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12.10.18 / Ein Insider warnt vor radikalen Moslems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-18 vom 12. Oktober 2018

Ein Insider warnt vor radikalen Moslems
Wolfgang Kaufmann

Seit dem spektakulären Aufstieg des Islamischen Staates und der Liquidierung Osama bin Ladens ist das von letzterem begründete terroristische Netzwerk al-Kaida ziemlich in Vergessenheit geraten. Sehr zu Unrecht, meint der Islamwissenschaftler Behnam T. Said, langjähriger Mitarbeiter der Hamburger Verfassungsschutzbehörde, in seinem Buch „Geschichte al-Qaidas“, das an seinen Bestseller „Islamischer Staat“ anknüpft.

Wie im letzten Werk auch beschreibt der Autor zunächst die Entwicklung der Dschihadisten-Organisation von ihren frühesten Anfängen bis zur unmittelbaren Gegenwart, wobei er sich im Falle der al-Kaida auf aufschlussreiche, mittlerweile freigegebene Dokumente stützen konnte, die in Bin Ladens Haus in Pakistan gefunden worden waren. Anschließend kommt Said auf die derzeitigen Aktivitäten der al-Kaida sowie deren Auswirkungen auf unsere Sicherheit zu sprechen. Das tut er ebenso kompetent wie detailreich – der Darstellung ist sehr deutlich anzumerken, dass sie von einem Insider aus dem Sicherheitsapparat stammt und nicht beispielsweise von einem Journalisten, der in der Regel nur allgemein zugängliche Quellen auswerten kann.

Aufgrund seines Wissens warnt Said ganz entschieden davor, die al-Kaida aus dem Fokus zu verlieren oder zu unterschätzen: Durch den Niedergang des Islamischen Staates in Syrien und dem Irak sei die verschiedentlich schon totgesagte al-Kaida zu einem Auffangbecken für viele Dschihadisten geworden, die sich auch dem Erbe Bin Ladens verpflichtet fühlen. 

Darüber hinaus baue das Netzwerk seine Präsenz in vielen Regionen des Globus aus. So zum Beispiel in Form von regionalen Ablegern wie der Ansar al-Scharia auf der Arabischen Halbinsel, der al-Kaida im Islamischen Maghreb, der Al-Shabaab in Somalia und der Qaidat al-Dschihad, welche in Myanmar, Bangladesch und Indien ein Kalifat errichten will. All diesen Gruppierungen ist gemeinsam, dass sie ihre Operationsgebiete sukzessive ausdehnen, was durch diverse Bürgerkriege und die rechtsfreien Räume, welche infolge des „Arabischen Frühlings“ entstanden waren, erheblich erleichtert wird.

Das macht die al-Kaida aus Saids Sicht weiterhin brandgefährlich. Deshalb wagt er dann auch folgende durchaus realistische Prognose: Von dem Terrornetzwerk, das einst die Anschläge vom 11. September 2001 verübt habe, seien auch zukünftig spektakuläre Aktionen zu erwarten – zum einen wegen des Konkurrenzverhältnisses zum Islamischen Staat, zum anderen aufgrund der langen eigenen dschihadistischen Tradition. 

Behnam T. Said: „Geschichte al-Qaidas. Bin Laden, der 11. September und die tausend Fronten des Terrors heute“, Verlag C. H. Beck, München 2018, broschiert, 239 Seiten, 14,95 Euro