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26.10.18 / »Friedenspreis« für Dogmen / Professorenpaar legt nicht nur in einer ARD-Sendung die »richtige« und »gute« Weltsicht dar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

»Friedenspreis« für Dogmen
Professorenpaar legt nicht nur in einer ARD-Sendung die »richtige« und »gute« Weltsicht dar
Erik Lommatzsch

Die wöchentliche ARD-Kultursendung „titel, thesen, temperamente“ („ttt“) kam nie ohne politische Schlagseite aus. Zudem war sie durch die Auswahl der Beiträge zwangsläufig subjektiv, dennoch früher zumeist informativ. Seit einiger Zeit versteht sie sich jedoch unverhohlen als Sprachrohr der Politik der gegenwärtigen Bundesregierung und vermittelt – ohne sichtlich direkte Einflussnahmen – gewünschte Sichtweisen. Ein Extremfall war der Beitrag über die diesjährigen „Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels“. Zugleich handelt es sich um ein Beispiel dafür, in welch doktrinäre Tiefen weit über Deutschland hinaus geschätzte Wissenschaftler abzusinken vermögen. Letzteres gilt insbesondere für den Ägyptologen Jan Assmann. Gemeinsam mit seiner Frau, der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, erhielt er den „Friedenspreis“. Die Verkündung der Ansichten des Paares beschränkt sich bei Weitem nicht auf den Kultursendungsbeitrag – hier wurden sie aber pointiert und publikumswirksam präsentiert.

Vorgestellt wurden die beiden als „zwei Größen des Geisteslebens“. Die Kulturwissenschaften haben sie – über ihr jeweiliges engeres Fachgebiet hinaus – „quasi erfunden“ und sie seien „sozusagen Experten für die Menschenrechte“. Diese seien zurzeit bedroht, auch „innerhalb Europas“. Unverblümt wird eingeräumt, dass der Preis auch ein „politisches Signal“ sei. Mit dem „kulturellen Gedächtnis“ haben sich die Forscher beschäftigt. Deutschland habe, so die Sendung, eine „Erinnerungskultur, die weltweit als beispielhaft gilt“. Schnell erfolgt der Sprung zu den Verbrechen der Nationalsozialisten und dem „Mahnmal in Berlin, das uns an unsere Selbstverpflichtung erinnert“. Für das Mahnmal haben sich auch die Assmanns verwendet. Diese Erinnerung werde aber „attackiert“, deren „Abschaffung“ werde gefordert. Letzteres wird seltsamerweise mit Bildern wehender Deutschlandfahnen unterlegt, die damit eindeutig negativ konnotiert werden. Belege – für die Bedrohung der Menschenrechte innerhalb der EU, die „weltweit beispielhafte“ Erinnerungskultur oder das Verlangen nach „Abschaffung“ – bleiben aus. „Weltweit einmalig“ wäre übrigens sicher zutreffender.

Nötig sind Belege allerdings kaum. Bestätigt wird die Linie des zu vermittelnden Bildes durch Interview-Worte aus professoralen Mündern. So erklärt Jan Assmann, das „Nie wieder“ beschränke sich nicht darauf, dass „Auschwitz“ niemals wieder möglich sei, „dann hat man die Pointe verfehlt“. Es gehe um das „Nie wieder wegschauen“. Unterdrückung, Leid, Vernichtung. Dann ist er auch schon bei der Gegenwart. Vom Sterben „an den Grenzen Europas“ ist die Rede, von Menschen, die „zu Tausenden im Mittelmeer untergehen“, vom Blockieren von Schiffen, „die die retten wollen“. Nach Auschwitz Deportierten und gegenwärtige „Flüchtlingen“ in eins zu setzen scheint für Jan Assmann kein Problem zu sein.

Aleida Assmann spinnt den Faden weiter. Grundlegende Menschenrechte sollten doch durch „grundlegende Menschenpflichten“ ergänzt werden. Es sei eine „moralische Entscheidungsfrage“, ob man bei anderen das Ähnliche – also das Gute – oder das Fremde – also das Böse – sehe. Klare, schwarz-weiße Zweiteilung: Jeder kann und sollte, der Professorin zufolge, entscheiden, auf welcher Seite er stehen möchte.

Weiter wird verkündet, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, „ob überhaupt“ stehe nicht zur Debatte. Allein das „Wie“ sei „ein Aushandlungsprozess“. Aleida Assmann sekundiert abermals verbal. Es heiße, Demokratie lebe vom Streit, aber im Grunde lebe sie vom Argument. Direkt im Anschluss: „Und der Punkt ist, dass sehr vieles gar nicht verhandelbar ist.“ Es gebe einen Rahmen, der „Vielfalt“ garantiere. Und eine Position, die diese „Vielheit“ – hier fällt ein anderes Wort – „abschaffen will, verdient eben keinen Respekt“. Bemerkenswerte Worte aus dem Munde der mit dem „Friedenspreis“ dekorierten „Quasi-Erfinderin“ der Kulturwissenschaften.

Die Zeit, da Dogmen als Feind jedes Strebens nach Erkenntnis galten, scheint vorbei zu sein, für Kultursendungen ebenso wie für Forscher. Man möchte hier an den 2016 verstorbenen Historiker Ernst Nolte erinnern. Einem Wissenschaftler weit eher angemessen vertrat er die Maxime: „Ich rede mit jedem.“