23.04.2024

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12.10.18 / Türkischer Autor schreibt aus dem Gefängnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Türkischer Autor schreibt aus dem Gefängnis

Selahattin Demirtas ist ein türkischer Oppositionspolitiker. Als ehemaliger Co-Vorsitzender der HDP, einer Partei, die sich für Minderheitenrechte und Gleichberechtigung einsetzt sowie die kurdische Minderheit vertritt, geriet Demirtas in Konflikt mit der türkischen Staatsmacht. Seit November sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis von Edirne ein. 

Im Gefängnis begann er, kleine Erzählungen zu verfassen, in denen er das Schicksal der Opfer der islamischen Türkei aufgreift, überwiegend Frauen. Es sind Geschichten, die „an die Nieren gehen“, wenn etwa ein junges Mädchen, das sich in den falschen Mann verliebt und einer Massenvergewaltigung zum Opfer fällt, vom Vater und den Brüdern getötet wird, um die Familienehre zu retten, oder wenn ein fünfjähriges syrisches Mädchen auf der Flucht mit seiner Mutter ertrinkt oder einem Mädchen nur die Flucht von zuhause bleibt, um selbst über sein Leben zu bestimmen. 

Es sind durchweg traurige Erzählungen, die, wenn auch nicht in stilistischer Vollendung geschildert, dennoch berühren. Sie lassen die Trauer und Wut des Autors durchscheinen, was ihnen Authentizität verleiht. MRK 

Selahattin Demirtas: „Morgengrauen. Storys“, Penguin Verlag, München 2018, gebunden, 144 Seiten, 16 Euro