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12.10.18 / Eine Walhalla für die Bayern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Eine Walhalla für die Bayern

Analog zur Walhalla in Regensburg für bedeutende Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ schuf der baufreudige Bayernkönig Ludwig I. ein entsprechendes Bauwerk für „ausgezeichnete Bayern“. Kaum war die Erbauung der Walhalla mit deren Eröffnung am 18. Oktober 1842 erfolgreich abgeschlossen, wurde am 15. Oktober 1843 mit der Grundsteinlegung der Bau der Ruhmeshalle begonnen. Mit Regensburg wurde die Stadt des Immerwährenden Reichstages, der Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, als Standort für die Walhall gewählt; mit München die Hauptstadt Bayerns als Standort für die Ruhmeshalle. 

Walhalla wie Ruhmeshalle liegen sehr repräsentativ hinten und seitlich von Wald umkränzt an einem Hang. Mit beiden Hallen bewies der Bayer Ludwig I. die Fähigkeit zum Blick über den Tellerrand hinweg. Die Walhalla enthält ihrer Bestimmung gemäß auch Marmorbüsten von Nichtbayern; bei den Büsten der Ruhmeshalle sind sogenannte Beutebayern, also Franken, Schwaben oder Pfälzer, gegenüber den Altbayern überrepräsentiert. Beide Gebäude erinnern an Tempelbauten des von Ludwig so geliebten antiken Griechenland. Beide stammen von Ludwigs klassizistischem Hofarchitekten Leo von Klenze. 

Ungeachtet der vielen Parallelen und der analogen Aufgabenstellung, Büsten bedeutender Persönlichkeiten aufzunehmen, sollte die Ruhmeshalle explizit kein Abklatsch der Walhalla werden. „… eine Kopie der Walhalla darf dieses Gebäude nicht werden, sind ja auch, so viele dorische Tempel es auch gab, keine Kopie des Parthenons gewesen“, lautete die einzige Vorgabe für die Halle, die oberhalb der Theresienwiese 200 Büsten Platz bieten sollte. Folgerichtig erhielt Klenze auch nicht automatisch den Auftrag für den Bau. Vielmehr wurde wie 1814 für die Walhalla 1833 für die Ruhmeshalle ein Archtitekturwettbewerb ausgeschrieben. Ungeachtet der erklärten Ablehnung einer Kopie machte jedoch Klenze abermals das Rennen. 

Der Hofarchitekt stand vor der Herausforderung, mindestens einen wesentlichen Unterschied gegenüber der Walhalla zu bieten. Die Ausschreibung für die Walhalla hatte explizit eine rechteckige Säulenhalle vorgesehen. Diese Vorgabe gab es für die Ruhmeshalle nicht, und so verzichtete Klenze auf die Rechteckigkeit. Stattdessen schlug er einen dreiflügeligen Bau um eine monumentale Darstellung der Bavaria, der weiblichen Verkörperung Bayerns, vor. 

Ludwig I. entschied sich 1834 für den Entwurf seines Hofarchitekten. Zum einen war dieser günstiger zu realisieren als die der ebenfalls zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladenen Architekten Friedrich von Gärtner, Joseph Daniel Ohlmüller und Georg Fried­rich Ziebland. Zum anderen faszinierte ihn die von Klenze vorgesehene Bavaria. „Nur Nero und ich können solche Kolosse erbauen“, schrieb er nach seiner Entscheidung für Klenzes Entwurf. Drei Jahre nach der über 18 Meter hohen und fast 88 Tonnen schweren Bronzestatue der Bavaria wurde die sie umgebende Ruhmeshalle 1853 eingeweiht. Mit zehn Jahren lag deren Bauzeit zwei Jahre unter der der Walhalla.M.R.