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19.10.18 / Gefahr durch die Fed / Dem Euroraum drohen Kapitalabzug und Inflation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-18 vom 19. Oktober 2018

Gefahr durch die Fed
Dem Euroraum drohen Kapitalabzug und Inflation
Norman Hanert

Die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde ist auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank auf der Insel Bali auf Distanz zur Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump gegangen. Sie forderte, den weltweiten Handel zu reparieren, statt ihn zu zerstören. 

Die Französin setzte sich zudem kritisch mit Kritik Trumps an der US-Zentralbank auseinander. Trump hatte nach Zinserhöhungen und darauffolgenden schweren Kursverlusten an der New Yorker Börse erklärt, die Federal Reserve (Fed) sei „verrückt geworden“. Die Notenbank der Vereinigten Staaten hat Ende September bereits zum dritten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins erhöht. Der Zins zur Geldversorgung der Geschäftsbanken liegt nach der jüngsten Erhöhung nun in einer Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent. Die Notenbank hat bereits vier weitere Zinserhöhungen bis Ende 2019 signalisiert. 

Zur Kritik des US-Präsidenten an der Fed erklärte die IWF-Chefin, Notenbankchef Jerome Powell und sein Vorstand wirkten sehr solide und seriös. Die US-Notenbank kann für die Normalisierung ihrer Geldpolitik gute Gründe anführen. „Die Wirtschaft ist stark. Das Wachstum legt kräftig zu. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Die Zahl der Menschen, die arbeiten, steigt stetig, und die Löhne steigen“, so Powell. Den USA droht nicht nur die Gefahr, dass die Konjunktur heiß läuft. Der Handelskrieg mit China hat das Potenzial, über steigende Importpreise auch die Inflation zu befeuern.

Nichtsdestoweniger stellen die steigenden Zinsen in den USA ein Risiko für die gesamte Weltwirtschaft dar. Ein Großteil der grenzübergreifenden Bankkredite wird nach wie vor in US-Dollar vergeben. Länder wie die Türkei oder Argentinien leiden schon jetzt unter Kapitalabflüssen in Richtung USA. Dabei spielen neben den Sorgen von Investoren vor der schwierigen Lage in den Ländern auch das angestiegene Zinsniveau in den USA eine Rolle. Viele Schwellenländer, in denen sich Unternehmen in Dollar verschuldet haben, 

stecken in einer Dollar-Falle. Die zunehmende Stärke der US-Währung setzt also nicht nur eine Kapitalflucht in Gang, ebenso verteuert sie die Rückzahlung bestehender Dollar-Kredite.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) gerät durch höhere Zinsen und steigende Anleiherenditen in den USA unter Druck. Die EZB hat zwar angekündigt, ihr Anleihenkaufprogramm zum Jahresende auslaufen zu lassen, mit einer Zinsanhebung rechnen Beobachter allerdings frühestens ab Sommer/Herbst 2019. Wie für die Schwellenländer hat ein US-amerikanischer Zinsvorsprung auch für den Euroraum die Wirkung, dass Kapital abgezogen wird. Sinkt in der Folge der Wechselkurs des Euro, könnten die Exportchancen europäischer Unternehmen zwar steigen, doch stehen dem Vorteil erhebliche Risiken gegenüber. Ein schwacher Euro würde nämlich die Inflation beschleunigen, etwa durch eine Verteuerung der in Dollar bezahlten Importe wie beispielsweise Energieeinfuhren. 

Die massive Umschichtung von Kapital in Richtung Dollar-Raum birgt darüber hinaus das Risiko, die europäischen Anleihenmärkte unter neuen Druck zu setzen. Innerhalb des EZB-Rats könnte eine solche Entwicklung denjenigen Kräften Rückenwind geben, die eine Beendigung der Anheihenkäufe durch die Notenbank hinauszögern möchten.