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19.10.18 / Allen Anfeindungen zum Trotz / Jüdische Mitglieder der AfD gründen eigene Gruppierung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-18 vom 19. Oktober 2018

Allen Anfeindungen zum Trotz
Jüdische Mitglieder der AfD gründen eigene Gruppierung
Bodo Bost

In Wiesbaden hat sich eine Interessengemeinschaft von „Juden in der AfD“ gebildet. Ihre Mitglieder legen bewusst Wert darauf, dass dies nicht auf Initiative des Bundesvorstandes der AfD geschah.

Wiesbaden war wohl nicht zufällig als Versammlungsport gewählt, nicht nur weil in Hessen bald Landtagswahlen sind. In Wiesbaden war vor einigen Wochen ein 15-jähriges jüdisches Mädchen, Susanna Feldmann, von einem muslimischen Jugendlichen brutal vergewaltigt und danach mit einem Messer ermordet worden. Die AfD war damals die erste, die dieses schreckliche Verbrechen, von dem noch nicht sicher ist, ob es nicht auch einen antisemitischen Hintergrund hatte, thematisiert und mit der unkontrollierten Zuwanderung in Verbindung gebracht hat. In Chemnitz marschierten allerdings wenige Wochen später, nach einem weiteren muslimischen Messermord, auch AfD-Mitglieder Seite an Seite mit Rechtsextremen, die am Rande einer Demonstration auch den Inhaber eines jüdischen Restaurants bedrohten.

Wie sich in Wiesbaden herausstellte, finden sich jüdische AfD-Mitglieder vor allem unter den jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion, die seit 1992 als sogenannte Kontingentflüchtlinge oft zusammen mit dem Strom deutschstämmiger Russlanddeutscher nach Deutschland gekommen sind. Unter den jüdischen Zuwanderern, die sich vor allem in den großen Städten finden, haben viele den Anschluss an die bereits bestehenden deutschen jüdischen Gemeinden nicht gefunden. Viele trauern auch – wie viele Russlanddeutsche – der alten untergegangenen sowjetischen Welt nach. Die meisten dieser Enttäuschten haben sich keiner Synagogengemeinde angeschlossen, einige, um die dann fällige Kultussteuer zu sparen, andere, weil sie bewusst nicht religiös sind. In Wiesbaden trugen aber einige der zwei Dutzend Gründungsmitglieder demonstrativ die Kippa, die jüdisch-religiöse Kopfbedeckung, die für viele muslimische Zuwanderer bereits eine Zumutung ist. Unter dieser jüdischen Gruppe von Zuwanderern, die mittlerweile alle-samt gut integriert und deutsche Staatsangehörige geworden sind, findet sich das Gros der Gruppe jüdischer AfD-Mitglieder, welche die Vereinigung „Juden in der AfD“ gegründet haben. 

Zur Vorsitzenden der neuen Gruppe wurde Vera Kosova, AfD-Bundestagskandidatin aus Nürtingen, gewählt. Die 36-jährige promovierte Kardiologin ist 1997 als Kontingentflüchtling aus Usbekistan, wo sie den Aufstieg des politischen Islams miterleben konnte, nach Deutschland eingewandert. In der vorläufigen Grundsatzerklärung sind vor allem zwei Auslöser für die Gründung der Gruppe genannt: zum einen eine „unkontrollierte Masseneinwanderung“ junger Männer aus dem „islamischen Kulturkreis“ mit „einer antisemitischen Sozialisation“. Auch das Thema Judenhass im Islam wird in der vorläufigen Grundsatzerklärung thematisiert. Ein weiterer Schwerpunkt in der Grundsatzerklärung ist die „Zerstörung der traditionellen, monogamen Familie“ durch „Gender-Mainstreaming“ und „Frühsexualisierung“ in Schule und Gesellschaft.

Die neue Gruppe hat wohl keine Unterstützung des Zentralrats der Juden in Deutschland zu erwarten. Grund dafür sei, so das vorläufige Gründungspapier, dass „dieses Organ ebenso wie die Landeskirchen und Diözesen weitgehend aus staatlichen Mitteln finanziert wird und mithin eine gewisse Konformität zur Schau zu stellen hat“. Auch auf das Verhältnis zu Israel geht das vorläufige Grundsatzpapier ein, allerdings eher im Hinblick auf die gemeinsame Bedrohung durch den radikalen Islam, der den Staat Israel in seiner Existenz bedroht, was viele deutsche Politiker nicht wahrhaben wollen. Die Juden in der AfD werfen diesen Politikern vor, mit ihrem „Antizionismus“ das Spiel der Antisemiten zu betreiben. Wie keine andere Partei thematisiert die AfD den Judenhass durch Muslime. Vielen AfD-Mitgliedern ist dabei ein ehrlich gemeintes pro-israelisches Engagement nicht abzusprechen.

Dennoch werfen andere Parteien und auch die offiziellen jüdischen Verbände der AfD vor, ihr Bekenntnis zu Israel beruhe nicht auf Sympathie für die Juden, sondern eher auf Ablehnung des politischen Islam. 17 offizielle jüdische Verbände und Organisationen reagierten empört auf die Gründung der Gruppe. Dass es Antisemiten in den Reihen der AfD gibt, räumen auch deren jüdische Mitglieder ein. Alexander Beresowski, Stuttgarter AfD-

Stadtrat und Mitglied der jetzt gegründeten Gruppe betont, Fälle wie der des baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon seien Einzelfälle und nicht repräsentativ für die AfD. Der Fall Gedeon würde überbetont, um der gesamten AfD Antisemitismus zu unterstellen.