25.04.2024

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12.10.18 / Morgen windig, 13 Grad / Trotz Satellitentechnik vertrauen Meteorologen auf Wetterballons

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Morgen windig, 13 Grad
Trotz Satellitentechnik vertrauen Meteorologen auf Wetterballons
Silvia Friedrich

Erst knackt es geheimnisvoll, dann öffnen sich wie von Geisterhand die Klappen an einem großen Metallkasten, und schon schwebt ein weißer Ballon geräuschlos in den Himmel. Das passiert jeden Tag auf der ostfriesischen Insel Norderney und an neun weiteren Stationen in Deutschland. In Greifswald, Bergen, Lindenberg, Essen, Meiningen, Idar-Oberstein, Kümmersbruck, Stuttgart und München werden Ballons gestartet. Fünf Stationen, auch die auf Norderney, funktionieren vollautomatisch. An ihnen befestigt sind Radiosonden, die in höheren Luftschichten Messungen durchführen und zur Bodenstation funken.

Zweimal täglich zu festgelegten Zeiten finden weltweit Radiosonden-Aufstiege statt. Dieses erfolgt meistens zu den Terminen 12 und 00 UTC (koordinierte Weltzeit), also bei uns zur mitteleuropäischen Zeit 13 und ein Uhr. In Deutschland steigen an zehn Stationen im Land jährlich rund 7500 Ballons des Deutschen Wetterdienstes in den Himmel. 

Um das Wetter vorhersagen zu können, muss man vorher genau wissen, wie die aktuellen Wetterverhältnisse eigentlich sind. Und das nicht nur unten in Bodennähe, sondern vor allem in der Höhe. Wenn eine Radiosonde mit einem Ballon in den Himmel geschickt wird, bekommt man genaue Informationen über verschiedene Luftschichten in der Atmosphäre. Es werden mit der Sonde Messwerte über den Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und auch zur Windgeschwindigkeit und Windrichtung in den verschiedenen Höhen erfasst. Außerdem misst sie stets durch GPS auch ihre Position und vermittelt diese an die Bodenstation. Die Messwerte werden durch die Radiosonde zur Bodenstation gesendet und anschließend ausgewertet. Die ermittelten Werte fließen in die Berechnung von Wettermodellen mit ein, die am Computer entstehen. Dabei liefern diese Werte wichtige Hinweise darüber, was in der Atmosphäre aktuell grade so los ist.

Meteorologen nutzen die Messwerte für die Wettervorhersage.  So können Aussagen über die Obergrenze von Hochnebel gemacht werden oder ob es durch wärmere Luftschichten in der Höhe zum Beispiel im Winter zu Glatteisregen oder im Sommer durch Quellwolken zur Gewitterbildung kommen könnte.

Da das vom Deutschen Wetterdienst in den Ballons verwendete Gas leicht entzündliches Wasserstoffgas ist, ist Vorsicht geboten, wenn man eine solche Radiosonde mit noch aufgeblasenem Ballon findet, was aber selten der Fall ist. Je weiter der Ballon aufsteigt, das kann bis zu 35 Kilometer hoch sein, umso mehr dehnt er sich aus und platzt dann irgendwann. Mittels eines kleinen Fallschirms sinken die Sonde und Ballonreste auf den Boden zurück. Ein angebrachter Zettel erklärt, wie der Finder den Fund zu entsorgen hat.