geht der Film für Italien als bester ausländischer Film ins nächste Oscar-Rennen.tws