20.04.2024

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12.10.18 / Eröffnung der sechsten Ausstellung des »ZgV«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Eröffnung der sechsten Ausstellung des »ZgV«

Zur Eröffnung der Ausstellung „In Lagern – Schicksale deutscher Zivilisten im östlichen Europa 1941-1955“ der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen (ZgV) am 21. Oktober in der Frankfurter Paulskirche erklärt der Vorsitzende Christean Wagner: „Am 21. Oktober wird die sechste Ausstellung der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen eröffnet und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung widmet sich einem in der Öffentlichkeit wenig bekannten und bewussten Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte, nämlich der Verschleppung deutscher Zivilisten in den damaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebieten sowie ihrer Internierung in Lager. Diese Vorgänge sind Teil des großen Vertreibungsgeschehens, das die Deutschen im östlichen Europa während und nach dem Zweiten Weltkrieg traf. Sie umfassen auch die Deportation und die Zwangsarbeit der Deutschen in der Sowjetunion. 

Die Ausstellung will das als allgemeines Kriegsfolgenschicksal jahrzehntelang unterbewertete und politisch ausgeklammerte Schicksal der Betroffenen ins öffentliche Bewusstsein bringen. Sie beschreibt die politische Ausgangssituation, die Motive für die Lagerbildung, die verschiedenen Lager sowie die dortigen Lebensbedingungen. Zitate von Zeitzeugen und deren Erinnerungen in dokumentarischer und literarischer Form machen die Ausstellung und das persönliche Empfinden trotz fehlender Bilder über die Lager und das Lagerleben erlebbar. Der Schlussteil der Ausstellung ist der Aufarbeitung dieses Themas in den betreffenden Staaten gewidmet und zeigt auf, wie durch unterschiedliche Initiativen, auch der Betroffenen, Wege zur Verständigung über Grenzen und Nationalitäten hinweg gesucht und gefunden werden.

Begleitend zur Ausstellung werden zwei Zeitzeugenfilme gezeigt, in denen Betroffene von ihren Erlebnissen in Lagern berichten und von ihren Bemühungen, das Erlebte zu verarbeiten und das Gedenken an die ungezählten Opfer aufrecht zu erhalten. Die Besucher der Ausstellung können auch ins Bücherregal greifen und sowohl historische Hintergründe vertiefen, als auch Einzelschicksale nachlesen. 

Es waren meist Frauen, Jugendliche, Kinder und alte Menschen, deren Verschleppung und Internierung als Massenphänomen im rechtsfreien Raum stattfanden, ohne individuelle Anklage oder Urteil. Aus Sicht der Sowjetunion stellte die Arbeitskraft der deutschen Zivilpersonen eine Form der zu leistenden Reparationen dar. Die westlichen Verbündeten der Sowjetunion, die USA und Großbritannien, hatten keine prinzipiellen Einwände gegen ihren zwangsweisen Einsatz. Denn durch den Zweiten Weltkrieg hatten die europäischen Staaten einschließlich der Sowjetunion starke Zerstörungen und hohe Verluste an Menschenleben erlitten. Zudem war die Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft zum Aufbau der Sowjetunion als Wirtschaftsmacht schon längst Praxis. 

Im Zuge der Niederlage des nationalsozialistischen Deutschlands 1945 wurden über eine Million deutscher Zivilisten in Lager verschleppt. Sie stammten aus den damaligen deutschen Ostgebieten, aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien, aber auch aus der Sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise der DDR und wurden innerhalb ihrer Heimatgebiete interniert und/oder in die Sowjetunion verschleppt. 

In der Sowjetunion wurden die Deutschen an der Wolga und in anderen Siedlungsgebieten bereits nach dem Überfall durch die Wehrmacht 1941 zunächst in Gebiete östlich des Urals deportiert. Die Gesamtzahl der deportierten Deutschen innerhalb der Sowjetunion wird auf rund 1,1 Millionen Menschen geschätzt. Die Ursachen von Deportation und Ausbeutung deutscher Zivilisten stehen im engen Zusammenhang mit den vorausgegangenen Verbrechen des NS-Regimes an den Menschen in vielen Völkern Europas. Neben vielen Millionen Kriegstoten sind schätzungsweise 12 bis 14 Millionen Menschen durch verbrecherische Maßnahmen und die Vernichtungs- und Rassenpolitik des nationalsozialistischen Regimes zu Tode gekommen.

Ebenso wie die erfolgreichen Vorgängerausstellungen „Erzwungene Wege – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“ (2006), „Die Gerufenen – Deutsches Leben in Mittel- und Osteuropa“ (2009), „Angekommen – Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“ (2011), „Verschwunden – Orte, die es nicht mehr gibt“ (2016) sowie die Gesamtschau „Heimatweh“ (2012) wird auch die neue Ausstellung  als Wanderausstellung in der gesamten Bundesrepublik gezeigt.

Die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen verleiht am Tag der Ausstellungseröffnung auch den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis in der Frankfurter Paulskirche an den renommierten Historiker und Publizisten Prof. Dr. Michael Wolffsohn. ZgV

Zentrum gegen Vertreibungen, Godesberger Alle 72-74, 53175 Bonn, Telefon (0228) 8100730, Internet: www.z-g-v.de.