20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.10.18 / Nicht mehr »alternativlos« / Angela Merkels Gegenkandidaten beim CDU-Parteitag in Hamburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-18 vom 19. Oktober 2018

Nicht mehr »alternativlos«
Angela Merkels Gegenkandidaten beim CDU-Parteitag in Hamburg

Einst wurde Angela Merkel als mächtigste Frau der Welt bezeichnet. Mittlerweile schwindet der Rückhalt der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden in der eigenen Partei. Die Niederlage, die ihr Vertrauter Volker Kauder bei seiner angestrebten Wiederwahl zum Fraktionsvorsitzenden gegen seinen Ge-genkandidaten Ralph Brinkhaus einfuhr, ist ein Vorgeschmack auf die sich abzeichnenden Machtkämpfte innerhalb der Union. Merkel führt die CDU seit nunmehr 18 Jahren und hatte kürzlich erkennen lassen, beim Parteitag in Hamburg am 7. und 8. Dezember wieder kandidieren zu wollen. Was vor Kurzen noch als undenkbar galt, wurde nun Realität. Die Kanzlerin erhält bei ihrer Kandidatur Gegenkandidaten. 

Der Bonner Völkerrechtler Matthias Herdegen kündigte in der vergangenen Woche als Dritter an, gegen die Kanzlerin antreten zu wollen. „Ich habe mich nach langen Gesprächen mit Parteifreunden und Mandatsträgern und auch staatsrechtlichen Kollegen im Frühsommer dieses Jahres entschieden, für den Vorsitz der CDU zu kandidieren“, sagte der 61-jährige Direktor des Instituts für Öffentliches Recht sowie Direktor am Institut für Völkerrecht und Mitglied des Zentrums für Europäisches Wirtschaftsrecht der Rheinischen Fried-rich-Wilhelms-Universität in Bonn der „Welt“. „Es geht mir darum, ein Zeichen zu setzen dafür, dass die Grundwerte der CDU nach wie vor lebendig sind und wir nicht zufrieden sind mit dem lediglich situativen Moderieren der schwierigen Situation“, sagte der Jurist, der zum konservativen Flügel der Partei gezählt wird. „Wer immer nur auf Sicht fährt, ohne einen inneren Kompass, der riskiert, im Blindflug zu enden.“

Bereits Ende September hatte der 26-jährige Jura-Student Jan-Philipp Knoop bekanntgegeben, dass er gegen Merkel kandidieren will. Der Berliner Ortsfunktionär gab sich im Gespräch mit dem „Tagesspiegel“ selbstbewusst. Er sagte, er sehe sich nicht nur als Zählkandidat, sondern strebe wirklich nach dem Amt: „Ich traue es mir zu.“ Wenn auch zu bezweifeln ist, dass Knoop eine reale Chance haben wird, zeigt seine Kandidatur doch, dass es in der Basis rumort. 

Deutlich unangenehmer für Merkel ist, dass mit Andreas Ritzenhoff ein Mann gegen sie kandidiert, der 700 Mitarbeitern Lohn und Brot garantiert. „Ich kann Wirtschaft“, sagt der mittelständische Unternehmer aus Hessen, welcher der Union erst Anfang des Jahres beigetreten ist. Gegenüber der Funke-Mediengruppe erklärte er, Deutschland und Europa seien einer „Bedrohung“ ausgesetzt, „die sich gegen die Wirtschaftskraft, den Wohlstand, die Sicherheit und nicht zuletzt die Freiheit der Kultur und des Geistes unserer Bevölkerung richtet“.

Innerhalb des CDU-Establishments wächst die Sorge vor einem turbulenten Parteitag. Dass die drei bisherigen Merkel-Herausforderer eine ernsthafte Chance haben könnten, glaubt zwar niemand. Allerdings könnte die Unruhe jemanden auf den Plan rufen, der deutlich besser verankert ist. Der Name des früheren Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz fällt immer häufiger.P.E.