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26.10.18 / Fataler Konsulatsbesuch / Vieles spricht dafür, dass Jamal Khashoggi in Istanbul getötet wurde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-18 vom 26. Oktober 2018

Fataler Konsulatsbesuch
Vieles spricht dafür, dass Jamal Khashoggi in Istanbul getötet wurde
Bodo Bost

Jamal Khashoggi ist im saudischen Konsulat in Istanbul unter äußerst mysteriösen Umständen verschwunden. In die konsularische Vertretung seines Staates ging er am 2. Oktober dieses Jahres, um sich Dokumente abzuholen, die er für eine Heirat mit seiner türkischen Lebensgefährten brauchte. Diese hatte ihn bis zum Konsulat begleitet, durfte aber nicht mit ihm hineingehen. Sie wartet immer noch vor dem Konsulat, jetzt allerdings zusammen mit Dutzenden von Kamerateams aus aller Welt, die darauf warten, dass der Verschollene wieder herauskommt. Die Saudis und ihr Konsulat behaupten, dass Khashoggi das Konsulat bereits verlassen habe und dementieren, mit Khashoggis Verschwinden etwas zu tun zu haben. 

Die türkische Polizei allerdings geht nach Agentur-Berichten davon aus, dass Khashoggi bei einem Besuch im Konsulat seines Landes in Istanbul getötet worden ist. Dafür sei eigens ein saudisches Mordkommando inklusive Militärarzt in die Türkei gereist, welches das Konsulat und das Land noch am selben Tag wieder verlassen habe, meldet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf türkische Regierungskreise. Das Konsulat wurde Tag und Nacht mit vielen Kameras von außen überwacht, auch innerhalb des Baus soll die Türkei rechtswidrig Wanzen angebracht haben, die auf eine Folterung und Ermordung des kritischen Journalisten hindeuten. Viele westliche Regierungen haben den Druck auf die Saudis angesichts des ungeheuerlichen Verdachts deutlich erhöht. Die Araber geraten gegenüber ihren westlichen Partnern in Erklärungsnot. Die Börse des Landes verlor an einem Tag ihre gesamten Jahresgewinne. Bei Wirtschaftssanktionen, wie sie jetzt von vielen gefordert werden, wären die Folgen wegen des Ölmonopols der Saudis für die Weltwirtschaft unabsehbar. 

Das Verschwinden Khashoggis dürfte die Spannungen zwischen den Regionalmächten Türkei und Saudi-Arabien, die beide um die Vorherrschaft in der sunnitischen Welt wetteifern, weiter verschärfen. Auf diese Spannungen hatte Khashoggi wohl auch gesetzt, als er sich in das Konsulat wagte. Die Beziehungen zwischen beiden sunnitischen Mächten hatten sich vergangenes Jahr verschlechtert, nachdem die Türkei einen Militärstützpunkt in Katar eröffnete hatte, das von Saudi-Arabien mit einem Embargo belegt worden war, weil sich auch Katar nicht am Krieg der Saudis im Jemen beteiligen wollte. 

Der 60 Jahre alte Jamal Khashoggi ist beziehungsweise war ein Gegner des saudischen Kriegseinsatzes im bitterarmen Jemen, für den das Land jetzt viel mehr Waffen braucht als vorher. Wegen dieser Kritik musste er das Königreich sogar verlassen, dem er die Jahre zuvor als Berater und Medienspezialist wertvolle Dienste geleitstet hatte. Sein Großvater war gar der Leibarzt des saudischen Dynastiegründers, König Abdel Aziz. Khashoggi, der als Journalist versucht haben soll, Osama bin Laden von der Gewalt abzubringen, hatte wiederholt den mächtigen Kronprinzen Muhammad Bin Salman kritisiert. Dieser hat zwar konsmetische Reformen in Wirtschaft und Gesellschaft eingeleitet, doch gleichzeitig die Repression gegen Kritiker und Oppositionelle verschärft, zu denen auch die Familie Khashoggi gehört, auch wenn sie mit dem mächtigen ägyptischen Handelshaus Al Dodi verwandt ist.